Finanzbildung in der Schule muss besser werden

Tafel-Euro-110521631-AS-Stepan-PopovTafel-Euro-110521631-AS-Stepan-PopovStepan Popov – stock.adobe.com

Wichtige Alltagsthemen wie Rente, Verträge und Finanzprodukte, die Schüler auf die Zeit nach der Schule vorbereiten sollen, sind kaum Teil des Lehrplans. Nicht umsonst prangern viele an, dass Schüler immer noch zu wenig über die Verwaltung der eigenen Finanzen wissen. 

Neben der mangelhaften Digitalisierung der Schulen würde laut Johannes Sczepan, Geschäftsführer der Finanzberatungsgesellschaft Plansecur, auch die fehlende Finanzausbildung in der Schule künftige Generationen belasten. Die Coronakrise habe überdeutlich gezeigt, wie wichtig es für die Menschen sei, sich mit einem Grundverständnis um ihre eigenen Finanzen zu kümmern.

Die Coronafolgen sieht der Plansecur-Chef indes nicht als einzigen Grund für eine „wenigstens minimale schulische Finanzbildung“. Als weitere Argumente führt er die Niedrig- und Negativzinspolitik an, die zu erwartende Ausdünnung des Filialnetzes der Banken in den nächsten Jahren und das „Megathema Altersvorsorge“.

Schüler wissen alles über Sinusfunktionen, aber nichts über Finanzverwaltung

Der Staat würde von der Bevölkerung zusehends erwarten, sich selbst um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, aber er würde null in die Finanzbildung nachfolgender Generationen investieren, moniert Johannes Sczepan. Er befürchtet, dass daraus eine Schere entsteht, die immer weiter auseinanderklaffen wird. Es bestehe die reale Gefahr, dass diese Entwicklung viele Menschen vom Schulabschluss über eine immer längere Arbeitszeit mehr oder minder direkt in die Altersarmut führt.

Sczepan provoziert mit der Frage:

Ist es wirklich wichtiger, die Eckdaten der antiken Kriege oder die Sinusfunktion in der Mathematik zu vermitteln als grundlegendes und vor allem praxisnahes Wissen, das bei der Gestaltung der eigenen Finanzen und damit letztlich des eigenen Lebens hilft?

Darüber hinaus führe der Rückgang im Filialnetz der Banken und die Digitalisierung dazu, dass vor allem junge Menschen ihre Finanzangelegenheiten zusehends am Smartphone erledigten – laut Sczepan in der Regel ohne Beratung.

Menschen, die kaum den Unterschied zwischen Aktien und Anleihen kennen, handeln beim Online-Trading mit Hebeln, die eher an Glücksspiel als an seriöse Finanzanlagen erinnern. Es ist zu begrüßen, wenn die Menschen ihre Finanzen in die eigene Hand nehmen. Aber ohne ein Mindestmaß an Wissen darüber ist die Gefahr groß, dass diese Entwicklung über kurz oder lang viel mehr Menschen ruiniert statt sie reich zu machen.

Schulangebot steht im Gegensatz zu Wünschen der Jugendlichen

Eine aktuelle Schufa-Umfrage „Jugend-Finanzmonitor“ zeigt  zudem, wonach sich Jugendliche selbst die Note 3,3 bezüglich ihrer Finanzkompetenz geben. Das ist schlechter als der Durchschnitt drei Jahre zuvor, der bei 3,1 lag. Im sogenannten Finanz-Index der Schufa mit einer Skala von 0 bis 100 ist der durchschnittliche Indexwert 2021 gegenüber 2018 um vier Punkte auf 49 Punkte abgesunken.

Die ohnehin schlechte Situation verschlimmere sich sogar noch, so Sczepan. Er kritisiert, dass das schulische Angebot im direkten Gegensatz zu den Wünschen der Jugendlichen steht: Rund neun von zehn Jugendlichen wünschen sich, dass die Themen Geld und Finanzen bereits in der Schule ausführlich vermittelt werden.

Johannes Sczepan möchte kein generelles Urteil über die deutsche Schulpolitik fällen. Aber seine Forderung, grundlegendes Finanzwissen in der Schule zu vermitteln, würde offenbar von der Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler geteilt werden. Wenn der Staat etwa bei der Altersvorsorge nach aufgeklärten und selbstverantwortlichen Bürgern ruft, dann habe er auch die Pflicht, dafür im Rahmen des staatlichen Schulsystems Sorge zu tragen.

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