Nachhaltige ETFs: Grün und erfolgreich?

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Die Nachfrage nach transparenten und nachhaltigen Produkten steigt stetig – das ist in der Finanzbranche nicht anders. Vor dem Hintergrund der Klimakrise und anderen gesellschaftspolitischen Herausforderungen möchten viele Menschen ihr Geld sicher angelegt wissen und so auch mit gutem Gewissen beispielsweise fürs Alter vorsorgen.

Und das heißt: grün. Nachhaltige Investmentmöglichkeiten sprießen dabei derzeit zuhauf aus dem Boden. Was viele allerdings nicht wissen, bisher können Anleger*innen meistens gar nicht sicher sein, dass ihr Geld auch wirklich in „grüne“ Unternehmen fließt. Lars Reiner, CEO von Ginmon, verrät, wie Verbraucher*innen wirklich nachhaltig investieren und worauf es dabei ankommt.

Grün ist nicht gleich grün: Achtung vor Greenwashing

Nachhaltiges Investieren ist definitiv kein neuer Trend. Jedoch war dies bisher eben beispielsweise nicht in ETFs möglich. Insbesondere hier gilt es nun aber genauer hinzuschauen, da viele Anbieter sich diesen Hype gezielt zunutze machen, um den guten Willen der eigenen Kundschaft zu missbrauchen.

So machten ESG-Investments, also jene mit speziellen Anlagerichtlinien bezüglich der Bereiche Environmental, Social and Governance, alleine im letzten Jahr 50 Prozent des Neuvolumens im ETF-Markt aus.

Diese Kriterien stellen eine Reihe von Standards für die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens dar, die sozial bewusste Investoren zur Prüfung ihrer Anlageentscheidungen heranziehen können. Da jedoch eine einheitliche Regelung fehlt, ist für Verbraucher*innen oft nicht gut nachvollziehbar, welche Filter ein Fonds wirklich ansetzt und nach welchen Kriterien er Aktien auswählt.

Lars Reiner mahnt zu Vorsicht: „Glaubt man als Anleger*in also etwas Gutes zu tun, sind häufig die Anlagestrategien der einzelnen Anbieter nur mit simplen Ausschlusskriterien belegt. Oft werden beispielsweise weder die Lieferketten noch der CO2-Ausstoß berücksichtigt, beziehungsweise sind diese für Kund*innen nur schwer nachzuvollziehen. Wer sich nicht sicher ist, wofür das eigene Geld eigentlich eingesetzt wird, sollte beim Anbieter direkt nachfragen.“

Zudem werden zwar Unternehmen ausgeschlossen, die als umweltschädlich gelten, jedoch nicht im Umkehrschluss auch explizit Aktien gefördert, die Gutes tun – also Impact Investing betrieben.

Weniger Rendite trotz Performance? Auf den Anbieter kommt es an

Bei branchenüblichen, grünen Anlagestrategien gilt gerne eine Regel: Mehr Tech-Aktien, kaum Industrieunternehmen und damit gleichzeitig weniger CO2-Austoß.

Reiner fasst die aktuelle Lage am Markt zusammen:

„Wenn also die Rede davon ist, dass „Grün“ überdurchschnittlich abgeschnitten hat, gilt dies eigentlich für Tech-Aktien, die in den letzten drei Jahren sprichwörtlich durch die Decke gegangen sind. Wirklich umweltgerechte Unternehmen, die sich dem Ziel verschrieben haben, den Klimawandel aktiv anzugehen, fehlen hierbei dennoch meistens.“

Bei einem strengeren Ausschlussverfahren bei nachhaltigen Strategien ist dann zwar klar, dass in weniger Aktien, Fonds und eben Industrieunternehmen investiert wird, der Impact für die Umwelt ist jedoch dementsprechend größer.

Zudem wird bei strengeren Filtern ungeachtet dessen eine vielversprechende Streuung erzielt und Schwankungen innerhalb des ETF können so gut abgefedert werden. Die Rendite von nachhaltigen Anlagestrategien muss also nicht zwingend schwächer als die herkömmlicher oder eben Tech-Aktiengetriebener Strategien sein.

Auch hier kommt es wieder klar auf die Wahl des Anbieters an. Denn häufig sind mit grünen Fonds deutlich höhere Gebühren verbunden – im schlimmsten Fall sogar bis zu vier oder fünf Prozent pro Jahr, was die eigene Rendite natürlich schmälert.

Worauf Anleger*innen achten sollten

Oberstes Gebot: Verbraucher*innen müssen vergleichen, insbesondere dann, wenn sie die Kontrolle zu gewissen Teilen an Anbieter abgeben. Dies gilt auch unabhängig von grünen Anlagestrategien. Anleger*innen, die hier aber mit ihrem Geld einen wirklichen Effekt für die Umwelt erzielen möchte, müssen genau hinschauen.

Denn nur wer auf ein konsequentes umweltgerechtes ETF-Portfolio setzt, kann nach wirklich strengsten Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungsstandards (ESGs), sowie Socially Responsible Investing Standards (SRIs) anlegen. Und das am besten eben nicht einfach nur nach dem Ausschlussverfahren klimaschädlicher Konzerne, wie es bisher in der Branche Usus war.

Denn klar ist auch, solche Standards und Filter unterliegen derzeit noch keinen Regelungen.

„So haben wir bei Ginmon beispielsweise mit unserer Anlagestrategie apeirongreen genau auf diesen Umstand reagiert, wonach nur die umweltfreundlichsten 25 Prozent der Unternehmen jeder Subkategorie berücksichtigt werden. Ein zusätzlicher Filter, der die zehn Prozent der infrage kommenden Firmen mit dem höchsten CO2-Ausstoß ausschließt, gibt weitere Sicherheit.“

Anleger*innen sollten hier vor allem auf Impact Investing setzen, um so Aktien und Unternehmen zu fördern, die sich der Bekämpfung des Klimawandels und den UN Sustainable Development Goals verschrieben haben. Zudem gilt es auch einen Blick auf die Gebührenmodelle der Anbieter zu werfen. Sind diese bei der grünen Anlagestrategie auf einmal unverhältnismäßig hoch, wird hier wahrscheinlich mit dem guten Gewissen und der Rendite der Verbraucher*innen gespielt.

Fazit: Grüne Strategien lohnen sich für  die Anlage und die Umwelt

Augen auf bei der ETF-Wahl, dann wird es auch wirklich grün. Denn wer etwas Zeit in die Suche nach dem richtigen Anbieter investiert, spart so nicht nur langfristig eine Menge Gebühren, sondern kann sich auch sicher sein, einen Beitrag zur Lösung der globalen Klimakrise und anderer sozioökonomischer Herausforderungen weltweit zu leisten. Eine Win-Win-Situation für alle Parteien und eine wirklich nachhaltige Möglichkeit der Vorsorge fürs Alter.

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