IT-Branche: Absicherung gegen digitale Risiken mittlerweile Standard

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Auch wenn die landläufige Meinung ist, dass Firmen aus dem IT-Dienstleistungsbereich allgemein von der Corona-Krise profitieren, sehen sich nur 5 Prozent selbst als Gewinner der Corona-Krise. So sind bei etwas mehr als der Hälfte der Befragten Aufträge weggebrochen.

Dies geht aus dem IT-Versicherungsindex der Bitkom Research GmbH im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox hervor.

Diese Ergebnisse stehen in Zusammenhang mit einer weiteren Erkenntnis der Studie: Digitalisierung steht bei vielen Unternehmen aktuell nicht stärker im Fokus als vor der Krise. So geben nur 45 Prozent der IT-Dienstleister an, dass das Thema bei ihren Auftraggebern gesteigerte Aufmerksamkeit erhält. Immerhin 34 Prozent antworteten, dass ihre Kunden seit Beginn der Corona-Krise Digitalisierungsmaßnahmen faktisch vorangetrieben haben.

Marc Thamm, Underwriting Manager Technology, Media & Communications bei Hiscox, dazu:

Marc-Thamm-2020-HiscoxMarc-Thamm-2020-Hiscox Marc Thamm, Underwriting Manager Technology, Media & Communications, Hiscox

„Die Ergebnisse der Studie sind eine Bestätigung unserer Beobachtungen aus den letzten Monaten. Wir sehen in unserer täglichen Zusammenarbeit mit Kunden aus dem IT-Bereich vor allem drei Hauptgründe für die angespannte Lage in der Branche: Verschobene Investitionen der Auftraggeber, Fokus des Managements auf kurzfristige Stabilisierung und schwierige Arbeitsbedingungen für die IT-Unternehmen vor Ort durch die Kontaktbeschränkungen. Viele Aufträge wurden jedoch nicht storniert, sondern nur nach hinten verschoben. Der von uns erwartete Aufschwung für die IT-Firmen in den kommenden Monaten muss mit einer ausreichenden Absicherung einhergehen. Nur so kann die IT-Branche einen entscheidenden Beitrag leisten, die auch weiterhin dringend notwendige Digitalisierung von Arbeitsprozessen voranzutreiben.“

Ohne Risikoabsicherung geht’s nicht

Der Abschluss einer IT-Versicherung ist für IT-Dienstleister mittlerweile Teil der Existenzsicherung, da 82 Prozent der Auftraggeber bei ihren IT-Firmen einen Nachweis über eine IT-Berufshaftpflicht für die Projektvergabe voraussetzen. Ein Jahr zuvor war dies nur bei 72 Prozent der Fall.

Dementsprechend gibt es auch einen Anstieg der entsprechenden Versicherungsabschlüsse. So haben 80 Prozent aller kleineren IT-Unternehmen eine IT-Berufshaftpflichtversicherung abgeschlossen, bei den größeren Firmen mit über 100 Mitarbeitern betrifft dies sogar 96 Prozent. Dies ist ein Anstieg von über 18 Prozentpunkten in den letzten zwei Jahren.

Innerhalb der Dienstleister ohne Versicherung interessieren sich 85 Prozent für den Abschluss einer solchen Police. Damit einhergehend ist auch die Bekanntheit von IT-Versicherungen im letzten Jahr stark gestiegen: Die IT-Berufshaftpflichtversicherung ist mittlerweile bei 99 Prozent aller Befragten Firmen bekannt, 2018 betrug dieser Wert noch 94 Prozent.

IT-Versicherungen werden bedeutender

Die zunehmende Bedeutung von IT-Versicherungen schlägt sich auch im Hiscox IT-Versicherungsindex nieder: Dieser steigt um 4,9 Punkte auf 80,6 (2018: 72,2).

Der Index wird aus vier verschiedenen Indikatoren gebildet. Die Steigerung zeigt, dass mehr IT-Dienstleister die verschiedenen IT-Versicherungen kennen, sich dafür interessieren, eine oder mehrere davon abgeschlossen haben, diese also für relevant halten.

Speziell innerhalb der großen IT-Firmen hat die Bedeutung solcher Policen erneut deutlich zugenommen: 2018 lag der Index hier bei 75,8 Punkten, 2019 schon bei 84,5 und in diesem Jahr liegt er bei 93,9 Punkten.

Unsicherheit bei der Absicherung neuer Produkte

Auch wenn IT-Versicherungen eine hohe Relevanz haben, ist vor allem die künftige Abdeckung durch die verschiedenen Policen oft nicht bekannt. Bereits im letzten Jahr herrschte daher bei vielen Befragten Unklarheit über ihre Risikoabsicherung. Auch in diesem Jahr wissen nur 37 Prozent, ob der Versicherungsschutz automatisch neue IT-Dienstleistungen abdeckt.

Zudem ist sich nur die Hälfte der IT-Dienstleister sicher, dass die bestehenden Policen etwaige Schäden abdecken, für die sie haftbar gemacht werden können.

Und die Relevanz einer guten Absicherung zeigt sich vor allem bei den Schäden: 58 Prozent der Befragten mussten ihre Versicherung mindestens einmal in Anspruch nehmen – das sind 20 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.

Marc Thamm fordert:

„IT-Dienstleister müssen wissen, welche Schäden bereits versichert sind und welche Gefahren bei einer Portfolio-Erweiterung weitere Versicherungen nötig machen. Dies gilt besonders bei der Nutzung zusätzlicher Cyber-Komponenten zur umfassenden Absicherung externer Gefahren wie Hacking oder Phishing und der daraus resultierenden eigenen Cyber-Betriebsunterbrechung. Die Aufklärung über die genaue Abgrenzung von IT- und anderen Risiken ist daher auch eine Aufgabe für uns Versicherer.“

Falsche Einschätzung von digitalen Risiken

Beim Thema Risikobewertung benennen die IT-Dienstleister weiterhin den Verlust von Daten (76 Prozent) sowie Hacking (70 Prozent) als digitale Hauptbedrohungen für ihr Unternehmen.

Auffällig ist jedoch die Diskrepanz zwischen Selbstwahrnehmung und Hiscox Schadenpraxis bezüglich Verzögerungsschäden: Laut Hiscox Schadenstatistik sind diese für insgesamt ein Drittel aller IT-Versicherungsfälle verantwortlich – mehr als jede andere Schadenart.

Bei den befragten IT-Dienstleistern landen Verzögerungsschäden mit 41 Prozent jedoch nur auf Platz fünf der kritischen digitalen Bedrohungen für ihr Unternehmen, noch hinter Programmierfehlern (57 Prozent) und Ausfall der IT-Infrastruktur (55 Prozent).

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