In Werbespots müssen Anlagevermittler deutlich vor Totalverlustrisiko warnen

Richterhammer-Laptop-Muenzstapel-246948024-AS-Andrey-PopovRichterhammer-Laptop-Muenzstapel-246948024-AS-Andrey-PopovAndrey Popov – stock.adobe.com

Anbieter von Nachrangdarlehen und anderen risikoreichen Kapitalanlagen müssen Anleger in Werbespots deutlich vor einem möglichen Totalverlust warnen. Es reicht nicht, den Warnhinweis in kleiner Schrift und nur für wenige Sekunden einzublenden, urteilte das Landgericht Hamburg.

Geklagt hatte die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) gegen die Exporo AG. Diese hatte in zwei Werbevideos auf Youtube für ein Investment in Immobilien mit einer jährlichen Rendite bis zu 6 Prozent geworben.

David Bode, Rechtsreferent beim vzbv, sagt:

„Wer hohe Renditen verspricht, muss deutlich auf ein damit verbundenes Verlustrisiko hinweisen. In den Werbespots von Exporo war der gesetzlich vorgeschriebene Warnhinweis dagegen kaum wahrnehmbar.“

Das Unternehmen sammelt über seine Internetplattform bei Kleinanlegern Geld für Darlehen an Immobilien-Projektentwickler ein. Da die Darlehen im Grundbuch nur nachrangig besichert sind, droht Anlegern im Fall einer Insolvenz der Verlust ihres Geldes.

Nach dem Vermögensanlagengesetz muss die Werbung für Nachrangdarlehen und andere risikoreiche Kapitalanlagen einen deutlich hervorgehobenen Warnhinweis enthalten:

In den strittigen Werbespots war dieser Hinweis aber nur zwei Sekunden lang und in winziger Schrift zu sehen.

Das Landgericht Hamburg urteilte, dass Exporo mit den Werbespots gegen das Vermögensanlagengesetz verstieß, weil der Warnhinweis sei nicht deutlich hervorgehoben war. Dafür müsse der Hinweis während der gesamten Dauer des Videos für den Zuschauer deutlich erkennbar sein. Außerdem war der Hinweis in zu kleiner Schrift verfasst.

Dabei war unerheblich, dass Exporo nur eine Vermittlungsplattform für Vermögensanlagen betreibt. Weil das Unternehmen für das öffentliche Angebot der Vermögensanlage verantwortlich sei und nach außen erkennbar als Anbieter auftritt, hätte es den Warnhinweis in der vorgeschriebenen Weise einblenden müssen.

Urteil vom 28. November 2019 (Landgericht Hamburg, Az. 312 O 279/18)

LESEN SIE AUCH

GavelGavel
Urteile

Versicherungsvermittler dürfen sich nicht als unabhängig darstellen

Zwei aktuelle Gerichtsentscheidungen bestätigen die Auffassung des vzbv, dass Vermittler ihre Beratung nicht als 'unabhängig' darstellen und auch nicht als reine Berater auftreten dürfen, wenn sie Provisionen von Versicherern oder Finanzinstituten erhalten.

Businessman separates stack coins. Property division. Divorce anBusinessman separates stack coins. Property division. Divorce anMiha Creative – stock.adobe.com
Urteile

OLG bestätigt Grundsatzurteil für Pensionskasse

Das Oberlandesgericht Frankfurt hat mit Urteil vom 21.06.2022 die Berufung der Nachranggläubiger im Streit mit der Deutsche Steuerberater-Versicherung zurückgewiesen und damit das Urteil des Landgerichts Frankfurt (Az. 3-14 O 11/20) bestätigt. Die Revision wurde vom Senat nicht zugelassen.
Richterhammer-auf-Tastatur-125859071-FO-Africa-StudioRichterhammer-auf-Tastatur-125859071-FO-Africa-StudioAfrica Studio – fotolia.com
Urteile

Privatsphäre: Facebook verstößt gegen Verbraucher- und Datenschutzrecht

Facebook verstößt mit Voreinstellungen zur Privatsphäre und einem Teil seiner Geschäftsbedingungen gegen Verbraucher- und Datenschutzrecht, urteilte das Kammergericht Berlin.
investment concept, stacked coins with a background monitor showing data graphs.investment concept, stacked coins with a background monitor showing data graphs.iSomboon – stock.adobe.com
Finanzen

Handelsblatt: Project-Fonds stoppt Ausschüttung an Anleger, erste Folgen für Investoren nach Insolvenzen in der Project-Immobilien-Gruppe

Die Insolvenzen aus dem Geflecht der Unternehmensgruppe Project Immobilien haben für Anlegern erste Folgen. Die auf Bank- und Kapitalmarktrecht fokussierte Kanzlei Dr. Stoll & Sauer informiert darüber auf einer speziellen Website.

Financial problem, Bankrupt or fail in business concept. White piggy bank with plastic adhesive bandages on wooden desk with dark copy space wall background. Fail, Bankrupt or unsuccessful idea.Financial problem, Bankrupt or fail in business concept. White piggy bank with plastic adhesive bandages on wooden desk with dark copy space wall background. Fail, Bankrupt or unsuccessful idea.PiyawatNandeenoparit – stock.adobe.com
Finanzen

Verwahrentgelte: BGH-Entscheidung kann Klarheit bringen

Immer mehr Banken haben in den letzten Jahren Verwahrentgelte eingeführt, wovon besonders Giro- und Tagesgeldkonten betroffen waren. Der vzbv hält diese Entgelte grundsätzlich für unzulässig und führt bundesweit mehrere Klageverfahren. Eines dieser Verfahren liegt nun beim BGH.

Richterhammer-Geldscheine-342220542-AS-Fabio-BalbiRichterhammer-Geldscheine-342220542-AS-Fabio-BalbiFabio Balbi – stock.adobe.com
Finanzen

Prämiensparen: Tausende Euro Nachzahlungen möglich

Das Oberlandesgericht Naumburg schreibt in seinem Urteil zum Zinsstreit um Prämiensparverträge der Saalesparkasse konkret vor, wie sie die Zinsen hätte berechnen müssen. Betroffene Sparer können mit hohen Nachzahlungen rechnen.