Jeder vierte Verkehrsunfall passiert durch Ablenkung

Young woman by the car after an accident and a man making a phone call.Young woman by the car after an accident and a man making a phone call.Halfpoint – stock.adobe.com

Das Gefahrenpotential durch Ablenkung ist ein großes Problem im Straßenverkehr. Bei mehr als jedem vierten Verkehrsunfall (27 Prozent) spielt Ablenkung eine Rolle. Bei acht Prozent der Befragten geht die Unfallursache sogar ausschließlich darauf zurück.

Was zur Ablenkung von Autofahrern im Straßenverkehr führt, zeigt die bundesweite, repräsentative Studie von infas quo im Auftrag des Direktversicherers DA Direkt.

Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass 60 Prozent der Autofahrer ein hohes Risiko durch Ablenkung empfinden. Das Ablenkungspotential durch andere Verkehrsteilnehmer, wie auch durch veränderte Straßenführungen oder Smartphones, ist im Vergleich zu den Ergebnissen des letzten Jahres weiterhin hoch. Doch gerade hinsichtlich der sinkenden Smartphone-Nutzung unter jungen Autofahrern (um 11 Prozent) gibt es Grund zur Hoffnung, wie die Studienergebnisse zeigen.

Aber nach wie vor gelingt es den Mobilitätsdienstleistern kaum, das Vertrauen in intelligente Fahrassistenzsysteme zu steigern. Im Gegenteil: Jeder Fünfte (19 Prozent) wird durch seine Fahrassistenten abgelenkt.

Pop-up-Radwege als Ablenkungsgrund

Oftmals werden Autofahrer durch Einflüsse außerhalb ihres Fahrzeuges abgelenkt und in gefährliche Situationen verwickelt. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gab an, sich durch schlechte Wetter- beziehungsweise Sichtverhältnisse abgelenkt zu fühlen, gefolgt von Umleitungen und geänderten Straßenführungen (42 Prozent). Kein Wunder, denn insbesondere in immer mehr Großstädten wurden zuletzt beispielsweise Fahrradwege ausgebaut oder ganze Straßen für den Autoverkehr gesperrt.

Geänderte Verkehrsführungen, wie durch Baustellen oder Pop-up-Radwege, bringen also auch ein großes Ablenkungspotential mit sich. Außerdem gibt jeder Zehnte an, sich durch das Navigationsgerät, das eine neue Route sucht, abgelenkt zu fühlen. Nur Wenige (7 Prozent) nehmen eine Ablenkung durch den öffentlichen Nahverkehr wahr.

Weiterhin lenken jedoch auch andere Verkehrsteilnehmer ab. Über die Hälfte der Autofahrer (53 Prozent) schätzt die Gefahr der Ablenkung durch andere Verkehrsteilnehmer als (sehr) hoch ein. So gab mehr als jeder dritte Befragte an, sich im Straßenverkehr durch andere Autofahrer abgelenkt zu fühlen. Durch Fahrradfahrer nehmen 34 Prozent eine Ablenkung wahr, wohingegen es bei den Fußgängern lediglich 17 Prozent waren.

Laut lenkt ab

Innerhalb des Fahrzeuges konnte die repräsentative Studie breitgefächerte Gründe für die Ablenkung identifizieren: 62 Prozent erleben gelegentlich bis häufig Situationen der Abgelenktheit über die Lautsprecher im Fahrzeug, wie etwa durch Musik, Podcasts oder Hörbücher. Spitzenreiter bleiben jedoch intensive Diskussionen mit Mitfahrenden (66 Prozent). Dazu kommt: Etwa ein Drittel telefoniert oder bedient sehr regelmäßig während der Autofahrten den Bordcomputer. 11 Prozent setzen sich zudem oftmals während der Fahrt mit ihrem Navigationssystem auseinander und fühlen sich in der Folge abgelenkt. Häufiges Essen und Trinken (9 Prozent) sowie das Flirten (7 Prozent) während der Autofahrt gehen im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück.

Junge Autofahrer nutzen seltener das Smartphone am Steuer

Insgesamt nutzt knapp jeder fünfte Autofahrer bei jeder oder fast jeder Fahrt sein Smartphone – und das, obwohl es durch die StVO verboten ist. Die Ergebnisse der DA Direkt-Studie zeigen, dass gerade viele junge Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren am Steuer sehr intensiv das Smartphone verwenden – ein Drittel fast bei jeder Fahrt. Allerdings zeichnet sich auch eine positive Entwicklung ab: Die Smartphone-Nutzung nimmt in dieser Altersgruppe leicht ab. Im vergangenen Jahr gaben unter den 18- bis 29-Jährigen 37 Prozent an, das Smartphone häufig zu nutzen und 25 Prozent gelegentlich.

Die neuen Ergebnisse verdeutlichen jedoch, dass mittlerweile 33 Prozent bei jeder oder fast jeder Fahrt das Smartphone hervorholen und der Anteil der Gelegenheitsnutzer auf 18 Prozent gesunken ist. Noch immerhin 60 Prozent der Befragten der 18- bis 29-Jährigen geben zu, während der Fahrt Nachrichten zu lesen. Im Vergleich zu den Zahlen aus 2020 sank jedoch der Anteil derer, die neue Nachrichten verfassen von 59 auf 55 Prozent. Während vor einem Jahr noch 45 Prozent angaben, Fotos während der Fahrt zu machen, waren es in diesem Jahr nur noch 36 Prozent.

Weiterhin kein Vertrauen in die Fahrassistenzsysteme

Nur jeder vierte Autofahrer (23 Prozent) hält die Technik für (teil-)autonomes Fahren für ausgereift. Im Vergleich zum Vorjahr schätzen mehr Autofahrer (41 Prozent) den Fahrkomfort von Fahrassistenten positiv ein. Bei der Befragung 2020 gaben dies nur 38 Prozent an. Neben dem Sicherheitsaspekt glaubt zudem jeder Fünte, den Verbrauch des Fahrzeuges mit Hilfe der Assistenzsysteme geringer halten zu können – ein Aspekt, der in Anbetracht steigender Benzinpreise an den Tankstellen nicht zu unterschätzen ist. Mit einer geringeren Umweltbelastung durch die Fahrassistenzsysteme rechnen 16 Prozent der Befragten.

Eine abnehmende Anzahl von Unfällen vermuten 35 Prozent. Nach wie vor überwiegt die Angst (bei 56 Prozent) vor technischen Problemen. Nur die Hälfte der Befragten vertraut daher den Assistenzsystemen in Gefahrensituationen. 38 Prozent sind davon überzeugt, dass intelligente Fahrassistenzsysteme zu mehr Ablenkung im Straßenverkehr führen. Diese Einschätzung entspricht auch dem Erleben der Autofahrer: Fahrer mit Assistenzsystemen sind häufiger abgelenkt und in gefährliche Situationen und Unfälle verwickelt (47 Prozent), als Fahrer ohne Assistenzsystemen (38 Prozent).

Zur Untersuchung

Das infas quo Meinungsforschungsinstitut hat im Auftrag der Direktversicherung DA Direkt eine bundesweite, repräsentative Studie unter 2.038 deutschen Autofahrern ab 18 Jahren im Zeitraum vom 02.11. bis 09.11.2021 durchgeführt. In der Umfrage wurden Fahrassistenzen per Definition als automatisierte / teilautonome Systeme beschrieben. Das heißt: „der Fahrer darf sich von der Fahraufgabe und dem Verkehrsgeschehen abwenden, muss aber wahrnehmungsbereit bleiben und das Steuer nach Aufforderung wieder übernehmen“.

Die Daten der Studie liefern keinen objektiven statistischen Beweis, dass Fahrassistenzsysteme, die heute schon im Einsatz sind, einen signifikanten Einfluss auf die Unfallhäufigkeit in Deutschland haben – weder positiv noch negativ. Die subjektiven Ängste der deutschen Autofahrer vor der neuen Technik und ihrer ablenkenden Wirkung sind aber statistisch signifikant messbar.

LESEN SIE AUCH

Frau-Smartphone-Autounfall-273702590-AS-Monkey-BusinessFrau-Smartphone-Autounfall-273702590-AS-Monkey-BusinessMonkey Business – stock.adobe.com
Flotte Fahrzeuge

Autounfälle: Schuld sind (nicht) immer die anderen

Jeder vierte Autofahrer hat in den vergangenen drei Jahren einen Unfall oder eine gefährliche Situation im Straßenverkehr erlebt. Die häufigsten Ursachen dafür waren schlechtes Wetter, überhöhte Fahrgeschwindigkeit und Ablenkung am Steuer.

Fahrassistent-393093102-AS-ZinetroNFahrassistent-393093102-AS-ZinetroNZinetroN – stock.adobe.com
Flotte Fahrzeuge

Deutsche Autofahrer vertrauen dem Fahrassistenten noch nicht

Automatisierte Fahrassistenten sollen nicht nur mehr Fahrkomfort, sondern den Autofahrern auch ein höheres Sicherheitsgefühl bieten. Bis zum Jahr 2022 will das Bundesverkehrsministerium sogar Fahrzeuge mit autonomen Fahrfunktionen in den Regelbetrieb bringen.
Young businessman driving alone adjusting rearview mirrorYoung businessman driving alone adjusting rearview mirrorProstock-studio – stock.adobe.com
Flotte Fahrzeuge

Unfallflucht künftig nur noch eine Ordnungswidrigkeit?

Das Bundesjustizministerium will Unfallflucht in Fällen von bloßen Sachschäden künftig nicht mehr als Straftat zu ahnden. Die Möglichkeiten zur Ermittlung der Unfallursache dürfen dabei jedoch nicht eingeschränkt werden, mahnen die Versicherer.

Fahrer-Scheibenwischer-2607059-AS-StockSnapFahrer-Scheibenwischer-2607059-AS-StockSnapStockSnap – pixabay.com
Flotte Fahrzeuge

Wie oft sollten Scheibenwischer gewechselt werden und warum?

Viele Autofahrer wechseln die Scheibenwischer zu selten aus. Doch ist das regelmäßige Austauschen der Scheibenwischer wichtig, um die Sicherheit beim Fahren zu gewährleisten. Wer dies selbst erledigen möchte, sollte einige Punkte schon beim Kauf beachten.

Wohnmobil-381773189-AS-fotocruzWohnmobil-381773189-AS-fotocruzfotocruz – stock.adobe.com
Flotte Fahrzeuge

Wohnmobil: Das sind die Neuheiten in 2023

2023 sind viele innovative Entwicklungen im Bereich Wohnmobil zu erwarten, die das Reisen noch angenehmer, sicherer und nachhaltiger machen werden. Die Verwendung effizienter Technologien, intelligenten Systemen und erneuerbarer Energien steht dabei im Fokus.

5535be04-a21a-4192-b050-13d1a7c9a1b75535be04-a21a-4192-b050-13d1a7c9a1b7Sergey Nivens – stock.adobe.com
Flotte Fahrzeuge

Auto anmelden: was muss ich eigentlich alles beachten?

Wer sich ein neues oder gebrauchtes Auto zulegt, muss vor der ersten Fahrt das Fahrzeug bei der hiesigen Kfz-Zulassungsstelle anmelden. Dieser Vorgang kann vor Ort oder online erledigt werden. Welche Unterlagen sind nötig, damit die Zulassung auch reibungslos gelingt?