Faktencheck Elementarschadenversicherung: In Frankreich bringt sie dem Staat Geld ein

Hard rain fall in the city with blurry cars .Selective focus.Hard rain fall in the city with blurry cars .Selective focus.chokchaipoo – stock.adobe.com

Laut dem Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sei das französische System der Elementarschadenversicherung defizitär und nicht stabil. Ein Blick auf die offiziellen Zahlen im Nachbarland genügt, um diese Aussagen zu widerlegen. Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) erklärt, wie der Staat sogar Geld verdienen kann, während 98 Prozent der Haushalte für gerade einmal 26 Euro im Jahr einen umfassenden Versicherungsschutz erhalten.

Das sogenannte CatNat-System in Frankreich kann in wenigen Worten erklärt werden: Quasi alle Haushalte zahlen ein, daher bleiben die Prämien niedrig. Die Versicherungsgesellschaften schützen sich über Verträge mit einem starken Rückversicherer, der Caisse Centrale de Réassurance (CCR), und der Staat steht diesem als Garantiegeber zur Seite.

Dieser letzte Punkt bedeutet nicht, dass regelmäßig Steuergelder fließen müssen. Der französische Staat musste in 42 Jahren nur ein einziges Mal finanziell einspringen. Im Jahr 1999 wurden 263 Millionen Euro in das System eingezahlt. Ein extrem geringer Betrag im Vergleich zu den 30 Milliarden aus deutschen Steuergeldern, die für das Ahrtal zur Verfügung gestellt wurden.

Trotz dieser einmaligen Bezuschussung des Systems verdient der französische Staat Geld mit seinem CatNat-System. Für die Zusage, im Ernstfall als Garantiegeber einzuspringen, erhält er 10,8 Prozent der Prämien, welche der Rückversicherer CCR einnimmt. Aktuell sind das jährlich etwa 120 Millionen Euro.
Zudem zahlt die CCR, wie jedes Unternehmen, Steuern an den Staat. Auch hier handelt es sich um bedeutende Beträge, die in die Staatskasse hineinfließen und nicht etwa umgekehrt.

Der Klimawandel sorgt seit ein paar Jahren für steigende Ausgaben auf Seiten des Rückversicherers. Dieser kann aber auf angesparte Mittel zurückgreifen. Und ab 2025 werden die Beiträge für die Elementarschadenversicherung erhöht. Für Versicherungsnehmende ist der Anstieg von durchschnittlich 26 Euro im Jahr auf 42 Euro zu verschmerzen. Zum Vergleich: In Deutschland fallen 200 bis 2.000 Euro für einen Elementarschadenschutz an.

Fazit: Das französische System der Elementarschadenversicherung ist trotz Klimawandel beständig und beschert dem Staat jedes Jahr Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich!

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