PKV-Beitragsstabilität: Rating zeigt Tendenz zur Beitragssteigerung im Neugeschäft

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Das MORGEN & MORGEN Rating PKV-Beitragsstabilität bestätigt auch in diesem Jahr mit 2,79 Prozent Anpassung die Tendenz der Beitragssteigerung im Neugeschäft. Der neue Ratingjahrgang zeigt sich mit angepassten Benchmarks und einer deutlichen Verschiebung in der Sterneverteilung.

Trotz des aktuell moderaten Anstiegs der Beiträge in der Privaten Krankenversicherung (PKV) bleiben Beitragsanpassungen (BAP) ein sensibles Thema für Verbraucher. Die seit 2012 bestehende Unisex-Tarifgeneration hatte in den letzten Jahren zunächst zu einer Entspannung der Beitragsentwicklung
geführt, doch mit dem Älterwerden dieser Tarife steigen die BAP naturgemäß. In den MORGEN & MORGEN Analysen zeigen sich die Beitragsanpassungen erneut mit steigender Tendenz. Im Vergleich zu den knapp fünf Prozent der Bisex-Tarife von 2012 sind diese Anpassungen von aktuell 2,79 Prozent jedoch
gering. Die Hauptgründe für die Beitragserhöhungen sind gestiegene Behandlungskosten aufgrund des medizinischen Fortschritts, die Alterung der Bestände und die bisherige Niedrigzinsphase.

M&M Rating PKV-Beitragsstabilität

MORGEN & MORGEN untersucht im Rahmen des M&M Rating PKV-Beitragsstabilität die Tarife der Privaten Krankenvollversicherung. Hierbei werden Neugeschäftsbeiträge und Beitragsanpassungen der PKV-Tarife marktweit analysiert und zu einer Bewertung pro Tarifkombination aggregiert. Nur Tarife, die bereits seit mindestens fünf Jahren auf dem Markt sind, finden Berücksichtigung. Um den aktuellen Marktgegebenheiten zu entsprechen, wurden in diesem Jahr die Benchmarks für das M&M Rating Beitragsstabilität leicht erhöht. Zu den Hauptgründen für notwendige Beitragsanpassungen gehören
medizinischer Fortschritt, Bestandsalterung und turbulente Kapitalmärkte. In den letzten Jahren spielte jedoch auch die hohe Inflation eine Rolle. Um diesen Effekt im Rating etwas auszugleichen, wurden die Benchmarks jeweils um 0,5 Prozent-Punkte erhöht.

Durchschnittliche BAP

Die durchschnittliche Beitragsanpassung beträgt in diesem Jahr 2,79 Prozent und liegt damit deutlich über dem Vorjahreswert von 2,04 Prozent. Obwohl dies einen markanten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt, bleibt das Niveau der Anpassungen weiterhin moderat, insbesondere im Vergleich zu
2012, als die Anpassungsrate knapp 5 Prozent betrug. Dieser Unterschied lässt sich nach wie vor darauf zurückführen, dass die Tarife noch relativ „jung“ sind.

Ratingergebnis

Trotz der Anpassung der Benchmarks zeigt das Ratingergebnis eine Verschiebung in der Sterneverteilung weg von den Höchstbewertungen. Dieser Trend setzt sich erwartungsgemäß fort, da ein Anstieg der
Beitragsanpassungen über die Jahre mit zunehmendem „Alter“ der Tarife zu erwarten war. Die aktuelle Analyse der Sterneverteilung für das Jahr 2024 zeigt eine deutliche Veränderung im Vergleich zu den Vorjahren. Insbesondere fällt auf, dass die Anzahl der Höchstbewertungen (5 Sterne) deutlich zurückgegangen ist und sich ein starkes Mittelfeld mit 3-Sterne-Bewertungen bildet. „Trotz des Rückgangs bei den Höchstbewertungen ist das Anpassungsniveau moderat geblieben und die Gesamtzahl der gut bewerteten Tarife bleibt weiterhin hoch“, erklärt Thorsten Bohrmann, Senior
Versicherungsanalyst bei MORGEN & MORGEN.

Im Detail ergibt sich folgendes Bild

5 Sterne: Die Anzahl der 5-Sterne-Bewertungen ist von 288 im Jahr 2023 auf 187 im Jahr 2024 gesunken. Dies stellt einen Rückgang um etwa 35 Prozent dar.
4 Sterne: Auch bei den 4-Sterne-Bewertungen ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, von 236 im Jahr 2023 auf 227 im Jahr 2024.
3 Sterne: Die Anzahl der 3-Sterne-Bewertungen ist hingegen deutlich gestiegen. Mit 349 Bewertungen im Jahr 2024 liegt dieser Wert deutlich über den 248 im Jahr 2023 und ist der höchste Wert der letzten Jahre.
2 Sterne: Die 2-Sterne-Bewertungen sind leicht gesunken, von 161 im Jahr 2023 auf 154 im Jahr 2024.
1 Stern: Eine markante Zunahme zeigt sich bei den 1-Sterne-Bewertungen. Diese haben sich von 98 im Jahr 2023 auf 149 im Jahr 2024 erhöht.

Ausblick

Die Privaten Krankenversicherer stehen vor der Herausforderung der steigenden Leistungsausgaben. Im Jahr 2023 sind diese im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gestiegen. Zu den wesentlichen Ursachen zählten erhöhte Behandlungskosten im Gesundheitssystem aufgrund von medizinischem Fortschritt und Inflation, die Alterung der Bestände sowie pandemiebedingte Nachholeffekte. Trotz der zuletzt wieder steigenden Zinsen stellt die vorhergehende Niedrigzinsphase weiterhin eine Belastung für die Private
Krankenversicherung (PKV) dar. Ein Teil der Beitragsanpassungen zu Beginn des Jahres 2024 resultierte sicherlich aus der Absenkung des Rechnungszinses.

Mit Blick auf die Zukunft besteht Hoffnung, dass durch die Stabilisierung des Kapitalmarktes keine weiteren Rechnungszinsabsenkungen mehr erfolgen müssen und keine Beitragsanpassungen mehr aus Zinsgründen erforderlich sind. Dennoch werden Beitragssteigerungen aufgrund von medizinischem
Fortschritt und Bestandsalterung weiterhin an der Tagesordnung sein. Auch die anhaltende Inflation und die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs werden voraussichtlich weiterhin Auswirkungen auf die Preisentwicklung im Gesundheitswesen haben. Dies birgt das Risiko weiterer inflationsbedingter
Steigerungen der Leistungsausgaben. „Es bleibt abzuwarten, wie die PKV-Anbieter diesen Herausforderungen begegnen und welche Strategien sie entwickeln, um ihre Beiträge stabil und attraktiv zu halten“, sagt Bohrmann.


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