Wettlauf um Lithium: Deutschland droht viel Konkurrenz

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Die Südamerika-Reise von Kanzler Olaf Scholz soll ein Weckruf für die deutsche Industrie sein. Vor allem die Automobilkonzerne wollen sich den Zugriff auf Lithium-Vorkommen sichern. Doch im Lithium-Dreieck von Chile, Argentinien und Bolivien sind auch China und die USA aktiv. Hier liegen immerhin die mit Abstand größten Reserven der Welt.

„Auf Werbetour bei Rohstofflieferanten“ – so titelte die Tagesschau auf ihrer Webseite anlässlich des Besuchs von Kanzler Olaf Scholz im Süden Lateinamerikas. Im Fokus stand dabei vor allem Lithium. Im sogenannten Lithium-Triangle liegen laut US Geological Survey schließlich die mit Abstand größten Lithium-Reserven der Welt. Aktuell ist zwar Australien noch der größte Produzent, doch deren Material geht zu 60 bis 70 Prozent nach China, wo es weiterverarbeitet und im In- wie Ausland verkauft wird.

Scholz sieht nicht ohne Grund in Chile einen „Wunschpartner“. Denn neben Lithium ist der Andenstaat auch der größte Kupferproduzent der Welt. In jedem Elektroauto steckt drei- bis viermal so viel von dem roten Metall wie in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Beide Rohstoffe braucht die deutsche Autoindustrie.

Chile hat zudem noch weitere Vorteile. Hier handelt es sich um sogenannte Brine oder Sole-Vorkommen aus Salzseen. Der Abbau ist deutlich einfacher und kostengünstiger als bei Hartgestein-Lithium, wie es in Australien und Kanada vorherrscht. Nicht zuletzt gewinnt Chile 90 Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen. Damit erfüllen Rohstoffe aus dem Land auch die strengen EU-Vorgaben hinsichtlich des CO2-Abdrucks.

Doch Deutschland ist spät dran. Der US-Konzern Albemarle ist bereits mit eigenem Abbau in Chile vertreten. Zudem kann Chiles Lithium vom „Inflation Reduction Act“ der US-Regierung profitieren, was es für US-Konzerne spannend macht. Nicht zuletzt haben die Vereinigten Staaten bisher keine eigene Produktion und nur wenige Lithium-Projekte im eigenen Land, die derzeit entwickelt werden.

Dazu kommt der Faktor China. Die Ostasiaten haben sich frühzeitig in Südamerika engagiert. Es besitzt schließlich den größten Elektroautomarkt der Welt und die größten Batteriekapazitäten. Nicht zuletzt will Beijing die Abhängigkeit von australischen Lieferungen reduzieren.

Down under könnte unter dem Druck der USA kommen und sich neu orientieren müssen. China hat daher geschickt bereits etliche Beteiligungen eingefädelt. Dazu gehören Lithium Americas in Argentinien. Aber auch die chilenische SQM, an der Tianqi Lithium 23 Prozent hält. Zudem hat sich Chengze International Limited an Lithium Chile beteiligt.

Insofern steht Deutschland hier in einem intensiven Wettbewerb um Rohstoffe. Die Profiteure dieses Wettrennens sind Lithium-Unternehmen, die sich ihre Partner aussuchen können. CleanTech Lithium beispielsweise entwickelt gleich drei Vorkommen im Norden Chiles. Das in London und Frankfurt gelistete Unternehmen hatte erst jüngst eine Scoping-Study für sein Projekt Laguna Verde veröffentlicht.

Demnach kommt der geplante Betrieb auf dem Projekt auf einen Wert (Net Present Value) von 1,83 Mrd. US-Dollar. Dafür sind Investitionen in Höhe von 383,6 Mio. US-Dollar nötig. Das Unternehmen geht von einer Jahresproduktion von 20.000 Tonnen über mindestens 30 Jahre aus.

Zudem erwartet CleanTech Lithium operative Produktionskosten in Höhe von unter 4.000 US-Dollar je Tonne Lithiumkarbonat. Unterstellt wurde dabei ein Lithium-Preis, der nur ein Drittel des aktuellen Marktpreises entspricht. Im besten Fall geht das Unternehmen laut CEO Aldo Boitano bereits Ende 2025 in Produktion.

In diesem Jahr stehen wichtige Meilensteine für CleanTech Lithium an. So soll nun eine vorläufigen Machbarkeitsstudie für Laguna Verde erstellt werden. Für das zweite Projekt Fransisco Basin ist zudem ebenfalls eine Scoping Studie in Planung.

Nicht zuletzt baut CleanTech Lithium derzeit eine Pilotanlage auf Laguna Verde, um eine Tonne Lithiumkarbonat pro Monat herzustellen. Damit will man möglichen Abnehmern demonstrieren, dass das Material Batteriequalität hat. Die Analysten sind optimistisch für die Aktie.

Canaccord Genuity gab ein Kursziel von 290 britischen Pence aus und berücksichtigte dabei lediglich Laguna Verde-Projekt. Bei Berücksichtigung beider Projekte steigt das Kursziel sogar auf 545 Pence. Aktuell notiert die Aktie bei lediglich 61 Pence.

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