Verschärfte Lage bei Soloselbständigen und Kleinstunternehmern

Unzufriedenheit Hilfen Gründe.jpgUnzufriedenheit Hilfen Gründe.jpg

Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie geht einem großen Teil der Soloselbständigen und Kleinstunternehmen finanziell langsam die Luft aus. Auch privat müssen viele Unternehmerinnen und Unternehmer Einbußen beim Einkommen hinnehmen.

Gleichzeitig gilt: Der Blick auf den Einzelfall ist entscheidend, denn es gibt auch viele Gewinner der Krise.

Die aktuellen Befragungsergebnisse der SCHUFA-Studie zeigen, dass Soloselbständige (70 Prozent) und Kleinstunternehmer (64 Prozent) sehr viel stärker von Einbußen beim Haushaltseinkommen betroffen sind als die Gesamtbevölkerung (38 Prozent).

Die Unzufriedenheit mit der finanziellen Situation ist vor allem bei Soloselbständigen von 50 auf 60 Prozent weiter angestiegen.

Die schwierige Lage wirkt sich auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kleinstunternehmen aus: Die Hälfte der Befragten gibt unverändert an, dass es schwerfallen wird, die Gehälter ihrer Mitarbeiter zu bezahlen. Ole Schröder, Vorstandsmitglied der SCHUFA Holding AG, kommentiert:

Die Mehrheit der Soloselbständigen und Kleinstunternehmen bewerten ihre Gesamtsituation immer noch positiv. Aber wir sehen, dass ein großer Teil zunehmend in erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Diese Gruppe muss auch privat teils massive Einbußen hinnehmen.

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatte die SCHUFA Soloselbständige und Kleinstunternehmen zu ihrer geschäftlichen und privaten wirtschaftlichen Lage in der Corona-Krise befragt. Damals waren die Ergebnisse noch deutlich optimistischer ausgefallen.

Uneinheitliches Bild bei der Auftragslage

Insgesamt hat sich nach den aktuellen Zahlen bei den Soloselbständigen und Kleinstunternehmen die Auftragslage weiter leicht verschlechtert: Jeweils rund 60 Prozent haben eher weniger oder deutlich weniger zu tun.

Die Hälfte der Soloselbständigen und mehr als 40 Prozent der Kleinstunternehmen geht für 2021 von einem geringeren Umsatz gegenüber 2019 aus. Zugleich erwarten aber auch weit mehr als ein Viertel der Befragten Umsatzsteigerungen.

Positiv bleibt festzuhalten, dass trotz der aktuellen Situation mit 62 Prozent die Mehrheit der Soloselbständigen und mit 75 Prozent insbesondere der Kleinstunternehmen die Zukunft des eigenen Unternehmens als sicher oder sehr sicher einschätzt. Schröder betont:

"Nach wie vor ist der Blick auf den Einzelfall entscheidend. Auch wenn einzelne Unternehmen vor großen Herausforderungen stehen, deuten unsere Daten insgesamt noch nicht auf einen Anstieg von Zahlungsstörungen in dieser Gruppe hin. Das ist ein positives Signal."

Große Nachfrage - aber auch Unzufriedenheit bei den staatlichen Hilfsmaßnahmen

40 Prozent der Soloselbständigen und über 50 Prozent der Kleinstunternehmen haben Hilfsmaßnahmen beantragt, davon am häufigsten die verschiedenen Soforthilfen beziehungsweise Überbrückungshilfen von Bund und Ländern: Mehr als 50 Prozent der Soloselbständigen und mehr als drei Viertel der Kleinstunternehmen haben diesen Schritt unternommen.

Doch die Zufriedenheit mit diesen Maßnahmen ist gering. Nur 29 Prozent der Soloselbständigen und 39 Prozent der Kleinstunternehmen sind eher oder sehr zufrieden mit den Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern.

Als Gründe geben die Soloselbständigen und Kleinstunternehmer an, dass sie bei der Auszahlung benachteiligt werden oder diese zu lange dauern, dass private Ausgaben nicht berücksichtigt werden und dass es zu viele unklare Einschränkungen und Voraussetzungen gibt.

Lockerungen werden befürwortet

Vor dem Hintergrund der oben genannten Ergebnisse verwundert es nicht, dass inzwischen die Mehrheit Lockerungen der Corona-Maßnahmen befürwortet: bei den Soloselbständigen sind dies 56 Prozent und bei den Kleinstunternehmen 58 Prozent der Befragten.

Die Online-Befragung wurde Ende Februar unter 502 Soloselbständigen und 306 Kleinstunternehmen durchgeführt. Die Umfrageergebnisse sowie die neuesten Entwicklungen im Kredit- und Rückzahlungsverhalten von Verbrauchern und Unternehmen in der Corona-Krise veröffentlicht die SCHUFA online im Corona-Dashboard. Ein Beitrag der SCHUFA über news aktuell.

© Bild: SCHUFA

LESEN SIE AUCH

Anzugtraeger-Euro-40952023-AS-EisenhansAnzugtraeger-Euro-40952023-AS-EisenhansEisenhans – stock.adobe.com
Finanzen

Kreditnachfrage der Unternehmen bleibt verhalten

Auch zu Beginn des Jahres 2021 verharrt die Nachfrage der Unternehmen nach Bankkrediten in Deutschland auf schwachem, unterdurchschnittlichem Niveau, wie die neue KfW-ifo-Kredithürde für das erste Quartal zeigt.
Business woman and lawyers discussing and using digital tabletBusiness woman and lawyers discussing and using digital tabletitchaznong – stock.adobe.com
Digitalisierung

Digitalisierungsschub wird Pandemie überdauern

Der durch die Corona-Pandemie in der deutschen Wirtschaft ausgelöste Digitalisierungsschub ist von Dauer. Eingeleitete Maßnahmen wie Videokonferenzen oder Kollaborationstools, aber auch die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle werden mehrheitlich beibehalten oder sogar noch ausgeweitet.
Frau-Maske-333311162-AS-Elena-KratovichFrau-Maske-333311162-AS-Elena-KratovichElena Kratovich – stock.adobe.com
Finanzen

Altersvorsorge-Index zeigt schwankendes Stimmungsbild

Der aktuelle Altersvorsorge-Index (DIVAX-AV) des DIVA (Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung) zeigt: Die Corona-Krise wirkt sich zunehmend auch im Bereich der Altersvorsorge auf das Stimmungsbild der Bürger aus. So ist der Index im Frühjahr 2021 gegenüber Herbst 2020 von -1,4 auf -2,0 leicht gesunken.
CLARK_Home Office_Zukunft.jpgCLARK_Home Office_Zukunft.jpg
Versicherung

Homeoffice-Pflicht? Jede:r Vierte möchte dauerhaft von zuhause arbeiten

Seit dem Beginn der Corona-Pandemie ist das Homeoffice für viele in Deutschland fester Teil des Berufsalltags geworden. Im Rahmen des neu verabschiedeten Infektionsschutzgesetzes ist es jetzt sogar Pflicht. Auf dem Weg in eine neue Arbeitswelt wurde die Pandemie geradezu zum Beschleuniger des mobilen Arbeitens. Doch wie wird es mit dem Homeoffice nach Corona weitergehen?
Finanzen

Homeoffice-Trend lässt Immobilienpreise steigen

21 Prozent der Deutschen würden umziehen, wenn Homeoffice auch über Corona hinaus eine Option wäre. 
Finanzen

BayBG und Bayern Kapital starten neue Eigenkapitalangebote für Startups und Mittelstand

Startups und kleinere Mittelstandsunternehmen, die trotz wettbewerbsfähigem Geschäftsmodell durch die Coronakrise in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, können ab sofort neue Beteiligungsangebote nutzen (Antrag unter: www.baybg.de). Damit steht für Bayern die Säule II der von der Bundesregierung angekündigten Hilfsmaßnahmen zur Unterstützung von Startups und kleinen Mittelständlern. U