KI sorgt für volle Auftragsbücher und ein breiteres Risikoprofil

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IT-Dienstleister profitieren vom Technologieboom: Künstliche Intelligenz (KI), Digitalisierung und zukunftsorientierte Innovationen führen zu mehr Auftragsdiversität – aber auch zu entsprechend größeren Risiken – in der IT-Branche. Durch komplexere Anforderungen und ein rasantes Entwicklungstempo erweitert sich die Rolle vieler IT-Dienstleistungsunternehmen zunehmend vom operativen Umsetzer zum aktiven strategischen Mitgestalter der digitalen Transformation und damit immer mehr zum Full-Service-Anbieter.

Diese und viele weitere Einblicke gibt die repräsentative Umfrage unter Entscheiderinnen und Entscheidern in IT-Dienstleistungs- und IT-Beratungsunternehmen, die das Marktforschungsunternehmen Statista im Juni 2024 im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox durchführte. Die Mehrheit der befragten Unternehmen ist dabei unter anderem im Bereich Support tätig (72 Prozent), über die Hälfte entwickelt Software (60 Prozent). Zudem betreuen 48 Prozent der IT-Unternehmen ihre Auftraggeber in der ITK-Beratung und -Dienstleistung, 46 Prozent setzen KI-Projekte um und 43 Prozent bieten Cloud-Dienstleistungen an. Das zeigt, wie breit aufgestellt IT-Dienstleister heute sind.

Thematisch steigen IT-Dienstleister verstärkt in Branchen ein, aus denen sich neue Geschäftspotenziale ergeben: Die Mehrheit davon bearbeitet Aufträge in Zukunftsfeldern wie Greentech (49 Prozent), Medtech (40 Prozent) und Foodtech (25 Prozent). Nur etwa ein Drittel der befragten Unternehmen (31 Prozent) ist bislang in keinem dieser Felder tätig. Beinahe alle Befragten teilen die Auffassung, dass es sich hier um einen langfristigen Trend handle, und erwarten eine stabile bis wachsende Auftragslage in diesen Bereichen (Greentech 93 Prozent, Medtech 95 Prozent, Foodtech 90 Prozent).

Große Unsicherheiten in der IT-Branche durch fehlende KI-Regulierungen

Aus Sicht der IT-Unternehmen ist auch der Bedarf nach Unterstützung im Bereich KI riesig: 97 Prozent der Unternehmen erwarten eine Zunahme an KI-Aufträgen. Besonders große Geschäftschancen sehen die Befragten in der Erstellung von KI-basierten Tools und Anwendungen (78 Prozent) sowie in der Beratung (75 Prozent). In ihrem eigenen Arbeitsprozess nutzen 71 Prozent der IT-Unternehmen fast immer oder häufig KI. Der Grund für diese weit verbreitete Nutzung liegt für 91 Prozent der Befragten auf der Hand: KI ist eine Technologie, die ihre Arbeit spürbar erleichtert.

Inwiefern bei Künstlicher Intelligenz jedoch Chancen oder Risiken überwiegen, spaltet die Branche: Für knapp die Hälfte der Befragten ist KI ein potenzielles Sicherheitsrisiko (51,5 Prozent), während die andere Hälfte dieser Aussage nicht zustimmt (48,5 Prozent). Besonders kritisch sehen IT-Dienstleister die Unkontrollierbarkeit und Fehleranfälligkeit von KI (48 Prozent), die Möglichkeiten des Datenmissbrauchs und -manipulation (45 Prozent) sowie den potenziellen Verstoß gegen Datenschutz- und Persönlichkeitsrechte (43 Prozent).

Doch auch die unklare Haftung und Regulierung (46 Prozent) erzeugt Besorgnis bei IT-Dienstleistern: Über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) gibt zu, unsicher bezüglich der erlaubten Nutzung und den Rechtsnormen zu KI zu sein. Noch ausgeprägter nehmen die Befragten diese Unsicherheit allerdings bei ihren Auftraggebern wahr (77 Prozent). Daraus ergibt sich die Forderung von 85 Prozent der IT-Unternehmen nach einer klaren Regulierung und Rechtsprechung für die IT-Branche im Bereich KI. 77 Prozent wünschen, dass ihr Versicherungsschutz keine Einschränkungen von Risiken durch KI-Nutzung oder bei einem Geschäftsmodell im Bereich KI gibt.

"Das riesige Potenzial von KI für IT-Unternehmen und auch ihre Kunden ist unbestreitbar. Es geht dabei nicht um den Ersatz von Mitarbeitenden, sondern darum, KI zum Beispiel für standardisierte Prozesse einzusetzen. Wenn es komplex wird, wird man immer Menschen und deren Know-how brauchen. Wir sehen aber deutlich, dass durch die schnelle Entwicklung und Verbreitung der Technologie Gesetze und Präzedenzfälle fehlen, an denen sich IT-Unternehmen bei der Nutzung von KI orientieren können. Diese fehlenden Regulierungen, aber auch die KI allgemein, stellen ebenfalls die Versicherungswirtschaft vor neue Herausforderungen. Es ist zu erwarten, dass sich Schadenfälle zukünftig komplexer gestalten werden," erklärt Marc Thamm, Underwriting Manager Technology, Media & Communications bei Hiscox und dort verantwortlich für IT-Versicherungslösungen.

Steigende Anforderungen an IT-Unternehmen

Auch die Auftraggeber haben bei der Vergabe die Risiken der Arbeit von IT-Dienstleistern bewusst im Blick und fordern daher vermehrt einen Nachweis des Versicherungsschutzes (78 Prozent), bevor sie einen Auftrag erteilen. Außerdem gewinnt das Thema Nachhaltigkeit bei der Wahl des IT-Unternehmens stark an Relevanz: 79 Prozent der Befragten berichten, dass sie immer häufiger nach einem Nachweis von Nachhaltigkeitsaspekten und ESG-Standards gefragt werden, d.h. in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Die Zunahme an Regulierungen führt allerdings nicht nur zu höheren Anforderungen an die IT-Dienstleister, sondern auch zu mehr Aufträgen, wie die Zunahme von Projekten im Bereich Whistleblowing im Rahmen des neuen Compliance-Gesetzes zeigt (68 Prozent).

Hohes Risikobewusstsein bei IT-Unternehmen trotz Lücken im Versicherungsschutz

Gleichzeitig geben die befragten Entscheiderinnen und Entscheider an, mehr Forderungen der Auftraggeber wegen vermeintlicher Schlechtleistung gegenüber IT-Dienstleistern zu beobachten (61 Prozent). Besonders hoch ist der Anteil bei Unternehmen mit 100-499 Beschäftigten (70 Prozent). Kleine Unternehmen (20-99 Beschäftigte) berichten hingegen wesentlich seltener von dieser Entwicklung (47 Prozent).

IT-Dienstleister sind sich der Risiken in der IT-Branche, die zu Klagen wegen Schlechtleistungen führen, stark bewusst. Besonders viele Befragte nehmen den Datenverlust durch einen Cyberangriff als kritisches Risiko wahr (77 Prozent). Weiterhin werden der Ausfall der IT-Infrastruktur (72 Prozent), der Schaden durch Projektverzug, -ausfall und -abbruch (71 Prozent) sowie der Datenverlust durch menschliches oder IT-Versagen (68 Prozent) von den Befragten als die wichtigsten Gefahren genannt. Etwas geringer ist das Risikobewusstsein für Schäden durch die Verletzung geistiger Eigentumsrechte (65 Prozent), die in der Versicherungspraxis von Hiscox mit zu den häufigsten Schäden führt, sowie durch Programmierfehler (63 Prozent).

Auch wenn das Risikobewusstsein hoch ist, gibt es weiterhin Lücken im Versicherungsschutz: 38 Prozent der IT-Dienstleister sind nicht gegen Cyber- und Datenrisiken abgesichert. Eine Besonders hohe Lücke besteht bei Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten (42 Prozent). Darüber hinaus hat knapp ein Drittel der befragten Unternehmen keine IT-Berufshaftpflicht (31 Prozent) und keine IT-Betriebshaftpflicht (29 Prozent).

Marc Thamm erklärt: "Das Risikobewusstsein von IT-Unternehmen ist im Vergleich zu anderen Branchen nach wie vor erfreulich hoch. Aufgrund der vielfältigen Risiken und Unsicherheiten - nicht nur, aber vor allem auch im Bereich KI - besteht jedoch auch ein Bedarf nach einem umfassenden Versicherungsschutz. Sogenannte offene IT-Berufshaftpflicht-Konzepte, auch offene Vermögensschaden-Haftpflicht-Versicherung genannt, wie Hiscox sie anbietet, sind daher heute das Maß der Dinge in Sachen Transparenz und Versicherungsumfang. Allgemein herrscht jedoch immer noch zu viel Unkenntnis über die verschiedenen Versicherungslösungen. Daher ist eine branchenspezifische Beratung zum Versicherungsschutz unerlässlich. Während die Cyber-Versicherung die IT-Unternehmen gegen Cyber-Angriffe schützt, deckt die IT-Berufshaftpflicht Vermögenschäden und die IT-Betriebshaftpflicht Personen- und Sachschäden ab."

Über die Umfrage:

Im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox befragte das Marktforschungsunternehmen Statista im Juni 2024 in einer repräsentativen Umfrage 200 Entscheiderinnen und Entscheider in IT-Dienstleistungs- und IT-Beratungsunternehmen zu ihrer aktuellen Lage, der Wahrnehmung unternehmerischer Risiken, dem Einfluss von Künstlicher Intelligenz sowie nach ihrer Absicherung. Die Befragten bekleiden in ihren Unternehmen Positionen mit relevanter Entscheidungskompetenz, die zusätzlich Aussagen darüber treffen können, mit welchen Risiken sie in ihrem Geschäft konfrontiert sind. Die Mehrheit der Befragten arbeitet in Unternehmen, die zwischen 100 bis 499 Mitarbeitende bzw. 500 oder mehr Mitarbeitende beschäftigen.

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