Corona: Wie geht es nach der Rückkehr in die Büros weiter?

Kollegen-Buero-189920249-AS-tyKollegen-Buero-189920249-AS-tyty – stock.adobe.com

Mit dem Herbst und den voraussichtlich wieder nach oben schnellenden Infektionszahlen beginnen die Überlegungen: Wird die gerade gestartete Rückkehr in die Büros durch neue Lockdown-Maßnahmen verschärft? Droht der Büro- und Arbeitswelt der nächste Dämpfer?

Timo Brehme, Geschäftsführender Gesellschafter des Münchner Beratungs- und Architekturunternehmens CSMM, empfiehlt Unternehmen, sich spätestens jetzt mit Umgestaltungsmaßnahmen der Arbeitsbereiche an die Gegebenheiten einer pandemisch gewordenen Welt anzupassen.

Die Erfahrungen der letzten Monate und diverse Studien belegten, wie wichtig Interaktion und Gemeinschaft im Büro für das Wohlergehen und die Identifikation der Arbeitnehmer*innen mit ihren Arbeitgeber*innen und untereinander seien.

Unternehmen sollten sich deshalb nicht damit begnügen, etablierte Hygieneregeln beizubehalten. Vielmehr brauche es zusätzliche Maßnahmen wie flexible Flächen oder Wechselarbeitsplätze, um die Offices für kommende Wellen zu wappnen.

Unsicherheit trotz hoher Impfquote

Die Pandemie hat gezeigt, dass nichts planbar ist und sich die Gesellschaft flexibel an das Infektionsgeschehen anpassen muss. Eine hohe Impfquote kann die Lage verbessern, dennoch bleibt die Unsicherheit ob weitere politische Maßnahmenbündel notwendig werden und erneut in unseren Arbeitsalltag eingreifen.

Trotz zunehmender Digitalisierung und etablierter Homeoffice-Szenarien haben wir erfahren, dass Arbeitnehmer*innen in ihrer Arbeitswelt einen Ort brauchen, der Gemeinschaft stiftet und somit Innovation ermöglicht.

"Flächenreduktionen allein ist nicht die Lösung"

In ihrem eigenen Büro am Standort München ist es CSMM auch in den letzten Monaten gelungen, mit einem großzügigen Open-Space-Konzept den Teamgedanken zu erhalten. Als Möglichkeitsraum konzipiert lässt sich mit ihren Büroräumen flexibel auf sich wandelnde Gegebenheiten reagieren.

Deshalb ist Timo Brehme überzeugt, dass sich Deutschlands Unternehmen proaktiv für kommende Entwicklungen rüsten sollten:

Unternehmen diskutieren momentan über Flächenreduktionen von bis zu 50 Prozent. Das allein ist aber nicht die Lösung für die Zukunft. Flächenreduktionen brauchen ein umfassendes Konzept und können nur in dem Maße stattfinden wie ausreichend Gemeinschaftsflächen zum gemeinsamen Austausch zur Verfügung stehen.

Man brauche diese genauso dringend, wie institutionalisierte Möglichkeiten zur Distanz und eine auf der Höhe der Zeit funktionierende Lüftungstechnik. Zusammen mit Abstandsregeln sei das ein erster Schritt in eine postpandemische Zukunft, die Flexibilität und Mitarbeiter*innengesundheit Vorrang vor einer kleinteiligen Bürogestaltung gibt.

Raum für Flexibilität

Zu einem weitreichenden Maßnahmenbündel gehört für den Arbeitsplatzexperten nicht nur, die Tests oder Selbsttests zu institutionalisieren. Unternehmer*innen könnten beispielsweise Leihwagen, Fahrrad- oder E-Roller-Pools zu Verfügung stellen damit Arbeitnehmer*innen zukünftig auf öffentliche Verkehrsmittel verzichten können.

Flexibilität, das bedeute für die Zukunft der Arbeit nicht nur, mehr offenen Raum in den Büros zu etablieren – sowohl für die Gemeinschaft als auch die Wahrung von Abstand -, sondern auch in den Köpfen. Man müsse offen bleiben für alle Lösungen, die Flexibilität im Umgang mit den Problemlagen der Zukunft garantierten, sagt Brehme.

Dem Arbeitsplatz der Zukunft dürften deshalb buchstäblich keine Grenzen gesetzt werden. In unsicheren Zeiten bedeutet Flexibilität deshalb ein Mindestmaß an Planbarkeit.

Sicherheit durch Hub & Home-Ansatz

Wie das aussehen kann, haben die Architekturspezialist*innen bei CSMM bewiesen, indem sie ihre eigenen Büroräume im Münchner Werksviertel entsprechend gestaltet haben. Der vom Rat für Formgebung mit dem ICONIC AWARD ausgezeichnete Hub & Home-Ansatz darf als Blaupause für den flexiblen Arbeitsplatz der Zukunft gelten.

Wechselarbeitsplätze, großzügig gestaltete Kommunikationsräume und eine kluge Neuorganisation gemeinschaftlich genutzter Flächen tragen hier schon heute dazu bei, dass ein Mindestmaß an sozialer Distanz und die gemeinsame Arbeit an Innovation und Unternehmenszielen einander nicht ausschließen müssen.

Die Pandemie habe nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Arbeitswelt dauerhaft verändert. Es sei an der Zeit, diesem Umstand nicht nur mit Zwischenlösungen Rechnung zu tragen, sondern ihn als sinnstiftend für die Gestaltung unseres künftigen beruflichen Umfelds zu begreifen. Das schaffe Sicherheit nicht nur für die Belegschaft, sondern auch Planungssicherheit für Unternehmen.

LESEN SIE AUCH

Caos - Father And Schoolgirl Working At Home - Telework And E-LeCaos - Father And Schoolgirl Working At Home - Telework And E-LeRomolo Tavani – stock.adobe.com
Management

Quo vadis, Homeoffice?

Drei von fünf deutschen Arbeitnehmer*innen (63 Prozent) rechnen damit, dass sie nach der Pandemie die meiste oder die ganze Zeit vor Ort im Büro arbeiten müssen. Dies entspricht jedoch nur den Wünschen von knapp der Hälfte der Befragten (41 Prozent).
Mann-daheim-Laptop-304174825-AS-Guenter-MenzlMann-daheim-Laptop-304174825-AS-Guenter-MenzlGünter Menzl – stock.adobe.com
Management

Rechtsanspruch auf Homeoffice und warum er sinnvoll ist

Die Corona-Pandemie hat mobiler Arbeit, vor allem im Homeoffice, einen enormen Schub gegeben. Allerdings fehlen immer noch gesetzliche Regelungen und Rahmenbedingungen, um sicherzustellen, dass auch jenseits der Sondersituation wirklich die positiven Potenziale mobiler Arbeit zum Tragen kommen.
Diverse people attending at group therapy session listening psychologist counsellorDiverse people attending at group therapy session listening psychologist counsellorfizkes – stock.adobe.com
Management

Zurück ins Büro? Ja, aber freiwillig!

Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben – und das ist auch gut so. Das Konzept des Büros muss von Unternehmen deswegen aber nicht über den Haufen geworfen werden. Ganz im Gegenteil, sie sollten es neu denken und an die Realität der Arbeitswelt anpassen.

Frau-lachen-410127153-AS-pikselstockFrau-lachen-410127153-AS-pikselstockpikselstock – stock.adobe.com
Management

Wellbeing stärkt Mitarbeiterbindung

Sieben von zehn Mitarbeitende (70 Prozent) haben vor, in den nächsten zwei Jahren bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu bleiben – mehr als vor der Corona-Krise (65 Prozent). Das zeigt die neue Umfrage „Global Benefits and Attitudes 2022“ von WTW. Etwa die Hälfte (52 Prozent) berichten, dass ihr Arbeitgeber ihr Wohlbefinden während der Pandemie aktiv unterstütze.Die
Business man works in office with laptop. Concept of internet network. double exposureBusiness man works in office with laptop. Concept of internet network. double exposurealphaspirit – stock.adobe.com
Bildung

Chancen der Digitalisierung: Gesunde Hochleistung im Unternehmen

Prozesse automatisieren, Arbeit effizienter gestalten, Leistungen der Mitarbeitenden präzise vermessen und optimieren, damit immer mehr Gewinne erwirtschaftet werden können – das verspricht die Digitalisierung. Das kann alles funktionieren. Muss es aber nicht. Denn die Leistungssteigerung einer Organisation beruht nicht allein auf digitalisierten Prozessen und präzise erfassten Leistungskennzahlen der Mitarbeiter.
Post-Corona-Buero-2020-Christian-KrinningerPost-Corona-Buero-2020-Christian-KrinningerCSMM – architecture matters/Christian Krinninger
Management

Bürorevolution durch Corona: zwischen Home und Office

Von Tribüne über Einbahnstraßen bis hin zu selbstreinigenden Türklinken und berührungslosen WCs: Münchner Architekturbüro CSMM zeigt am eigenen Beispiel die Möglichkeiten und Herausforderungen eines Post-Corona-Büros. O