Grün, grüner, Mittelstand?!

Spielfiguren_wechsel-286554361-AS-Andrii-YalanskyiSpielfiguren_wechsel-286554361-AS-Andrii-YalanskyiAndrii Yalanskyi – stock.adobe.com

Deutschland – so will es die Bundesregierung – soll ein führender Sustainable-Finance-Standort werden. Eine Schlüsselrolle bei der Transformation zur nachhaltigen Wirtschaft nimmt dabei der Mittelstand ein. Denn längst haben sich die ESG-Kriterien von der reinen Anlagestrategie der Kapitalmarkt-Elite zum entscheidenden Faktor für Geschäftsentscheidungen und die Unternehmensausrichtung entwickelt. Für Unternehmen, die beim Thema Nachhaltigkeit vorangehen, bieten sich neue Wachstumschancen und Vorteile bei der Finanzierung.

Christian Walter, ESG-Experte und CEO bei SedaiNow beantwortet wichtige Fragen rund um ein gelungenes ESG-Management.

Für wen ist ESG relevant?

Sustainable Finance betrifft im Prinzip alle Wirtschaftsakteure. Im Zuge des neuen Lieferkettengesetzes werden zukünftig auch KMUs stärker in die Pflicht genommen. Ab 2023 müssen zunächst Unternehmen mit über 3.000 Mitarbeitenden Nachhaltigkeitsrisiken in ihrer Supply Chain offenlegen. Ein Jahr später auch Betriebe mit 1.000 und mehr Angestellten.

Und für jeden, der mit berichtenden Unternehmen zusammenarbeitet, greifen die Richtlinien gleichermaßen. Aktuelle Pläne der EU sehen sogar vor, zukünftig Firmen ab 250 Personen zur Analyse der gesamten Lieferkette zu verpflichten. Mit einem Anteil von 99,4 Prozent in der deutschen Unternehmenslandschaft steht hier vor allem der Mittelstand im Fokus.

Warum S+G?

Verantwortungsvolles Handeln betrifft nicht nur ökologische Aspekte, sondern alle Bereiche eines Unternehmens. Der Dreiklang aus Environmental, Social und Governance – also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – bezeichnet die wesentlichen Faktoren, nach denen Nachhaltigkeit ganzheitlich erfasst und umgesetzt werden soll. Dabei nehmen Themen wie Produktsicherheit, Arbeitsrecht und -sicherheit, Bekämpfung von Korruption oder auch die Einhaltung der Menschenrechte in der Lieferkette eine genauso gewichtige Rolle ein.

Grundsätzlich sind die Kriterien eng miteinander verzahnt und stehen in Wechselwirkung miteinander. So haben energiepolitische Entscheidungen beispielsweise auch immer gesamtgesellschaftliche Auswirkungen. Und die Implementierung eines ESG-Managements gelingt nur, wenn in allen Bereichen nachhaltig performt wird – allen voran in der Führungsetage.

Was bewirkt ein ESG-Rating?

Letztendlich handelt es sich bei einem ESG-Rating um ein Bewertungstool, das Aussagen über die Nachhaltigkeit eines Unternehmens trifft und als Entscheidungshilfe für potenzielle Investoren dient. Gute ESG-Reportings versprechen eine bessere Ausgangsposition auf dem Finanzmarkt. Auch im Bereich Employer Branding nehmen ESG-Themen bereits einen großen Stellenwert ein, da die nachwachsende Generation sehr viel Wert auf die Unternehmenskultur, nachhaltiges Handeln und soziales Engagement legt und die persönliche Identifikation mit dem Arbeitgeber von Belang ist.

Das Gleiche gilt für Geschäftspartner: Ein hoher Grad an Transparenz sowie verantwortungsvoll aufgebaute Strukturen minimieren geschäftliche Risiken und sorgen für Resilienz bei volatilen Marktbewegungen. Zusätzlich profitieren Betriebe von Kosteneinsparungen durch die Optimierung ihres Energie- und Ressourcenverbrauchs. Fest steht, dass Nachhaltigkeit langfristig darüber entscheidet, wie
wettbewerbsfähig eine Firma ist.

Wie funktioniert die Implementierung eines ESG-Managements?

Viele Mittelständler legen bereits großes Augenmerk auf eine nachhaltige und resiliente Ausrichtung ihres Geschäfts. Insofern braucht es häufig nur geringe Nachschärfungen, um ESG-Kriterien zu erfüllen. Ein erster Schritt liegt in der Offenlegung interner Strukturen und der Erfassung konkreter Daten und Zahlen. Nur auf Grundlage einer ehrlichen Auseinandersetzung lässt sich ein Fahrplan entwickeln, der verschiedenste Faktoren wie beispielsweise eine grüne Energieversorgung, eine faire Lieferkette oder eine
chancengerechte Personalpolitik berücksichtigt.

ESG-Experten unterstützen Unternehmen nicht nur bei der Auswahl gezielter Frameworks und der Datenerfassung, sondern auch in der Auswertung und der zielgruppenspezifischen Aufbereitung des Reportings anhand spezieller Softwarelösungen und proprietärer Algorithmen. Basierend auf den Ergebnissen können so zukünftige Ziele festgesteckt und Verbesserungsmaßnahmen eingeleitet werden. Daraus lässt sich Investitionspotenzial herausfiltern – sowohl technisches als auch soziales.

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