Lebensversicherer bleiben finanziell stabil

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MORGEN & MORGEN vereint den Blick auf die Lebensversicherer in einem Rating. Der bisherige M&M Belastungstest ist nun Teil des M&M Rating LV-Unternehmen. Drei neue Teilratings geben Auskunft über die Unternehmenskenngrößen zu Erfolg, Bestand und Sicherheit.

Mit dem aktuellen Ratingjahrgang gibt es nur noch eine Bewertung der Lebensversicherer aus dem Hause MORGEN & MORGEN. Die Analysen aus dem bisherigen Belastungstest ziehen nun unter dem Dach des M&M Rating LV-Unternehmen ein. Drei neue Teilratings wurden geschaffen, um dem Markt einen aggregierten Einblick zu den Kennzahlen der Unternehmenskenngrößen Erfolg, Bestand und Sicherheit zu geben.

Ursprünglich war der Belastungstest, der bereits 2008 die Gesellschaften hinsichtlich ihrer Solvabilität und damit ihrer Krisenfestigkeit in der Zukunft analysiert hat, eine gesonderte Bewertung. Weit bevor überhaupt Zahlen zu Solvency II vorgelegen haben, habe M&M das Thema aufgegriffen und den Markt bewertet. Dazu habe man vertrauliche Daten direkt bei den Versicherern abgefragt, blickt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik bei MORGEN & MORGEN zurück. 2017 wurden erstmalig Solvency II Zahlen der Gesellschaften veröffentlicht. Daraufhin wurde der M&M Belastungstest überarbeitet, bis hin zur logischen Konsequenz alle veröffentlichten Daten zu analysieren und die gesondert geführte Bewertung in das Unternehmensrating zu integrieren.

Es gebe keinen Grund mehr für zwei gesonderte Bewertungen und man könne dem Markt eine vereinte und eindeutige Bewertung der Lebensversicherer mit dem M&M Rating LV-Unternehmen und seinen neuen Teilratings bieten, freut sich Saal.

Die Marktlage

Auch wenn die Lage am Lebensversicherungsmarkt mit dem Andauern der Kapitalmarktkrise, des Krieges in der Ukraine und der Pandemie weiterhin herausfordernd ist, sind die Versicherer gut aufgestellt: Gerade die finanzielle Stabilität ist weiterhin sehr gut. Insgesamt zeigt der Kapitalmarkt aktuell eine leichte Erholung. Dies sorgt schon in diesem Jahr für Entlastungen beim Thema Zinszusatzreserve.

Das Rating

Aufgrund der Neuerungen sei die diesjährige Verteilung im Ratingergebnis nicht mit dem Vorjahresergebnis vergleichbar, so Saal. Er betont, dass das die Analysen zeigen, dass sich der Markt insgesamt im Vergleich zum Vorjahr weiterhin sehr stabil zeige und keiner großen Veränderung unterliege.

Insgesamt wurden 63 Lebensversicherer bewertet. Damit ist auch die Anzahl der bewerteten Gesellschaften gestiegen. Im Zuge der neuen Systematik konnten nun ebenfalls Versicherer bewerten werden, die aufgrund ihrer besonderen Bestandsstruktur bisher in der alten Bewertungssystematik nicht berücksichtigt werden konnten.

Das aktuelle MORGEN & MORGEN Rating LV-Unternehmen betrachtet 13 Bilanzkennzahlen der Lebensversicherer über den vergangen Fünfjahreszeitraum von 2017 bis 2021. Das Rating erlaubt somit belastbare Aussagen über die Erfolgs-, Bestands- sowie über die Sicherheitsgrößen der Gesellschaften, die jeweils in den Teilratings bewertet sind.

Bei der Auswertung der Unternehmensdaten werden vielschichtige Faktoren wie Wechselwirkungen der Bilanzkennzahlen berücksichtigt. Jede bewertete Gesellschaft wird im Vergleich zu den anderen Marktteilnehmern anhand eines Benchmark-Systems beurteilt, bei dem die Benchmarks im Zeitverlauf angepasst werden und Marktschwankungen mitberücksichtigt werden. Damit ist zu jeder Zeit sichergestellt, dass das Ratingergebnis die aktuelle Marktsituation widerspiegelt.

Das Ergebnis

Im Gesamtrating sind 15 Gesellschaften mit der Bestbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet, gefolgt von 32 Unternehmen, die eine sehr gute Bewertung von vier Sternen erhalten. 11 Versicherer sind durchschnittlich bewertet und erhalten drei Sterne. Fünf Versicherer sind schwach eingestuft, während kein Versicherer sehr schwach bewertet ist. Saal bestätigt dem Markt einen guten Stand:

Auch wenn das Päckchen, das die Versicherer zu tragen haben, jedes Jahr größer wird, sind sie weiterhin gut aufgestellt.

Im Teilrating Erfolg wird die Frage nach Geschäftserfolg und Anlageerfolg beleuchtet. Hierbei werden wesentliche Indikatoren bewertet, die die Ertragssituation des Unternehmens zeigen. Im Ergebnis zeigen sich 13 Versicherer besonders stark und erhalten fünf Sterne.

18 Gesellschaften sind mit vier Sternen bewertet, ebenfalls 18 mit drei Sternen, neun mit zwei Sternen und fünf Versicherer zeigen sich sehr schwach und erhalten nur einen Stern. Insgesamt zeigen sehr viele Gesellschaften eine stabile Kostensituation auf. Zudem könne man eine positive Tendenz bei den leicht angestiegenen Überschussquoten feststellen, zeigt Saal den aktuellen Stand auf.

Im Teilrating Bestand wird untersucht, inwieweit sich der Bestand eines Lebensversicherungsunternehmens entwickelt. Das Ergebnis zeigt 15 top bewertete Gesellschaften, gefolgt von 11 Versicherern, die mit vier Sternen bewertet sind. 17 erhalten eine durchschnittliche Bewertung, 13 sind schwach bewertet und sieben Versicherer erreichen nur eine sehr schwache Bewertung.

Noch könne man ein Wachstum in den Beständen verzeichnen, interessant werde sicher, was die Zukunft bringe. Wenn überall das Geld knapper werde, kann sich der Storno erhöhen und das Wachstum geringer ausfallen, mutmaßt Saal.

Das Teilrating Sicherheit bewertet die finanzielle Stabilität und die Eigenkapitalunterlegung eines Versicherers im Hinblick auf eine mögliche Krise. Neben den Eigenmitteln werden hier die Bedeckungsquoten nach Solvency II betrachtet. In diesem Jahr sind die Solvency II-Quoten im Marktschnitt gestiegen.

Das Ergebnis zeigt daher ein sehr gutes Bild, das sich auch in dem recht guten Gesamtratingergebnis widerspiegelt. MORGEN & MORGEN hat entschieden, die Benchmarks aus dem Belastungstest „zu übernehmen“ und damit die Bewertung weder schlechter als im Vorjahr anzusetzen, noch strenger als die Bafin zu wählen.

So erhalten 47 Gesellschaften eine Fünf-Sterne-Bewertung. Sieben Versicherer sind mit vier Sternen bewertet, sechs Versicherer mit einer durchschnittlichen Bewertung und drei Gesellschaften sind schwach bewertet. Sehr schwach erhält kein Versicherer. Das ist sei gutes Bild und man kann davon ausgehen, dass die top bewerteten Gesellschaften in naher Zukunft nicht unter Beobachtung der BaFin stehen werden,“ zeigt sich Saal zuversichtlich.

Hier geht es zum M&M LV-Unternehmen Gesamtrating

Die Neuerungen im Verfahren

In diesem Jahr wurde das M&M Rating LV-Unternehmen überarbeitet. Der ursprünglich separat geführte M&M Belastungstests ist nun im Rating integriert. Auch die Systematik in der Bewertung ist neu. Sie besteht nun aus einer Gesamtbewertung und den drei Teilratings Erfolg, Bestand und Sicherheit.

Die bisher betrachteten Kennzahlen wurden grundlegend beibehalten und nur an manchen Stellen geringfügig modifiziert. Zusätzlich wurden weitere Kennzahlen aufgenommen. Im Teilrating Erfolg sind es Kennzahlen zur Garantiebelastung, die Zinsüberschussquote und die Zinsüberschussquote und im Teilrating Sicherheit wurden die Solvency II-Quoten, die ursprünglich im M&M Belastungstest betrachtet wurden, aufgenommen.

Eine weitere Neuerung ist das Verfahren der Punktevergabe. Anstelle der bisher verwendeten relativen Punktevergabe anhand der Normalverteilung wurde auf ein Benchmark-Verfahren umgestellt. Somit können Besonderheiten bei den einzelnen Kennzahlen flexibler berücksichtigt werden.

Auch die Anzahl der bewerteten Gesellschaften ist gestiegen, da im Zuge der neuen Systematik nun auch Versicherer bewertet werden können, die aufgrund ihrer besonderen Bestandsstruktur bisher in der alten Bewertungssystematik nicht berücksichtigt werden konnten.

Fazit

Die Herausforderungen werden nicht kleiner. Bislang stehen die Versicherer aber zum Großteil sehr gut da. Wie sich die Auswirkungen des Ukraine-Krieges in den Bilanzen der Gesellschaften niederschlagen, werden die nächsten Ratingjahrgänge zeigen.

Sicher ist, die Zeiten werden nicht einfacher und auch die Regularien fordern die Unternehmen aktuell stark. Vor allem im Hinblick auf die Umsetzung der Nachhaltigkeitsthematik stehen viele Gesellschaften vor großen Herausforderungen. Die Ressourcen sind endlich und der Kostendruck hoch, das rückt auch die strategische Überlegung eines „Run-Offs“ zunehmend in den Fokus einiger Versicherer.

Positiv zu verzeichnen ist die Beschleunigung der Digitalisierung des Vertriebs, die durch Corona sicherlich stark vorangetrieben wurde. Viele Unternehmen ergänzten ihre Services um digitale Beratungsangebote. Auch zeigten sich die Versicherer mit Überbrückungsangeboten flexibel und konnten somit einen Großteil des Stornoverhaltens aufgrund von Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit auffangen.

Signifikante Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf eine veränderte Sterblichkeit konnten bisher nicht verzeichnet werden. Veränderungen bei biometrischen Risiken können jedoch mit zeitlicher Verzögerung auftreten. Beispielsweise durch Spätfolgen einer Corona-Erkrankung oder pandemiebedingten psychischen Erkrankungen.

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