Negativzinsen: Über 100 neue Banken in den ersten 100 Tagen des Jahres 

Frau-zerschneidet-Geldschein-13747509-AS-Anthony-LeopoldFrau-zerschneidet-Geldschein-13747509-AS-Anthony-LeopoldAnthony Leopold – stock.adobe.com

Der Trend zu Negativzinsen hat sich 2021 noch einmal beschleunigt. Aktuell weisen 300 Banken Negativzinsen für Privatkunden aus – 122 mehr als noch zum Jahreswechsel vor 100 Tagen (Stand: 9. April). Zu diesem Ergebnis kommt eine fortlaufende Verivox-Auswertung von rund 1.300 Banken.

Für die Auswertung beobachtet Verivox die online ausgewiesenen Konditionen für private Tagesgeld-, Giro- und Verrechnungskonten auf den Internetseiten von rund 1.300 Banken und Sparkassen.

Davon verlangen aktuell 300 Häuser Negativzinsen. Ende 2020 waren es noch 178. Nicht alle Banken veröffentlichen Negativzinsen frei zugänglich auf ihrer Website.

Es gibt also eine Dunkelziffer und tatsächlich dürften sogar noch mehr Banken ihren Kunden Verwahrentgelte in Rechnung stellen. Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH, zeigt auf:

Die Dynamik bei den Negativzinsen hat sich in diesem Jahr noch einmal deutlich verschärft. Seit dem Jahreswechsel haben schon über 100 Institute ein sogenanntes Verwahrentgelt für Privatkunden eingeführt. Aktuell kommen nahezu täglich weitere Banken hinzu.

Corona befeuert den Trend

Corona hat den bestehenden Trend zu Negativzinsen noch einmal beschleunigt, wie Oliver Maier erklärt:

„In der Pandemie legen viele Verbraucher ihr Geld lieber aufs Konto, statt es auszugeben. Für Banken ist das ein Problem, denn sie zahlen selbst Strafzinsen auf überschüssige Einlagen. Je mehr Spargelder sie annehmen müssen, desto größer wird der Druck, diese Kosten an ihre Kunden weiterzugeben.“

Lange Zeit wurden vor allem sehr hohe Sparsummen ab 100.000 Euro und mehr mit Negativzinsen belastet. Inzwischen sind aber auch deutlich niedrigere Freibeträge keine Seltenheit mehr. Mindestens 95 Banken berechnen Negativzinsen schon ab einem Gesamtguthaben von 50.000 Euro oder weniger.

Faktische Negativzinsen durch Gebühren

Nicht immer werden Negativzinsen als solche ausgewiesen. Im laufenden Jahr haben bislang 4 Geldhäuser eine Kontoführungsgebühr für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto eingeführt.

Aus Sicht der Sparer entstehen dadurch faktisch Negativzinsen. Das Geld auf dem Konto wird weniger, auch wenn die Bank nominal 0,00 oder 0,01 Prozent Zinsen ausweist.

Insgesamt verlangen aktuell 18 Banken so eine Gebühr, 4 davon berechnen zusätzlich auch nominal Negativzinsen.

Negativzinsen gelten zunächst nur für Neukunden

Wichtig zu wissen: In laufenden Verträgen können Banken Negativzinsen nicht einseitig einführen. Mit der Veröffentlichung im Preisaushang gelten die Verwahrentgelte deshalb zunächst nur für Neukunden.

Will eine Bank auch ihren Bestandskunden Negativzinsen berechnen, muss sie das mit den Betroffenen individuell vereinbaren. In diesem Fall sollten Bankkunden wechseln.

Oliver Maier rät: „Negativzinsen werden immer mehr zum Standard, trotzdem haben Verbraucher noch Alternativen. Top-Banken mit Sitz im europäischen Ausland zahlen Anlegern bis zu 0,4 Prozent Guthabenzinsen aufs Tagesgeld. Bei Anbietern mit deutscher Einlagensicherung gibt es in der Spitze 0,21 Prozent.“

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