GKV Spitzenverband fordert Garantie für gute Pflege im Krankenhaus

Krankenschwester-Stress-256850105-AS-gpointstudioKrankenschwester-Stress-256850105-AS-gpointstudiogpointstudio – stock.adobe.com

Alleingelassene und überlastete Krankenpfleger in der Nachtschicht, Patienten und Patientinnen mit Schmerzen, die nach einer Krankenschwester klingeln und dann lange warten müssen, oder Pflege-Dienstpläne, die wegen Personalmangels immer wieder neu geschrieben werden müssen.

Das sind Situationen, die in deutschen Kliniken leider zum Alltag gehören. Bereits seit Jahrzehnten versucht die Politik, die besonderen Herausforderungen der Krankenhauspflege in den Griff zu bekommen.

Von der gescheiterten Pflege-Personalregelung (PPR) aus dem Jahr 1993 über verschiedene Pflegegipfel bis zu Pflegestellen-Förderprogrammen reicht die Bandbreite an Initiativen und Maßnahmen.

Der GKV-Spitzenverband schlägt ein Drei-Säulen-Modell für sichere, gute und bedarfsgerechte Pflege vor. Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband, fordert sichere Pflege durch Pflegepersonaluntergrenzen, die für ein Mindestversorgungsniveau sorgen. Sie will gute Pflege an jedem Krankenbett durch eine moderne Pflegepersonalbedarfsermittlung.

Diese soll digital und ohne Zusatzdokumentation anhand einer einheitlichen Pflegedokumentation generiert werden. Außerdem fordert sie bedarfsgerechte Strukturen für bessere Pflege am Bett. Viele Patientinnen und Patienten könnten oftmals ambulant versorgt werden, wodurch Pflegekräfte mehr Zeit für die stationären Patientinnen und Patienten gewinnen würden.

Für die Krankenhäuser gäbe es keine Ausreden mehr für Nicht-Handeln, denn die Beitragszahlenden der gesetzlichen Krankenversicherung finanzieren mit ihren Beiträgen die Pflege zu 100 Prozent.

Sichere Pflege braucht Transparenz

Bis vor vier Jahren gab keine Transparenz über die Personalbesetzung in den Krankenhäusern. Mit den Pflegepersonaluntergrenzen und der Verpflichtung, die tatsächliche Pflegeausstattung auf den Stationen zu melden, weiß man nun ein wenig mehr darüber, was tatsächlich auf den Stationen passiert.

Dabei sind Pflegepersonaluntergrenzen im Schulnotenvergleich bestenfalls eine „vier“. Sie dienen lediglich dazu, Patientengefährdung zu vermeiden. Und der Alltag auf vielen Stationen zeigt, dass selbst diese Untergrenzen oft nicht erreicht werden.

In 12 Prozent aller Schichten wurden Pflegeuntergrenzen verfehlt

Von der Herzchirurgie über die Geriatrie bis zur Inneren Medizin sind für zwölf „pflegesensitive Bereiche“ verpflichtende Mindestvorgaben, die Pflegepersonaluntergrenzen festgelegt, um Patientengefährdung zu vermeiden.

Stoff-Ahnis sagt:

Im Durchschnitt der 1300 Krankenhäuser, für die Pflegepersonaluntergrenzen gelten, sind 12 Prozent aller Schichten unterbesetzt. Nicht mal das Mindestmaß an Pflegepersonal ist dort vorhanden. Das ist für die Patientinnen und Patienten und für das Pflegepersonal eine gesundheitsgefährdende Zumutung! Und wenn es um Schlaganfälle geht, ist es besonders dramatisch: In den neurologischen Schlaganfalleinheiten wird sogar in jeder fünften Schicht noch nicht einmal die Mindestanzahl an Pflegekräften erreicht, um die Sicherheit der Pflege zu gewährleisten. Von wirklich guter Pflege sind wir dann noch weit weg.

Gute Pflege braucht genug Pflegekräfte

Eine Personalausstattung, die einer guten pflegerischen Versorgung in Krankenhäusern Rechnung trägt, ist abhängig vom Pflegebedarf der Patientinnen und Patienten und somit deutlich höher als eine Mindestvorgabe.

Nachdem der Gesetzgeber die Grundlage dafür geschaffen hat, müssen sich nun die Deutsche Krankenhausgesellschaft und der GKV-Spitzenverband über Inhalte der Beauftragung und den Zeitplan für die Entwicklung des neuen Instruments durch die Wissenschaft verständigen. Der Gesetzgeber hat vorgesehen, dass die Entwicklung und Erprobung des neuen Instruments zur Pflegepersonalbemessung bis Ende 2024 abgeschlossen sein müssen.

Stoff-Ahnis fordert ein zuverlässiges Instrument zur Messung des tatsächlichen Pflegepersonalbedarfs auf jeder Station in jedem Krankenhaus. Bis es soweit ist, seien laut ihr die Pflegepersonaluntergrenzen in Kombination mit der vollständigen Finanzierung jeder neuen Pflegestelle eine gute und vor allem praktikable Interimslösung.

Bedarfsgerechte Strukturen schaffen Entlastung

Durch medizinisch nicht notwendige stationäre Behandlungen verschaffen sich Kliniken zusätzliche Einnahmen und blockieren gleichzeitig Pflegekräfte, die an anderer Stelle fehlen. So wurden 2019 rund vier Millionen Menschen für lediglich eine Nacht im Krankenhaus behalten.

Ein großer Teil davon hätte auch ambulant behandelt werden können. Ein klares Indiz hierfür ist, dass in 2020 ausgewählte operative Leistungen mit ambulantem Potential um 28 Prozent zurückgegangen sind.

Bedarfsgerechte Strukturen zu schaffen, sei für Stoff-Ahnis ein Schlüssel, um die Pflegesituation für Patientinnen und Patienten sowie Pflegende dauerhaft zu verbessern: Durch das Schließen nicht bedarfsnotwendiger Kliniken schwinde der Anreiz, unnötige Behandlungen und Operationen durchzuführen. Durch den Ausbau der Mindestmengenvorgaben würde Gelegenheits-Chirurgie verhindert werden.

Die so freigewordenen Pflegekräfte würden dann beispielsweise in Spezialkliniken zur besseren Krebsversorgung zur Verfügung stehen, wie in Landkrankenhäusern, die für die flächendeckende Versorgung zum Beispiel mit Kinderheilkunde gebraucht werden.

LESEN SIE AUCH

Krankenhaus-Personal-96503676-AS-shockKrankenhaus-Personal-96503676-AS-shock
Assekuranz

DRG ermöglicht Doppelfinanzierung der Pflegepersonalkosten

Seit der Ausgliederung der Pflegepersonalkosten aus den Krankenhaus-Fallpauschalen (DRG) im Jahr 2020 kommt es immer wieder vor, dass Pflegeleistungen doppelt bezahlt werden: zum einen als Restbestand in einer Fallpauschale, zum anderen über die gesonderte Vergütung für das Pflegepersonal. Für das Pflegepersonal im Krankenhaus werden von den Kostenträgern insgesamt rund 18 Milliarden Euro gezahlt. Aktuell wird wie in dem vergangenen Jahr eine Kostensteigerung von 10 Prozent – dies entspricht 1,8 ...
Attractive thoughtful young european woman standing in abstract concrete interior with question and confusion what entrance with staircase out of three to choose. Direction, success and choice concept.Attractive thoughtful young european woman standing in abstract concrete interior with question and confusion what entrance with staircase out of three to choose. Direction, success and choice concept.Who is Danny – stock.adobe.com
Assekuranz

GKV braucht neue Wege für eine nachhaltige Finanzreform

Die Innungskrankenkassen kritisieren, dass eine stabile Finanzierung der GKV nicht in Sicht sei. Im Gegenteil, sie scheine weiter entfernt als noch im letzten Jahr. Das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz aus dem Oktober 2022 habe keine tragfähige Zukunftsperspektive aufgezeigt.

Presentable man in costume and watchPresentable man in costume and watchmegaflopp – stock.adobe.com
Assekuranz

Krankenkassenbeiträge erneut zu erhöhen ist plan- und ideenlos

GKV-Versicherten drohen erneute Beitragserhöhungen. Karl Lauterbach verdeutlichte, dass bei weiter steigenden Ausgaben der Krankenkassen auch die Beiträge angehoben werden müssen, um Leistungskürzungen auszuschließen und erfuhr unmittelbar dafür deutliche Kritik von den Verbänden.

patientin und arzthelferin mit versicherungskartepatientin und arzthelferin mit versicherungskartecontrastwerkstatt – stock.adobe.com
Assekuranz

Positiv-Trend in der PKV verstärkt

Die Private Krankenversicherung ist auch 2021 deutlich gewachsen. Die Gesamtzahl an Versicherungen stieg um fast eine Million auf 37,1 Millionen. Dabei wuchs die Zahl der Zusatzversicherungen um 3,4 Prozent auf insgesamt 28,4 Millionen.
Euro Symbol - Konzept Bank, Währung, Einnahmen oder AusgabenEuro Symbol - Konzept Bank, Währung, Einnahmen oder Ausgabenmerklicht.de – stock.adobe.com
Assekuranz

Generationengerechte Finanzierung der Kranken- und Pflegeversicherung

Wie können die Probleme der Finanzierung von Kranken- und Pflegeversicherung generationengerecht gelöst werden? Laut des Koalitionsvertrages von SPD, Grünen und FDP möchte sich die künftige Regierung diesem Thema annehmen.
Conceptual image of a large stone in the shape of the human braiConceptual image of a large stone in the shape of the human braiOrlando Florin Rosu – fotolia.com
Assekuranz

Krankenhausentgeltkatalog 2022 für Psychiatrie und Psychosomatik beschlossen

Der GKV-Spitzenverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) haben für das Jahr 2022 den pauschalierenden, tagesbezogenen Entgeltkatalog für psychiatrische und psychosomatische Einrichtungen (PEPP-Entgeltkatalog 2022) vereinbart.