Die Märkte unterschätzen die Auswirkungen der Inflation

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Das Jahr 2022 war für die Aktienmärkte katastrophal. Rund 18 Billionen US-Dollar wurden vernichtet und für US-Staatsanleihen lief es so schlecht wie nie. Doch in diesem Jahr soll alles besser werden, zumindest wenn man sich die Entwicklung der sogenannten Inflationsswaps ansieht.

Immer mehr Marktteilnehmer scheinen für 2023 von einer deutlich sinkenden US-Inflation auszugehen, die sich langsam, aber sicher im Laufe des Jahres wieder an das zwei Prozent Ziel der Fed annähert. Das würde dazu führen, dass die US-Zentralbank die Zinsen wieder senken kann, um aktiv einer drohenden Rezession entgegenzuwirken. Für Sascha Sadowski, Marktexperte beim Online-Broker LYNX ist dieses Szenario jedoch eher unwahrscheinlich.

Er warnt davor, die Auswirkungen und die Stärke der Inflation zu unterschätzen. Eine Inflation von rund 2,5 Prozent zum Ende des Jahres dürfte seines Erachtens unrealistisch sein. Allein die weltweite Energiekrise könnte bereits für Preissteigerungen weit über diesem Level sorgen. Hinzu komme der weiter halbwegs stabile Arbeitsmarkt, der auch nicht für Zinssenkungen in absehbarer Zeit spreche.

Der Experte vergleicht die Situation mit den 1970er Jahren, als die US-Inflation zwei Mal in den zweistelligen Bereich rutschte: „Auch damals waren die Energiekosten eine der Haupttriebfedern der Inflation. Die heutige Situation ist damit durchaus vergleichbar – und auch damals hat die Fed eine Rezession in Kauf genommen, um die Inflation auf ein erträgliches Maß zu drücken.“

Denjenigen, die nun auf ein baldiges Ende der Inflation und sinkende Zinsen setzen, könnte nach Sadowskis Ansicht ein böses Erwachen bevorstehen:

Die Zentralbanken werden wohl kaum mit Lockerungen zur Rettung vor einer Rezession eilen, wenn sie diese durch ihre eigene Zinspolitik zumindest mitverursacht haben, um die Inflation zu senken.

Er geht davon aus, dass sie allenfalls versuchen werden, die negativen Auswirkungen ihrer Politik durch kleinere Zinsschritte abzumildern. Man solle sich daher darauf einstellen, dass es vorerst keine Rückkehr zur ultralockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre geben werde.

Auch die letzten Äußerungen der Fed-Politiker geben keinen Anlass, auf sinkende Zinsen zu hoffen. Nach Einschätzung von Sascha Sadowski wird sich die Fed auch nicht mit lediglich sinkenden Inflationsraten zufriedengeben, solange diese sich nicht zumindest dem Zwei-Prozent-Ziel nähern.

„Wir werden uns damit abfinden müssen, dass wir uns nun in einem völlig anderen Markt bewegen als in den letzten Jahren. Die Fed – und auch andere Zentralbanken weltweit – müssen auf die gestiegenen Preise reagieren und gegensteuern. Was passieren kann, wenn das nicht geschieht wird in der Türkei und noch krasser in Venezuela deutlich – und das kann keiner wollen," schließt der Experte.

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