Private-Equity-Branche in 2021 auf Rekordkurs

Anzugtraeger-Kurve-220439533-AS-WorawutAnzugtraeger-Kurve-220439533-AS-WorawutWorawut – stock.adobe.com

Für den Private-Equity-(PE-)Sektor könnte 2021 zum besten Jahr seiner Geschichte werden. Darauf deuten weltweite Branchendaten hin, die die internationale Unternehmensberatung Bain & Company im Rahmen ihrer Studie „Private Equity's Wild First-Half Ride“ ausgewertet hat.

Sollte sich die Entwicklung der ersten sechs Monate in der zweiten Jahreshälfte annähernd fortsetzen, sind jeweils rund 1 Billion US-Dollar oder mehr bei Investitionen, Exits von Buy-out-Fonds und dem Fundraising möglich – und damit neue Rekordwerte. Auch wäre die globale PE-Branche dann dreimal so groß wie vor zehn Jahren.

Die aktuelle Entwicklung im Private-Equity-Sektor sei laut Bain-Partner Alexander Schmitz, der die PE-Praxisgruppe in der DACH-Region leitet, außergewöhnlich. Auf solch eine Rekordjagd hätte die Branche vor einem Jahr angesichts der Pandemie kaum zu hoffen gewagt. Und dieser Trend könnte sich fortsetzen, denn zum 30. Juni 2021 verfügten PE-Fonds mit 3,3 Billionen US-Dollar über so viel nicht-investiertes Kapital wie noch nie.

Technologiesektor vereint ein Drittel aller Deals auf sich

Darüber hinaus realisieren immer größere Fonds immer größere Transaktionen. Im ersten Halbjahr 2021 lag das durchschnittliche Dealvolumen bei 1,1 Milliarden US-Dollar, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Plus von 48 Prozent entspricht.

Buy-out-Fonds investierten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt bereits 539 Milliarden US-Dollar in Portfoliounternehmen. Das ist fast so viel wie zuletzt in einem ganzen Jahr.

Jeder dritte Deal wurde im Technologiesektor abgewickelt, wobei insbesondere Softwarefirmen im Fokus des Interesses standen. Angesichts der vielerorts beschleunigten Digitalisierung sieht Marktbeobachter Schmitz unverändert Potenzial: Das weltweit stark wachsende Technologiesegment würde weiterhin viel Kapital anziehen.

Schärfere Regulierung beendet Höhenflug der SPACs

Bei neuen Beteiligungen nutzte die PE-Branche zuletzt vor allem in Nordamerika häufig sogenannte Special Purpose Acquisition Companies (SPACs). Diese emittieren zuerst Aktien, um damit später dann eine Transaktion vorzunehmen.

Doch im April 2021 verschärfte die US-Börsenaufsicht die Regulierung und bereitete dem Höhenflug der SPACs so zumindest vorläufig ein Ende. Nichtsdestotrotz hielten zum 30. Juni dieses Jahres 419 SPACs insgesamt 133 Milliarden US-Dollar Kapital, für das sie geeignete Zielunternehmen suchen.

Für den PE-Sektor ist dies sowohl Herausforderung als auch Chance, wie Bain-Partnerin und Branchenkennerin Silvia Bergmann, erklärt:

SPACs nutzen bei Übernahmen neben eigenen Mitteln üblicherweise noch andere Kapitalquellen. Ihre Finanzkraft ist also um ein Vielfaches höher als ihr eingesammeltes Kapital, was den Wettbewerb um potenzielle Übernahmekandidaten noch einmal verschärft.

Zugleich würden sich für PE-Fonds dadurch aber noch mehr Möglichkeiten ergeben, Portfoliounternehmen ohne große Vorlaufzeiten zu attraktiven Bewertungen über die Börse zu verkaufen.

Hohe Verkaufserlöse schaffen noch mehr Anreiz

Der positive Einfluss der SPACs auf das Exit-Geschehen zeigte sich in der ersten Hälfte des laufenden Jahres vor allem in Nordamerika. Auf sie entfiel dort knapp ein Viertel des gesamten Volumens von Beteiligungsverkäufen. Weltweit summierten sich die Verkaufserlöse der Buy-out-Fonds zur Halbzeit 2021 auf 488 Milliarden US-Dollar und lagen damit bereits 10 Prozent über dem Wert des Gesamtjahrs 2020.

Durch hohe Verkaufserlöse und damit hohe Mittelrückflüsse an Investoren gewinne die PE-Branche für Kapitalanleger weiter an Attraktivität, so PE-Expertin Bergmann. Dies zeigt auch eine aktuelle Erhebung des Datenanalysten Preqin: 90 Prozent der befragten institutionellen Anleger planen, in den kommenden zwölf Monaten gleich viel oder sogar mehr Kapital als bisher in PE-Fonds zu investieren.

Angesichts des starken Interesses von Kapitelanlegern gerät 2021 auch ein neuer Rekord beim Fundraising von mehr als 1,2 Billionen US-Dollar in Reichweite. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres warben PE-Fonds bereits 631 Milliarden US-Dollar ein.

Im Fundraising besonders erfolgreich waren neue Buy-out-, Growth- und Venture-Capital-Fonds, allen voran über fünf Milliarden US-Dollar schwere Megafonds. Neun Buy-out-Riesen schlossen im ersten Halbjahr Fonds mit einem Volumen von insgesamt 120,4 Milliarden US-Dollar.

Harter Wettbewerb und Digitalisierung sind Herausforderung

Aus dem bisherigen Geschäftsverlauf 2021 ergeben sich mehrere Konsequenzen. Der PE-Sektor muss sich auf einen noch härteren Wettbewerb einstellen, was selbst für die zuletzt im Schatten stehenden kleineren Deals gilt. Zu hoch ist die Summe an nicht-investiertem Kapital und noch vergleichsweise gering die Zahl neuer Transaktionen. Darüber hinaus gilt es dem digitalen Wandel konsequent Rechnung zu tragen.

Bain-Partner Schmitz mahnt:

PE-Fonds müssen ihre technologische Kompetenz ausbauen. Nur so können sie Chancen und Risiken neuer Beteiligungen richtig einschätzen und ihr Portfolio bestmöglich unterstützen.

Ungeachtet dessen dürfte sich die positive Entwicklung im PE-Sektor fortsetzen. Dafür spricht aktuell eine ganze Reihe von Faktoren. Der robuste Aufschwung in vielen Ländern und die anhaltende Niedrigzinspolitik der Zentralbanken zählen dazu ebenso wie die aufnahmebereiten Kapitalmärkte. Derzeit würden die Zeichen gut stehen, dass 2021 tatsächlich zum neuen Rekordjahr für die Private-Equity-Branche wird, so Schmitz.

LESEN SIE AUCH

Abstract creative financial diagram and upward arrow hologram on flag of Germany and blue sky background, growth and development conceptAbstract creative financial diagram and upward arrow hologram on flag of Germany and blue sky background, growth and development conceptPixels Hunter – stock.adobe.com
Finanzen

Deutscher Geldanlage-Index Sommer 2024: Wenig Aufregung in unruhigem Markt

Attraktive zinsbasierte Geldanlagen, ein hoher Goldpreis, kaum finanzierbare Immobilienpreise und nervöse Börsen: Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) wollte vor diesem Hintergrund wissen, ob und wie sich dies auf die Anlagepräferenzen der Privatanleger auswirkt.

Business young man explaining terms of contract to his client inBusiness young man explaining terms of contract to his client innenetus – stock.adobe.com
Finanzen

Trendstudie von Simon-Kucher: Kundenbindung wird im Privatkundengeschäft für alle Institute immer wichtiger

Die vergangenen zwei Jahre seit Beginn der Zinswende waren nachweislich von einer hohen Dynamik geprägt. Die rund 40 Millionen privaten Haushalte in Deutschland dürften in den vergangenen zwei Jahren überdurchschnittlich viele Finanzentscheidungen getroffen haben. Die Beziehung zwischen Kunde und Bank wird also immer wichtiger - doch wie intensiv ist sie nach zwei Jahren Zinswende?

SmashupSmashupSmashuplassedesignen – stock.adobe.com
Wirtschaft

Mehr Zombie-Unternehmen in Deutschland - ohne Reaktion der Kapitalmärkte

Das Wachstum der Zombie-Unternehmen schreitet ungebrochen voran, seit 2010 jährlich um rund neun Prozent. Beinahe sechs Prozent der weltweit börsennotierten Unternehmen zählen dazu. Die Kapitalmärkte scheinen weiterhin unbeeindruckt und Investoren zahlen immense Preise für die Übernahme untoter Unternehmen. Der Mehrwert ist aber meist von kurzer Dauer.

A close up of a person with blue eyes looking at the cameraA close up of a person with blue eyes looking at the camerariakhinantonUkraine – stock.adobe.com
Finanzen

Sind Geldanlagen (k)eine Frauensache?

Finanzen gelten gemeinhin nicht als Frauensache. Gender Pay Gap, Gender Wealth Gap und Gender Pension Gap sind nur einige Schlagworte, wenn es um Vermögen und Finanzen von Frauen und Männern geht.

Frau-Smartphone-Laecheln-207169112-DP-GaudiLabFrau-Smartphone-Laecheln-207169112-DP-GaudiLab
Finanzen

Neobanking weltweit auf dem Vormarsch

Die Anzahl neuer Neobanken scheint zu stagnieren. In den vergangenen 18 Monaten wurden weltweit 36 neue Neobanken gegründet, 34 hingegen wurden geschlossen oder übernommen. Erträge als auch die Kundenzahlen steigen dennoch weiterhin stark an.

Portrait of businessman in glasses holding tabletPortrait of businessman in glasses holding tabletNDABCREATIVITY – stock.adobe.com
Assekuranz

Bain-Studie: Versicherte wünschen sich mehr Hilfe um Risiken zu vermeiden

Rund 60 Prozent der Deutschen sind offen für Zusatzangebote ihrer Versicherung, um Schäden zu verhindern oder zu verringern. Besonders gewünscht sind Belohnungen für sicheres Fahren, Warnungen vor Bedrohungen des Eigenheims und Unterstützung bei der Ärztewahl.