Große Unterschiede bei regionalen Einkommen in Deutschland

Anzugtraeger-Geldbeutel-Geldscheine-200122313-FO-sebraAnzugtraeger-Geldbeutel-Geldscheine-200122313-FO-sebrasebra / fotolia.com

Ein detaillierter Blick auf die durchschnittlichen verfügbaren Einkommen der Privathaushalte in den 401 deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten zeigt, dass sie im bundesweit "wohlhabendsten" Landkreis Starnberg bei München mit 34.987 Euro pro Person und Jahr mehr als doppelt so hoch sind wie in der Stadt Gelsenkirchen (16.203 Euro Pro-Kopf-Einkommen).

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.

Verfügbares Einkommen im Durchschnitt gestiegen

Vor allem Ostdeutschland liegt neben Teilen des Ruhrgebiets, des Saarlands und von Niedersachsen weiterhin deutlich zurück: In nur sechs von 77 Ost-Kreisen und kreisfreien Städten überschreitet das Einkommen pro Kopf die Marke von 20.000 Euro, während im Westen 284 von 324 Kreisen und Städten darüber liegen.

Nachdem die Preissteigerung abgezogen wurde, sind die verfügbaren Einkommen zwischen 2000 und 2018 im deutschen Durchschnitt um 12,3 Prozent gewachsen.

In Ostdeutschland waren die realen Zuwächse mit 13,9 Prozent zwischen 2000 und 2016 etwas höher als im Westen. Lag das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen zur Jahrtausendwende noch bei 81,5 Prozent des Westniveaus, waren es 2016 knapp 85 Prozent.

In 33 Kreisen und Städten gingen die durchschnittlichen verfügbaren Einkommen allerdings zurück. Den stärksten inflationsbereinigten Verlust verzeichnete die Stadt Offenbach, wo die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen um 8,7 Prozent gefallen sind.

In Heilbronn ist hingegen das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen seit der Jahrtausendwende real um 43 Prozent gewachsen. Mit 32.366 Euro im Jahr liegt die württembergische Stadt bundesweit an zweiter Stelle. Das hohe Durchschnittseinkommen und die kräftige Steigerung liegen aber wohl auch daran, dass Heilbronn mit seinen etwa 125.000 Einwohnern mehrere sehr reiche Personen gemeldet sind und dass das Durchschnittseinkommen gegenüber Ausreißern nach oben sehr empfindlich ist. Das wirkt sich in kleineren Städten stärker aus als in Metropolen.

Deutschland mit großer Schere

Zusammen mit dem Kreis Starnberg und dem Hochtaunuskreis (31.612 Euro) zählt Heilbronn zu den drei deutschen Gebietskörperschaften, in denen das durchschnittliche verfügbare Pro-Kopf-Einkommen höher ist als im reichsten EU-Land Luxemburg (30.600 Euro).

In den Regionen mit dem niedrigsten Durchschnitt – neben Gelsenkirchen etwa die Stadt Duisburg (16.881 Euro), Halle an der Saale (17.218 Euro), der Landkreis Vorpommern-Greifswald (17.303 Euro) sowie Frankfurt an der Oder (17.381 Euro) – ist das Einkommensniveau hingegen vergleichbar mit dem landesweiten Durchschnitt in Italien oder den Einkommen auf Korsika.

München reich, Duisburg arm

Während München, Stuttgart, Düsseldorf und Hamburg bundesweit zum Fünftel mit den höchsten durchschnittlichen Haushaltseinkommen zählen, gehören Leipzig oder Duisburg zu den 20 Prozent mit den im Durchschnitt "ärmsten" Einwohnern.

2017_Sta_Vol22017_Sta_Vol2Statista

LESEN SIE AUCH

Schere-245306020-AS-CosminxpSchere-245306020-AS-CosminxpCosminxp – stock.adobe.com
National

Covid-19: Ungleichheit zwischen hohen und niedrigen Einkommen wächst

Die Kluft zwischen hohen und niedrigen Einkommen in Deutschland wird durch die Corona-Pandemie noch größer werden.
Frau-Papier-Taschenrechner-183059819-AS-Wordley-Calvo-StockFrau-Papier-Taschenrechner-183059819-AS-Wordley-Calvo-StockWordley Calvo Stock – stock.adobe.com
National

Weniger Zukunftsängste, aber soziale Ungleichheit verschärft sich

Erwerbstätige mit niedrigeren Einkommen leiden deutlich mehr unter den negativen wirtschaftlichen Folgen durch die Corona-Pandemie als Menschen mit höheren Einkommen, so eine Umfrage von Kantar Deutschland im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung.
Baecker-Azubi-50580862-FO-contrastwerkstattBaecker-Azubi-50580862-FO-contrastwerkstattcontrastwerkstatt / fotolia.com
National

Ausbildungsvergütungen: Erhebliche Unterschiede je nach Branche und Region

Eine Auswertung von 20 ausgewählten Tarifbranchen, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung vorgelegt hat, zeigt, dass die in Tarifverträgen vereinbarten Ausbildungsvergütungen je nach Branche und Ausbildungsjahr sehr stark variieren.
Schere-Geldscheine-arm-reich-46941604-AS-Markus-BormannSchere-Geldscheine-arm-reich-46941604-AS-Markus-BormannMarkus Bormann – stock.adobe.com
National

Ungleichheit bei den Einkommen auf neuem Höchststand

Die Einkommensungleichheit befindet sich trotz der über Jahre guten wirtschaftlichen Entwicklung auf einem historischen Höchststand. Das zeigen Berechnungen mit unterschiedlichen statistischen Maßen zur Einkommensverteilung.
Worried young couple in debt at homeWorried young couple in debt at homePixel-Shot – stock.adobe.com
National

Inflations-Monitor: Ungleiche Lastenverteilung

Familien mit niedrigem oder mittlerem Einkommen sowie kinderlose Paare mit mittlerem Einkommen tragen aktuell die höchste Inflationsbelastung, Singles mit hohem Einkommen die geringste: Gemessen an den für diese Haushaltstypen repräsentativen Warenkörben sind die Preise im Februar 2022 um 5,2 Prozent beziehungsweise um 4,4 Prozent gestiegen, während der Wert über alle Haushalte hinweg bei 5,1 Prozent lag.
Waitress with a face mask and gloves cleaning tables with disinfectant in a cafe.Waitress with a face mask and gloves cleaning tables with disinfectant in a cafe.Drazen – stock.adobe.com
Politik

Minijobs in Zeiten von Corona und Krisen

Die Bundesregierung will die Verdienstgrenze bei Minijobs anheben. Dabei erweisen sich Minijobs bereits in wirtschaftlich normalen Zeiten als Beschäftigungsform mit sehr schwacher sozialer Absicherung, bei der Niedriglöhne weit verbreitet sind.