Geringe Budgets und fehlende Experten bremsen Entwicklung im Finanzbereich

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Die Verbesserung des Reportings und von Analysefähigkeiten sind die aktuell wichtigste Aufgabe von Chief Financial Officers (CFOs). Das sagen 152 von 400 (38 Prozent) von der Unternehmensberatung FTI-Andersch befragten CFOs. Um den Finance-Bereich zu entwickeln, bedarf es auch einer ausreichenden Investition in innovative Finanztechnologie. Doch vier von fünf CFOs beklagen zu knappe Budgets (84 Prozent) und fehlende Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet (83 Prozent). Das ist das Ergebnis des Global CFO Report 2024 von FTI-Andersch.

56 Prozent der Befragten arbeiten an einer Verbesserung der Planungsgenauigkeit, 39 Prozent an einer Integration von Planung und Reporting, 38 Prozent an einer besseren Erfassung der Liquiditätslage und fast jeder Vierte (23 Prozent) an einer generellen Verbesserung des Datenmanagements.

„Eine gute Liquiditätsplanung ist für Unternehmen essenziell. Das macht sich leider oft erst bemerkbar, wenn Unternehmen in unsicheres Fahrwasser geraten“, sagt Ralf Winzer, Vorstand von FTI-Andersch, der auf Restrukturierung, Business Transformation und Transaktionen spezialisierten Beratungseinheit von FTI Consulting in Deutschland. „Obwohl es dafür heute auch eine Vielzahl an Software-Lösungen gibt, sehen wir gerade in diesem Bereich in unserem Projektalltag jedoch häufig große Defizite. Insofern ist es zu begrüßen, dass sich CFOs in diesem Jahr unter anderem darauf fokussieren wollen. Aus meiner Sicht gehört dies ganz oben auf die Agenda bei der Entwicklung des Finance-Bereichs. Natürlich brauchen sie dazu auch die notwendige Zeit und die entsprechenden Ressourcen."

Erfassung des Status-Quo schon oft nicht ausreichend

Gefragt nach den Tätigkeiten, welche am meisten Zeit bei ihnen selbst in Anspruch nehmen, haben die europäischen CFOs angegeben: Finanzplanung und -analyse (48 Prozent), strategische Planung (43 Prozent) und operative Finanzprozesse (35 Prozent). Die Beschäftigung mit Innovations- und Technologiethemen wurde nicht explizit genannt.

„Liquiditätsplanung kann auch als strategische Planung verstanden werden“, sagt Ralf Winzer. „Entscheidend ist jedoch, dass CFOs hier wirklich fokussieren. Für viele bedeutet das zunächst gar nicht so sehr die Arbeit an verbesserter Genauigkeit in der Planung, sondern eine ordentliche Erfassung des Status-Quo. Gerade wenn zum Beispiel mehrere Landesgesellschaften zur Unternehmensgruppe gehören, fehlt oft eine präzise Definition der Liquidität, weil die jeweiligen Cash-Bestände nicht klar voneinander abgegrenzt sind. Haben Unternehmen hier ihre Hausaufgaben gemacht, können sie den nächsten Schritt in Richtung Szenario-Planung und technologische Automatisierung sowie Predictive Analytics gehen.“

Operative Überlastung vielfach Grund für mangelnde Entwicklung des Finance-Bereichs

Bei der Implementierung von Automatisierung und innovativer Finanztechnologie fehlt es der Mehrheit an CFOs (84 Prozent) an ausreichendem Budget und den richtigen Expertinnen und Experten im Unternehmen (83 Prozent). 77 Prozent tun sich schwer damit, die richtige Technologie beziehungsweise den richtigen Anwender zu selektieren. 67 Prozent haben angegeben, dass die Unterstützung der Geschäftsleitung zu wünschen übriglasse.

„Dass die Geschäftsleitung die CFOs hängen lässt, diese Aussage ist erstaunlich“, sagt Julian Drellmann, Managing Director und Experte für die Entwicklung von Finance-Organisationen. „Immerhin sind es sonst die CFOs, die Budgets anderer Bereiche nicht genehmigen. Zumal gehören sie fast immer selbst der Geschäftsleitung an. Dass mehr als zwei Drittel in dieser Befragung das Gefühl haben, die eigenen Belange nicht ausreichend vertreten zu können, zeigt das Innenleben der heutigen CFOs auf. Allerdings ist das nicht das Bild, das wir überwiegend in der Praxis sehen. Dort führt in den meisten Fällen vielmehr eine operative Überlastung in Kombination mit einer komplexen IT-Infrastruktur und zu wenig Fachkräften dazu, dass Entwicklungs- und Innovationsprojekte nicht so recht vorankommen.

Und so haben 94 Prozent der befragten CFOs angegeben, vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. 93 Prozent halten den Zugang zu Top-Talenten im Finanzwesen für eine der wesentlichen Herausforderungen. Jeder vierte CFO (23 Prozent) eines Unternehmens mit einem Umsatz zwischen 1 Mrd. Euro und 5 Mrd. Euro hält die technologischen Fähigkeiten verfügbarer Arbeitskräfte für problematisch. Julian Drellmann sagt: „CFOs werden sich darauf einstellen müssen, dass sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern werden. Der Fachkräftemangel wird noch ansteigen, ebenso wie die technologische Komplexität. Darum ist es für den CFO jetzt wichtig, dieses neue Szenario auch innerlich anzunehmen, zu lernen, sich darin zurecht zu finden und genau darauf seinen Bereich künftig auszulegen.“

Über die Untersuchung: Der Global CFO Report 2024 von FTI-Andersch zeigt die aktuellen Herausforderungen auf, mit denen CFOs und Führungskräfte im Finanzwesen konfrontiert werden. In Zusammenarbeit mit der globalen Plattform CFO Dive wurden weltweit 400 CFOs (oder äquivalent) aus den Regionen Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA), Nordamerika und Asien-Pazifik (APAC) befragt.

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