ASCORE Analyse: LV-Unternehmensscoring

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Nach der Veröffentlichung des ASCORE PKV-Unternehmensscorings 2022 Anfang Oktober stehen ab sofort auch die aktualisierten Ergebnisse des ASCORE LV-Unternehmensscorings den Kunden im ASCORE Navigator bereit. Demnächst wird der aktuelle Ratingjahrgang auch im Softfair AkquiseCenter mit dem Update des Leben Moduls den Anwendern zur Verfügung gestellt. Von insgesamt 62 bewerteten Unternehmen erhielten 10 die höchste Bewertung.

An dem Ratingverfahren hat sich gegenüber dem Vorjahr nichts geändert. Die Verteilung der Punkte erfolgt nach wie vor nach dem relativen Scoring-Verfahren, bei dem die einzelnen Kennzahlen im Vergleich zum Markt bewertet werden. Für jedes erfüllte Kriterium wird bei der Auswertung ein oder ein halber Punkt zugewiesen. Die so erreichte Gesamtpunktzahl wird dann auf sechs Kompasse umgelegt und in Kompassen dargestellt. Auch die Bewertungsbereiche wurden nicht angepasst. Diese sind weiterhin „Erfahrung“, „Sicherheit“, „Erfolg“ und „Bestand“.

Auf eine direkte Gewichtung der einzelnen Kriterien wird wie in den Vorjahren verzichtet. Bei der Bewertungssystematik setzen wir nach wie vor auf eine umfassende Betrachtung eines Unternehmens und untersuchen aussagekräftige Kennzahlen, die wir sowohl erweitert als auch nach etlichen Analysen in manchen Bereichen modifiziert haben.

Analog zum Vorjahr fließen insgesamt 16 bewertungsrelevante sowie 24 nicht-bewertungsrelevante Kennzahlen und sechs Info-Kennzahlen (Ergebnisse anderer Ratinghäuser) in die Analyse ein.

Entwicklung bei den Kennzahlen

Im Bereich „Sicherheit“ weisen die Solvency-Kennzahlen die größte Veränderung aus. Die Netto-Kennzahl (ohne Berücksichtigung der Volatilitätsanpassungen und Übergangsmaßnahmen) ist durchschnittlich von 204,2 Prozent im Vorjahr auf 276,5 Prozent im Geschäftsjahr 2021 gestiegen. Die gesetzlichen Vorschriften von 100 Prozent werden dabei von 5 Versicherern nicht erfüllt, während im Geschäftsjahr 2020 die Netto-SCR-Quote noch bei 11 Gesellschaften unter 100 Prozent lag.

SCR-Bedeckungsquote

Die Übergangsmaßnahmen wurden im Geschäftsjahr 2021 von keiner weiteren Gesellschaft berücksichtigt. Im aktuellen Jahrgang wenden von den bewerteten Unternehmen insgesamt 49 diese genehmigungspflichtigen Maßnahmen an. Die durchschnittliche aufsichtliche SCR-Bedeckungsquote beträgt im Geschäftsjahr 2021 501,5 Prozent. Im Vorjahr lag die Kennzahl noch bei 393,0 Prozent. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre liegen jedoch die beiden Kennzahlen mit 245,3 Prozent und 444,7 Prozent knapp unter den entsprechenden Werten des vorjährigen Ratings von 248,4 Prozent beziehungsweise 453,5 Prozent.

Im Unterschied zu den Solvency-Kennzahlen lässt sich bei den HGB-Sicherheitskennzahlen eine stabilere Situation verzeichnen. So ist die Eigenmittelquote um nur 2,9 Prozentpunkte auf 133,9 Prozent im Geschäftsjahr 2021 gesunken. Dies resultiert insbesondere aus einer nur leicht von insgesamt 36,92 Mrd. Euro auf 36,94 Mrd. Euro zugenommenen freien Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) inklusive Schlussüberschussanteilfonds, welche im Verhältnis zur Deckungsrückstellung von 4,5 Prozent im Vorjahr auf 4,35 Prozent im aktuellen Geschäftsjahr gesunken ist.

Eigenkapitalquote

Das Eigenkapital wurde hingegen insgesamt um ca. 0,8 Mrd. Euro erhöht, so dass die Eigenkapitalquote über alle bewerteten Gesellschaften mit 2,3 Prozent auf dem Vorjahresniveau geblieben ist. Die Sicherheitsmittelquote, welche zusätzlich neben der freien RfB und dem Eigenkapital die Zinszusatzreserve berücksichtigt, liegt aufgrund der wieder branchenweit gestiegenen Zinszusatzreserve erneut über dem Vorjahreswert und beträgt im Geschäftsjahr 2021 16,4 Prozent nach 15,9 Prozent im Vorjahr.

Die im Geschäftsjahr 2021 herrschende Kapitalmarktsituation hatte auch bei den Lebensversicherern insgesamt einen negativen Effekt auf ihre Bewertungsreserven. Im Verhältnis zu den gesamten Kapitalanlagen liegt die Kennzahl mit 15,2 Prozent insgesamt deutlich unter dem Vorjahreswert von 21,2 Prozent.

Gleichzeitig steigen die stillen Lasten der Versicherer, die im Geschäftsjahr 2021 noch bei 0,5 Prozent der gesamten Kapitalanlagen lagen. Betrachtet über die letzten drei Geschäftsjahre liegt die Bewertungsreservequote im aktuellen Jahrgang mit 18,4 Prozent noch über dem entsprechenden Wert von 17,1 Prozent im Ratingjahrgang 2021. Durch die aktuell steigenden Zinsen wird für das Geschäftsjahr 2022 jedoch ein noch stärkerer Rückgang der stillen Reserven bzw. Anstieg der stillen Lasten erwartet.

Ergebnisquote

Im Bereich „Erfolg“ lässt sich insgesamt eine positive Entwicklung beobachten: die Ergebnisquote (vor der Überschussbeteiligung in Form einer Direktgutschrift sowie Zuführung zur RfB) erreichte im Geschäftsjahr 2021 einen Wert von 9,7 Prozent nach noch 8,3 Prozent im Vorjahr. Den Versicherten wurden davon circa 86,5 Prozent zugeteilt, und somit nur um 0,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

Weniger erfolgreich waren die Gesellschaften auf der Kapitalanlageseite. Die Nettoverzinsung (nach GDV-Formel) liegt mit 3,5 Prozent wieder um fast 0,2 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Bei der modifizierten Nettoverzinsung, bei der die Sondereffekte durch die Finanzierung der Zinszusatzreserve berücksichtigt werden, lässt sich insgesamt eine stabilere Situation beobachten. Die Kennzahl ist nur leicht von circa 3,0 Prozent im Jahr 2020 auf 2,9 Prozent im Geschäftsjahr 2021 gesunken.

Die aktuelle Kapitalmarktsituation lässt jedoch den Versicherern die Möglichkeit, die Kundenbeiträge rentabler anzulegen, so dass mit der Zeit eine Stärkung der Ertragskraft der Gesellschaften erwartet werden kann. Insgesamt haben die im Rating bewerteten Gesellschaften im Jahr 2021 noch circa 8,5 Mrd. Euro der Zinszusatzreserve zugeführt.

Der für das Geschäftsjahr 2022 schon feststehende Referenzzins für die Berechnung der Zinszusatzreserve bleibt aber zum ersten Mal seit der Einführung der Zinszusatzreserve im Jahr 2011 stabil, nämlich bei 1,57 Prozent. Somit sind im Geschäftsjahr 2022 die gleichen Tarifgenerationen von dem Aufbau der Zinszusatzreserve betroffen. Da die alten hochverzinsten Verträge kontinuierlich auslaufen, wird im Geschäftsjahr 2022 eine deutlich niedrigere Zuführung zur und bei manchen Gesellschaften sogar die Auflösung der Zinszusatzreserve erwartet.

Gebuchte Bestände

Im Bereich „Bestand“ konnten die laufenden Beiträge leicht gesteigert werden, während die Einmalbeiträge im Vergleich zum Vorjahr rückläufig waren. Insgesamt liegen die gebuchten Beiträge der bewerteten Gesellschaften mit ca. 91,6 Mrd. Euro unter dem Vorjahreswert von noch 92,7 Mrd. Euro. Im Neuzugang gemessen an der Beitragssumme des Neugeschäfts war das Geschäftsjahr 2021 jedoch ziemlich erfolgreich: insgesamt ist die Kennzahl von 163,7 Mrd. Euro auf 178,2 Mrd. Euro gestiegen.

Die vollständige Ergebnisliste des aktuellen ASCORE LV-Unternehmensscorings erhalten Sie hier.

Anwender des ASCORE Navigators können die Einzel- und Detailergebnisse direkt im Programm einsehen. Zudem werden die Unternehmenswertungen demnächst auch in den LV-Vergleichslösungen des IT-Dienstleisters softfair als qualitativer Filter innerhalb der Berechnungsvorgaben nutzbar sein.

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