Noch mehr Tiefgang bei CSR-Reports der Versicherer

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Das unabhängige Analysehaus MORGEN & MORGEN (M&M) und Zielke Research Consult (Zielke RC) veröffentlichen im Herbst 2022 das CSR-Ranking zur Nachhaltigkeit von deutschen
Versicherungsunternehmen. Die Analysten starten den Scan der CSR-Reports – unter anderem mit mehr Tiefgang in den Bewertungsrichtlinien.

Der Druck steigt bei den Versicherungsgesellschaften, ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung solide durchzuführen, doch in der Praxis hakt es oft. „Die Gesellschaften empfinden teils eine große Unsicherheit bei der Umsetzung. Ihnen fehlen operative Leitlinien und Erfahrung auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. Dadurch bewegen sie sich auf dünnem Eis. Greenwashing ist da oft noch nicht einmal Absicht“, stellt Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Research Consult, fest.

Zielke Research Consult ist seit fünf Jahren darauf spezialisiert, den Finanz- und Versicherungsmarkt hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit auf Grundlage öffentlicher Daten zu bewerten und einem CSR-Ranking zu unterziehen – seit 2021 in Kooperation mit dem unabhängigen Analysehaus MORGEN & MORGEN. Damit verfolgen die Analysten den kürzlich von der BaFin geforderten Weg der öffentlichen Berichterstattung hin zur Qualifizierung gemäß EU-Taxonomie, wie er auch in der gerade entstehenden europäischen Nachhaltigkeitsberichtserstattung gemäß Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorgesehen ist. „Wir kennen sowohl die aktuellen Anforderungen als auch die kommenden und lassen das in unsere Bewertungsrichtlinien einfließen. Die Gesellschaften sollten schon heute ihre
Weichen richtig stellen, damit sie nicht in Zukunft nochmal ran müssen,“ empfiehlt Zielke daher.

Erkenntnisse aus CSR-Ranking 2021

Es ist ein spannender Wettbewerb unter den Versicherern entstanden. Die Versicherungsbranche scheint ihren Handlungsbedarf begriffen, eruiert und verantwortungsvoll in die Hand genommen zu haben. Im ESG-Risikomanagement sind die Versicherer auf dem richtigen Weg. Anlagestrategien werden jedoch noch nicht genutzt, um positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu erzielen. Berechnungen zu CO2-Emissionen scheinen immer noch eine Hürde für einige Versicherer zu sein. Nichtsdestotrotz ist es den Versicherern im Vergleich zum Vorjahr gelungen, ihre direkten CO2-Emissionen um 14 Prozent zu senken.

Nach wie vor erschweren 20 Prozent der Versicherer die Auffindbarkeit ihrer Nachhaltigkeitsberichte. Auch die Struktur der Berichterstattung ist zu Teilen unklar. Das Volumen sowie der Umfang der Nachhaltigkeitsberichte haben im Vergleich zum Vorjahr zugenommen.

Zum einen wird damit die Werbetrommel gerührt, zum anderen fließen erfreulicherweise mehr Informationen ein, jedoch wiederholen sich diese oft zerstreut über den gesamten Bericht. Hier ist es wichtig, ein gesundes Maß zu finden, ohne den Eindruck von „Greenwashing“ zu erwecken,

resümiert Zielke und ergänzt „die gut bewerteten Gesellschaften erfüllen das bereits jetzt“. Insgesamt attestiert das bisherige CSR-Ranking 2021 der Branche eine bessere Aufstellung als im Vorjahr, obwohl die Bewertungskriterien geschärft wurden. Nichtsdestotrotz ist noch viel Potenzial nach oben.

Neuerungen CSR-Ranking 2022

Auch für 2022 wurden die Bewertungskriterien mit Augenmaß verschärft. „Wir möchten die Messlatte realistisch ansetzen und verantwortungsbewusst die Kriterien in Richtung CSRD ausrichten,“ versteht Zielke seinen Auftrag und verdeutlicht „es ist keinem gedient, wenn einzelne Gesellschaften den Kopf in
den Sand stecken und damit unter dem Radar bleiben können, während sich andere enthusiastisch dem Thema widmen“.

Neu im Rankingjahrgang 2022 ist, dass nun neben Versicherungsgesellschaften und Banken auch Asset Manager bewertet werden. In Bezug auf die Bewertungsrichtlinien wurden die Kriterien in den einzelnen
Bereichen Environment, Social und Governance der aktuellen Entwicklung angepasst. Für den Bereich Environment wird eine anerkannte externe Verifizierung des CO2-Ausstoßes gefordert, um einen Qualitätsstandard einzuführen. Diese muss auf dem einheitlichen GHG-Protokoll zur Bilanzierung von
Treibhausgasemissionen basieren. Die Kriterien im Bereich Social fordern nun weiterführende Informationen zur Inklusion, die Darlegung der einzelnen Maßnahmen zur Messung der Kundenzufriedenheit sowie mehr Transparenz hinsichtlich der sozialen Initiativen durch ein thematisches Splitting des Spendenvolumens in Euro. Im Bereich Governance wird die Formulierung einer Nachhaltigkeitsstrategie gefordert, die ein nachhaltiges Geschäftskonzept sowie ein nachhaltiges unternehmerisches Handeln etabliert.

Haftungssichere Beratung zu nachhaltigen Finanzprodukten

Was grundsätzlich dem Verbraucher dazu dienen soll, seine Präferenzen beim Thema Nachhaltigkeit auch bei Finanzdienstleistungen berücksichtigt zu wissen, birgt für die Beratung aktuell noch große Unsicherheit in der haftungssicheren Umsetzung. So trifft es momentan die Produktgeber, die sich im Vorgaben-Vakuum oft vertun und in der Greenwashing-Falle landen. Um in der Beratung nicht genau diese Gesellschaften zu vermitteln, können Vermittlerinnen und Vermittler bereits heute in der Vergleichssoftware M&M Office Versicherungsunternehmen mit guten Bewertungen im CSR-Ranking
herausfiltern. Das Thema Präferenzabfrage wird ab dem 2. August für Vermittlerinnen und Vermittler verpflichtender Bestandteil in der Beratung.

Daher wird es eine verlässliche Präferenzabfrage in M&M Office mit belastbaren Daten und Bewertungen zur nachhaltigen Produktgestaltunggeben. „Dafür steht unser Produktlabel in Zusammenarbeit mit Dr. Carsten Zielke, das Finanzprodukte mit der BaFin-konformen Methodik prüft und Versicherungsgesellschaften dies wasserdicht mit dem Produktlabel attestiert – da gibt es kein Vertun und keine Greenwashing-Anschuldigungen. Das ist der Anspruch an unseren Service, den wir ab August unseren Kunden bieten“, macht Pascal Schiffels, Geschäftsführer von MORGEN & MORGEN, deutlich.

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