CSRD-Umsetzungsgesetz: Versicherer rechnen mit höheren Einführungskosten

wind power mills in black forest landscape, Germanywind power mills in black forest landscape, GermanyAlex Koch – stock.adobe.com

Zur Verabschiedung des CSRD-Umsetzungsgesetzes im Bundeskabinett erklärt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV): „Die Bundesregierung schätzt den einmaligen Erfüllungsaufwand auf 846 Millionen Euro für 14.600 berichtspflichtige Unternehmen. Das wären rechnerisch ungefähr 58.000 Euro pro Unternehmen. Für den Versicherungssektor rechnen wir aber im Schnitt mit 4- bis 8-mal höheren Kosten. Für große Versicherungsgruppen liegen die Kosten sogar eher im zwei- bis dreistelligen Millionenbereich.“

Für die erstmalige Erfüllung der Anforderungen aus dem Gesetz (846 Millionen Euro) sind im Gesetzentwurf nur ungefähr halb so hohe Kosten angegeben, wie für die laufende Nachhaltigkeitsberichterstattung (1,58 Milliarden Euro). „Es ist nicht nachvollziehbar, warum die Kosten für die erstmalige Einrichtung einer Berichterstattung mit der notwendigen Qualifizierung von Personal und der Klärung inhaltlicher und methodischer Fragen geringer sein sollen als für die laufende Berichterstattung. Wenn die Bestrebungen zum Bürokratieabbau erfolgreich sein sollen, müssen unbedingt realistische, transparente und nachvollziehbare Ansätze für die Ermittlung von Erfüllungsaufwand gefunden werden.“ so Asmussen.

Die Konzernklausel ist für Versicherer besonders wichtig

Aufgrund regulatorischer Vorgaben sind die meisten Versicherer in Gruppen oder Konzernen organisiert. So kann eine Unternehmensgruppe schon einmal aus bis zu 15 formal eigenständigen Unternehmen bestehen. Mit der Konzernklausel wird sichergestellt, dass diese Gruppen nur einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen müssen. „Die Konzernklausel sollte im weiteren Verfahren unbedingt beibehalten werden. Wenn jedes Tochterunternehmen einen eigenen Bericht erstellen müsste, würde das eine absolute Überforderung mit überflüssigen Informationen und Kosten nach sich ziehen“, so Asmussen.

Fokus auf entscheidungsrelevante Daten legen

Auf Seiten der Versicherer wachsen die Zweifel, ob die mit der Einführung der Nachhaltigkeitsberichterstattung verfolgten Ziele wirklich erreicht werden. Dazu Asmussen: „Um es ganz klar zu sagen: Wir Versicherer haben die Erhebung und Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsdaten von Anfang an unterstützt. Ohne sie gibt es keine nachhaltige Transformation. Mit dem „viel hilft viel“-Ansatz kommen wir dabei aber nicht weiter.“ Der Fokus sollte vor allem auf entscheidungsrelevante Daten gerichtet werden, die für Unternehmen Steuerungsimpulse, etwa bei der Kapitalanlage oder im Risikomanagement, setzen. „Die Unternehmen müssen zwischen 167 und 783 Datenpunkte erheben. Damit sind die Beschäftigten mehr mit dem Schreiben der Berichte befasst als mit der Entwicklung von nachhaltigen Produkten“, sagt Asmussen.

Wachstumsinitiative jetzt schnell starten

Als positiv wertet Asmussen, dass die Bundesregierung in ihrer Wachstumsinitiative vom 5. Juli 2024 versprochen hat, sich bei der EU-Kommission für eine deutliche Reduzierung der Nachhaltigkeitsberichtsanforderungen einzusetzen. „Wir freuen uns, dass die Bundesregierung den Nachsteuerungsbedarf bei der europäischen Nachhaltigkeitsrichtlinie erkannt hat.“ So könnten sich die Versicherer etwa vorstellen, die Berichterstattung auf solche Inhalte zu konzentrieren, die nachweislich einen Nachhaltigkeitsbeitrag leisten. Auch sollten die Anforderungen für kleinere, nicht-kapitalmarktorientierte Unternehmen bis 500 Beschäftigte spürbar sinken. „Neben den allgemeinen Standards sollte auf die geplante Einführung von gesonderten, sektorspezifischen Vorgaben zunächst verzichtet werden“, so Asmussen. Der Weiterentwicklung des Regelwerks sollte eine Evaluierung der ersten Berichte vorgeschaltet werden.

Mit dem heute verabschiedeten Gesetz setzt Deutschland die Bestimmungen der europäischen Nachhaltigkeitsberichtsrichtlinie (CSRD – Corporate Sustainability Reporting Directive) in nationales Recht um. Nach der Verabschiedung im Kabinett leitet die Bundesregierung den Gesetzentwurf weiter an den Deutschen Bundestag und den Bundestag, wo er weiter beraten wird.

LESEN SIE AUCH

Papierschiffe zwischen FelsenPapierschiffe zwischen Felsenpeterschreiber.media – stock.adobe.com
Politik

Versicherer-Positionspapier für effizientere Regulierung

Der GDV spricht sich für eine grundlegende Konsolidierung insbesondere bei Berichts- und Mitteilungspflichten aus. Das Papier enthält dazu in fünf Handlungsfeldern Vorschläge für sechs Sofortmaßnahmen und zwölf mittelfristige Maßnahmen aus den Bereichen der Finanz- und Versicherungsregulierung.

EU-Kommission-Bruessel-1232430-PB-Jai79EU-Kommission-Bruessel-1232430-PB-Jai79Jai79 – pixabay.com
Assekuranz

GDV regt Vertiefung der Kapitalmarktunion an

Die deutsche Versicherungswirtschaft appelliert an die künftige EU-Kommission, den Finanzsektor nicht mit weiteren Vorgaben zu belasten. Um Regulierungen effizienter zu gestalten, sollten diese auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene besser koordiniert werden.

Back view of young male engineer in a wind turbine farm in the bBack view of young male engineer in a wind turbine farm in the bAlexGo – stock.adobe.com
Assekuranz

Versicherer fordern Erleichterungen beim ESG-Reporting

Die EU-Kommission erarbeitet derzeit die European Sustainability Reporting Standards, die die Inhalte der Nachhaltigkeitsberichte festlegen. Es geht um konkrete ESG-Berichtsvorgaben, die ab 2024 umgesetzt werden sollen. So wäre jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um Vereinfachungen umzusetzen.

WindparkWindparkBirgit Reitz-Hofmann – stock.adobe.com
Nachhaltigkeit

ESG-Regulierung: Banken und Versicherer bieten Orientierungshilfe zum Datenbedarf

GDV, VÖB und der Bankenverband legen einen gemeinsamen ESG-Datenkatalog vor: Zielgruppe sind Unternehmen, die durch die Corporate Sustainability Reporting Directive verpflichtet werden, über Nachhaltigkeitsaspekte zu berichten.

Confused businessman thinks how to find the right way to exit from a big mazeConfused businessman thinks how to find the right way to exit from a big mazealphaspirit – stock.adobe.com
Assekuranz

Zu viel Regulierung schadet Kunden und Versicherern

Die in Deutschland tätigen Versicherer beklagen ein Übermaß an Regulierung auf nationaler wie auf europäischer Ebene. Die Dichte und Fülle der Berichtsanforderungen zu Nachhaltigkeit und Datenschutz überfordern die Unternehmen und bremsen wichtige Transformationsvorhaben.

GDV
Assekuranz

Optimismus in der Versicherungsbranche trotz Unsicherheiten

Die Versicherungsbranche zeigt sich für die kommenden Jahre zuversichtlich. Die Mehrheit der deutschen Versicherer erwartet eine Verbesserung ihrer Ertragssituation. Aber wie sieht es in den verschiedenen Versicherungssparten aus?