Deutsche Vereine mit nur lückenhafter Absicherung

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Insgesamt besteht ein gut verbreitetes Bewusstsein für Risiken und Haftung unter Vereinsmitgliedern. In der Praxis werden diese Risiken aber nur ungenügend abgesichert. Knapp 60 Prozent der Befragten halten eine Versicherung für Personen- und Sachschäden für am wichtigsten, aber weniger als die Hälfte verfügt über diese Absicherung. Nur knapp zwei Prozent der Vereine verfügen über eine Cyber-Versicherung.

In Deutschland existieren aktuell etwa 620.000 eingetragene Vereine, fast jeder zweite Bundesbürger ist Mitglied in mindestens einem. 1 Egal, ob sportlich, kulturell, politisch oder sozial engagiert – wer sich dazu entscheidet, in einem Verein Verantwortung zu übernehmen, sieht sich zwangsläufig auch mit einer Reihe an potenziellen Risiken konfrontiert.

Aus diesem Grund hat der Spezialversicherer Hiscox beim Markforschungsunternehmen Civey eine repräsentative Umfrage bei Entscheiderinnen und Entscheidern in deutschen Vereinen in Auftrag gegeben, um Einblicke in das Risikobewusstsein und die Versicherungssituation der deutschen Vereinslandschaft zu erhalten.

Dabei zeigt sich, dass Vereine zwar insgesamt über ein breites Bewusstsein über ihre individuellen Risiken verfügen, diese aber in der Praxis nur ungenügend absichern. Ein Beispiel: Knapp 60 Prozent (57,8 Prozent) der Befragten halten eine Versicherung für Personen- und Sachschäden für sehr wichtig, aber nur knapp die Hälfte (46,6 Prozent) ist dagegen tatsächlich abgesichert.

Vor allem Vereinsmitglieder in leitender Funktion müssen bei mangelnder Absicherung schnell mit persönlicher Haftung rechnen. Aber auch einfache Sach- oder Personenschäden sowie Vermögenshaftpflichtschäden, die sich in der tagtäglichen Vereinsarbeit selten gänzlich vermeiden lassen, können gerade für kleine Vereine schnell existenzbedrohend werden, ordnet Mario Hartmann, Underwriting Manager Professional Indemnity & D&O beim Spezialversicherer Hiscox, die Ergebnisse der Umfrage ein.

Bewusstsein für Risiken und Haftung vorhanden

Ein Großteil der befragten Vereinsmitglieder ist sich über das persönliche Haftungsrisiko im Klaren: Über die Hälfte (56,8 Prozent) aller Befragten gibt an, zu wissen, wann sie bei Schadensersatzforderungen persönlich haften. Noch dazu schätzt knapp ein Viertel (24,8 Prozent) der Befragten Irrtümer oder Fehler durch den Vorstand oder Mitarbeiter als größte Risiko für den eigenen Verein ein. Auf der anderen Seite kennt jedoch knapp ein Drittel der Befragten (32 Prozent) sein persönliches Haftungsrisiko überhaupt nicht und 11,2 Prozent sind sich unsicher.

Neben Fragen der persönlichen Haftung zeigen die Ergebnisse der Befragung aber auch, dass sich Vereinsmitglieder einer Vielzahl an Risiken und möglichen Schäden bewusst sind: 3 von 10 Befragten (29,9 Prozent) halten mögliche Personenschäden bei Dritten für ein großes Risiko. Aber auch Schäden bei einer eigenen Veranstaltung oder Reise (20,3 Prozent) sowie Datenverlust und Datenschutzverstöße (18,4 Prozent) werden als Risiken wahrgenommen.

Dennoch geben 29 Prozent an, dass keine der genannten Risiken aus ihrer Sicht relevant sei beziehungsweise dass sie dazu keine Meinung haben. Dabei zeigt die Hiscox-Schadenpraxis, dass es im Rahmen der Vereinsaktivitäten schnell zu teilweise beträchtlichen Schäden kommen kann, wie zum Beispiel bei dem Sportverein, dessen Geschäftsführer die Dokumentationspflichten vernachlässigte, woraufhin die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt entzogen wurde. Nachträglich wurden Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuern eingefordert und der Vereinsvorstand hätte – ohne eine entsprechende Absicherung – dafür mit dem Privatvermögen hätte haften müssen.

Oder im Falle des unzureichend gesicherten Lautsprechers, der bei einem Vereinsfest einen Besucher traf und schwer verletzte, wodurch neben einem hohen Personenschaden zusätzlich auch Forderungen wegen des Verdienstausfalls gestellt wurden. In beiden Fällen entstand jeweils ein fünfstelliger Schaden, der dank der entsprechenden Absicherung von Hiscox übernommen wurde.

Ehrenamt braucht Rückendeckung

Ausgehend von ihrer Risikoeinschätzung äußern die befragten Vereinsmitglieder auch klare Präferenzen bei der Relevanz von Versicherungsangeboten: Weit über die Hälfte (57,8 Prozent) halten für ihren Verein eine Absicherung gegen Personen- oder Sachschäden für am wichtigsten und 4 von 10 (40,1 Prozent) geben einer Absicherung gegen die persönliche Haftung des Vorstands die oberste Priorität.

Vergleicht man die theoretische Risikowahrnehmung mit der praktischen Absicherung dieser Risiken, offenbaren sich allerdings eklatante Versicherungslücken: Weniger als die Hälfte (46,6 Prozent) gibt an, dass ihr Verein gegen Personen- und Sachschäden abgesichert ist. Nur gut 20 Prozent (22,8 Prozent) verfügt über eine Veranstalterhaftpflicht, obwohl 54 Prozent der Vereine auch Events durchführen.

Über eine Vermögensschadenhaftpflicht verfügt sogar nur 17 Prozent der Vereine. Dabei zeigt die Hiscox Schadenpraxis, dass gerade Vermögensschäden neben Sach- und Personenschäden zu den häufigsten Risiken zählen. Denn schnell kann es im operativen Vereins-Geschäftsablauf zu folgenschweren Versehen kommen, etwa wenn Fristen für Förderanträge versäumt werden, wenn Klagen wegen unrechtmäßig auf der Vereins-Homepage verwendeter Fotos eingehen oder wenn gar von Vereinsmitgliedern Gelder veruntreut werden.

Die Umfrage zeige einen deutlichen Kontrast zwischen Wahrnehmung und De-facto-Absicherung, stellt Mario Hartmann, der beim Spezialversicherer Hiscox auch für die Vereinshaftpflicht-Police verantwortlich zeichnet, fest und betont:

Ehrenamtliches Engagement sollte für Vereinsmitglieder nicht mit der Gefahr von eigenen finanziellen Schäden einhergehen – und Vereine nicht nur einen Schadenfall von der Auflösung entfernt sein.

Genau wie Wirtschaftsunternehmen müssen sich auch ehrenamtlich organisierte Strukturen mit einem bedarfsgerechten Versicherungskonzept beschäftigen. Denn das für unsere Gesellschaft so unerlässliche und beeindruckende ehrenamtliche Engagement bei Vereinen sollte schließlich nicht durch eine fehlende oder unzureichende Absicherung ausgebremst werden, schließt Hartmann.

Zukunft der digitalen Risiko- und Absicherungslage bei Vereinen

Im Gegensatz zur aktuellen Cyber-Bedrohungslage in der globalen Wirtschaft ergibt sich aus der aktuellen Hiscox Vereinsumfrage noch kein Hinweis auf ein ähnliches Risikobewusstsein bei deutschen Vereine: Zwar nennt knapp ein Fünftel (18 Prozent) der Befragten einen Verstoß gegen den Datenschutz und den Verlust von Daten als das größte Risiko für ihren Verein, und immerhin 7 Prozent (6,9 Prozent) einen Cyber-Angriff. Dagegen gibt lediglich 1,8 Prozent der Befragten an, dass ihr Verein überhaupt über eine Cyber- oder Daten-Versicherung verfügt.

Hiscox empfehle sehr, dass sich Vereine auch vermehrt mit digitalen Risiken auseinandersetzen. So verfügen zahlreiche Vereine, beispielsweise im Gesundheitswesen, über hochsensible Daten und stellen somit ein lohnendes Ziel für Cyberattacken dar, kommentiert Mario Hartmann.

Und in der Schadenpraxis sieht das Hiscox Team auch immer wieder Cyber-Schäden, wie in dem Fall des Naturschutzvereins, bei dem nach einer erfolgreichen Ransomware-Attacke sämtliche sensiblen Mitglieder- und Spender-Daten verschlüsselt wurden. Dank des im Rahmen der Versicherungslösung abgeschlossenen Cyber-Moduls erhielt der Verein Soforthilfe von IT-Forensikern, die die Daten aus einem Backup wiederherstellen konnte, und Hiscox übernahm die gesamten vierstelligen Kosten.




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