Inflationserwartung verstärkt Trend zu Aktien

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Anlageformen mit Aktienfokus erfreuen sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit. So ist der vom Deutschen Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) erhobene aktuelle Geldanlage-Index im Vergleich zur Wintererhebung von 41,1 auf 46,7 Indexpunkte noch weiter angestiegen und liegt auf inzwischen sehr hohem Niveau.

Das deutet darauf hin, dass immer mehr Bürger negative Realrenditen fürchten und in der Folge den Schritt weg von zinsbasierten Anlagen hin zu Geldanlagen mit positiven Renditechancen suchen.

Zur Ermittlung des Indexes, der Werte zwischen -100 und 100 annehmen kann, befragt das DIVA halbjährlich sowohl Bürger als auch Geldanlage-Experten zu ihrer Haltung gegenüber aktienbasierten Anlageformen.

Darunter fallen neben Einzelwerten per se auch Investmentfonds und fondsgebundene Renten- und Lebensversicherungen mit jeweils signifikantem Aktienanteil. Die Bewertungen der aktuellen Lage (43,9 Indexpunkte) und der künftigen Erwartungen (49,5 Indexpunkte) sind gleichgewichtet, wobei erstere einen leicht höheren Anstieg verzeichneten.

Im vergangenen Winter gab es zwar einen Corona-Dämpfer, der sich auch im Index zeigte. Im mittelfristigen Trend zeichnet sich jedoch eindeutig eine neue Lust auf Börse ab. Unsere aktuellen Index-Ergebnisse – sowie im Übrigen auch die Bundesbank und das Deutsche Aktieninstitut – bestätigen diese Entwicklung,

analysiert Professor Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA. Lediglich bei den 18- bis 29-Jährigen waren die Werte beim letzten Index noch höher. Eine mögliche Erklärung ist die damalige Euphoriewelle, die von neu aufgekommenen Trading-Apps ausgelöst wurde.

Nutzerfreundliche Trading-Apps würden in erster Linie junge Leute ansprechen und trafen auf große Experimentierfreude im Lockdown, so Heuser. Über Social-Media-Plattformen wie Reddit wurde diese zusätzlich angeheizt. Erste Enttäuschungen mit Einzelwerten könnten der Grund dafür gewesen sein, dass sich diese Euphorie inzwischen gelegt habe.

Die älteren Altersgruppen würden aktienbasierte Geldanlagen dagegen immer optimistischer sehen. Laut Heuser komme das nicht von ungefähr, denn die Inflationssorgen würden weiter zunehmen.

Experten sehen Aktienanlagen als wichtige Inflationsstrategie

Die Befragungen im Zusammenhang mit dem Index zeigen: Knapp die Hälfte der Bürger (43,5 Prozent) und die große Mehrheit der Experten (67 Prozent) rechnen mit einer Inflationsrate von bis zu drei Prozent in den kommenden fünf Jahren. Weitere 16,1 Prozent bei den Bürgern und 23,9 Prozent auf Expertenseite gehen sogar davon aus, dass die Inflationsrate drei Prozent übersteigt.

Dies hat Auswirkungen auf das Anlegerverhalten: Mehr als jeder Dritte der befragten Bürger in Deutschland (36,9 Prozent) erachtet Immobilien zumindest als sinnvolle Teilstrategie. Bei circa einem Viertel (25,9 Prozent) spielen Gold und andere Edelmetalle eine Rolle. Und ein weiteres Viertel (24,3 Prozent) hält Aktien und Aktienfonds für geeignet, um der Inflation entgegenzuwirken.

Bei der Expertenbefragung befinden sich dieselben Anlageformen unter den Top-3 – wenn auch in anderer Reihenfolge. Aktienbasierte Anlageformen werden bis auf wenige Ausnahmen von allen Experten (93,8 Prozent) als wichtige Inflationsstrategie angesehen. Dahinter folgen Immobilien mit 57,8 Prozent und Edelmetalle mit 54,2 Prozent.

Viele Anleger haben auf das Niedrigzinsumfeld längst reagiert und freuen sich seit Jahren über steigende Aktienkurse und ansehnliche Dividenden. Spätestens aber seitdem die Inflation steigt und die Banken und Sparkassen in der Breite auch Privatkunden Strafzinsen berechnen, hat sich die Stimmung vollends gedreht,

reflektiert Dr. Helge Lach, Vorstand des Bundesverbands Deutscher Vermögensberater (BDV). Anders als fast alle politischen Parteien es in ihren Wahlprogrammen darstellen, brauche es keinen gesetzlichen Zwang zur aktienbasierten Altersvorsorge mit Staats- und Bürgerfonds.

Die Bürger hätten die Lage längst verstanden, das zeigen die Befragungen. Noch mehr Bevormundung durch die Politik sei also nicht notwendig. Viel besser wäre es, den schon starken Trend zum Beispiel durch steuerliche Förderung des langfristigen Sparens mit Investmentfonds oder fondsgebundenen Rentenversicherungen noch zu verstärken, so die Vorständin.

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