Blockchain: Deutsche Wirtschaft zeigt sich zögerlich

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Auch wenn die deutsche Wirtschaft in der Blockchain große Chancen sieht, wird die Technologie eher selten im eigenen Unternehmen eingesetzt, zeigt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom.

60 Prozent der Unternehmen haben sich generell überhaupt noch nicht mit dem Thema Blockchain beschäftigt. Gerade einmal 12 Prozent sehen sich selbst dem Thema gegenüber aufgeschlossen. 9 Prozent sind kritisch und ablehnend eingestellt.

86 Prozent der Unternehmen haben noch nicht einmal darüber nachgedacht, ob und wie Blockchain genutzt werden könnte. Gerade einmal 2 Prozent diskutieren aktuell den Einsatz, 4 Prozent sind in der Planungs- oder Testphase und bei weiteren 2 Prozent laufen bereits Projekte.

Großunternehmen zeigen Interesse

Mehr als die Hälfte der Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten hat sich bereits mit dem Blockchain-Einsatz befasst: 11 Prozent diskutieren darüber, 26 Prozent sind in der Planungs- oder Testphase, und immerhin 17 Prozent geben an, dass bereits Projekte laufen.

Große Erwartungen an Blockchain

Jene Unternehmen, die Blockchain bereits nutzen, darüber diskutieren oder den Einsatz planen, haben große Erwartungen an die Technologie: 98 Prozent gehen davon aus, bestehende Produkte oder Dienstleistungen anpassen zu können. 82 Prozent wollen so gänzlich neue Produkte und Dienstleistungen anbieten. Und zwei Drittel (66 Prozent) geben an, dass sie dank Blockchain neue Geschäftsmodelle entwickeln können.

Achim Berg, Bitkom-Präsident, dazu:

„Rund um die Blockchain gibt es weltweit viele Pilotprojekte, die die Möglichkeiten der Technologie erahnen lassen – aber noch wenig Vorzeigbares oder Alltagstaugliches. Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen, kann Deutschland bei der Entwicklung von Blockchain-Lösungen ganz vorne dabei sein.

Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Blockchain-Technologien Teil von Ausbildung und Studienangeboten werden. Wir haben bei anderen Technologien gesehen: Wenn es an den klugen Köpfen fehlt, dann fehlt es auch an marktfähigen Anwendungen.“

Kaum Use Cases, zu wenige Experten und keine Rechtssicherheit

Die große Mehrheit der Unternehmen (88 Prozent) verzichtet bislang vollständig auf Blockchain-Projekte, weil sie derzeit keinen praktischen Anwendungsfall sehen. Ebenso viele geben an, dass es dafür an qualifiziertem Personal fehlt. 72 Prozent beklagen rechtliche Unsicherheit und 70 Prozent fehlende Standardisierung  rund um Blockchain.

Zwei Drittel nennen Anforderungen an den Datenschutz (66 Prozent) und an die IT-Sicherheit (64 Prozent) als Hemmnisse. 59 Prozent sagen, dass die Blockchain-Technologie noch nicht ausgereift sei, jedes dritte Unternehmen (37 Prozent) hält die Investitionskosten für zu hoch.

Verschiedene Anwendungsmöglichkeiten

Unternehmen sehen das größte Potenzial für die Blockchain(70 Prozent) beim Einsatz als dezentrale Handelsplattform oder dezentrales Transaktionssystem. Rund zwei Drittel nennen die Möglichkeit, die Aktivitäten aller Partner einer Wertschöpfungskette nachvollziehbar zu gestalten. So lässt sich feststellen, ob das Ersatzteil wirklich vom Original-Hersteller stammt oder das Fleisch in der Kühltheke tatsächlich vom Bio-Rind.

Ungefähr jedes zweite Unternehmen geht davon aus, dass mit Blockchain die sichere und transparente Übertragung von Nachweisen über Eigentumsrechte möglich wird.

Kooperationen zur Blockchain

63 Prozent der Unternehmen gehen die Implementierung der Blockchain mit Partnern an. 27 Prozent tauschen sich in Branchen- oder Interessenverbänden aus oder haben ein IT-Beratungsunternehmen (25 Prozent) an Bord. Jeweils 12 Prozent kooperieren mit wissenschaftlichen Einrichtungen oder ihren eigenen Zulieferern, nur 3 Prozent mit Wettbewerbern. Gerade einmal 8 Prozent arbeiten rund um die Blockchain mit Startups zusammen.

Achim Berg sagt:

„Unternehmen sollten bei der Blockchain die Zusammenarbeit mit Startups suchen, die bei der Technologie-Entwicklung häufig weit vorne mit dabei sind. Hier sollten gerade auch mittelständische Unternehmen ihre Chancen nutzen.

Wir brauchen Förderprogramme zur Blockchain-Technologie, von denen auch Startups und Kleinunternehmen profitieren können.“

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