Mehr Mut bei Digitalisierung und Bürokratieabbau

Businessman with his head inside a cyberspace through the laptop. Internet connection and addiction conceptBusinessman with his head inside a cyberspace through the laptop. Internet connection and addiction conceptalphaspirit – stock.adobe.com

Das Zukunftsfinanzierungsgesetz, die Mittelstandsfinanzierung in Deutschland, Sustainable Finance und die ID Wallet standen als zentrale Themen im Mittelpunkt der FINTICS – WHERE FINTECH MEETS POLITICS.

Zum dritten Mal lud der Verband deutscher Kreditplattformen (VdK) am Freitag, 9. September 2022, zu seiner Branchenveranstaltung für digitales Finanzieren und Investieren. Insgesamt konnte sich der VdK über mehr als 200 Teilnehmende digital und vor Ort im Deloitte Greenhouse freuen.

Im Lead Talk zum Zukunftsfinanzierungsgesetz sagte Philipp Kriependorf, Co-Founder & Co-Geschäftsführer von auxmoney, dass es bereits fünf nach zwölf sei und es daher Geschwindigkeit in dem Prozess brauche, damit das Gesetz vorangehe. Außerdem müsse man ins Gespräch mit Investoren kommen, um zu erfahren, was Sie davon abhalte, in Deutschland zu investieren.

Seiner Meinung nach gebe es zu viele bürokratische Kapriolen, die insbesondere ausländische Investoren abschrecken, erläuterte er im Gespräch mit der Wirtschaftsjournalistin Christina Cassala und den Mitgliedern des Finanzausschusses im Bundestag, Max Mordhorst (FDP) und Lennard Oehl (SPD). In Bezug auf die BaFin forderten die Diskussionsteilnehmer außerdem mehr Knowhow im digitalen Bereich.

Ein Bürokratieabbau sei wichtig und es brauche eine Behörde im Dialog mit Unternehmen und nicht nur eine verschärfte Aufsicht.

Die Leitzinserhöhung macht es nicht einfacher für den Mittelstand

Auf dem Panel zur Mittelstandsfinanzierung waren Dr. Tim Thabe, Co-Founder & Vorstandsvorsitzender der creditshelf AG, und Björn Kombächer, Geschäftsführer der Estateguru Germany GmbH, einer Meinung, dass es integrierte und digitale Prozesse brauche, um schnellere Lösungen in Kreditvergabeprozessen zu finden.

Sie stellten fest, es gebe eine Verschlechterung der Konditionen, insbesondere für Mittelständler mit schwächeren Bonitäten. Angesichts der Tatsache, dass Banken in der Krise häufig keine Neukunden aufgenommen haben, kritisiert Thabe:

Die Fintechs durften aufgrund des Hausbankenprinzips bei der Kreditvergabe der geförderten KfW-Kredite nicht mitspielen, hätten aber Angebote machen können.

Die Gesprächsteilnehmer kamen nahezu einhellig zu dem Schluss, dass das KfW-System um neue Spieler erweitert werden müsse.

Auch bei den in Deutschland eingeführten Haftungsregeln im Zusammenhang mit dem Schwarmfinanzierungsgesetz waren sich die Beteiligten einig, dass die strenge deutsche Regulierung nicht dazu führen könne, dass Digital Lending hierzulande zum Erfolg wird.

Nachhaltigkeitsrisiken sind Finanzrisiken

Nachhaltigkeitsberichterstattung sei im Moment mehr Prosa als Rumms, konstatierte Oliver Schimek, Co-Founder und CEO der CrossLend GmbH, gleich zu Beginn der zweiten Diskussionsrunde der FINTICS zum Thema Sustainable Finance. Evangelos Chouliaras, Head of Corporate Development der auxmoney GmbH, pflichtete ihm bei und forderte, dass einheitliche Definitionen der ESG geschaffen werden müssen.

Mit auf dem Panel saßen Dr. Franziska Schütze, Koordinatorin der „Wissenschaftsplattform Sustainable Finance“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V., und Katharina Beck, Finanzpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen und stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses.

Sie stellten im Gespräch heraus, Nachhaltigkeitsberichterstattung müsse vorausschauender und vergleichbarer sein, damit Transformationen und ihr Impact besser nachvollziehbar seien. Die Digitalisierung werde hier dringend benötigt, um die Messbarkeit von Nachhaltigkeitskriterien zu verbessern. Das Panel endete mit der Schlussfolgerung, Nachhaltigkeitsrisiken seien Finanzrisiken. Die Begeisterung für Sustainable Finance müsse sich verbreiten, damit mehr Bewegung in den Markt kommt.

In fünf Jahren gibt es die Wallet

Auf dem letzten Panel der FINTICS forderte Jessica Schwarzer, Finanzjournalistin und Moderatorin der Veranstaltung, die Mitwirkenden schließlich auf, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Wie weit ist Deutschland beim Thema ID Wallet in fünf oder in zehn Jahren?

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Digitalisierungswelle rollt und Wallets in fünf Jahren umgesetzt seien und sich die Akzeptanz dafür immer mehr entwickeln werde. Heinrich Grave, Senior Vice President Digital Identity der IDnow GmbH, stellte fest:

Wallets werden sich an erfolgreichen Anwendungsfällen durchsetzen.

Optimal wäre es seiner Meinung nach, wenn Identitäten in unterschiedlichen Anwendungen wiederverwendet werden könnten. Hans-Peter Weber, Gründer & CEO der Secupay AG, fügte an, es gebe sehr viele verschiedene Use Cases und man müsse Augenmaß bei der Reglementierung walten lassen. Je nach Anwendungsfall seien auch unterschiedliche Sicherheitsstufen angemessen.

Bis zur vierten FINTICS am 08.09.2023 können weitere spannende Themen in dem gleichnamigen Podcast verfolgt werden.

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