Banken mit schleppendem Abschied vom Nullzins

Prozent-Schloss-355545803-AS-Andrey-PopovProzent-Schloss-355545803-AS-Andrey-PopovAndrey Popov – stock.adobe.com

Die Zinswende kommt nur langsam in der Fläche an. Die Mehrheit der Banken bietet nach wie vor keine Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto. Vor allem bei den örtlichen Sparkassen sowie den Volks- und Raiffeisenbanken gehen Anleger meist immer noch leer aus. Allerdings ist die Zahl der Banken mit Nullzinsen auch unter den Regionalbanken zuletzt gesunken, wie aktuelle Auswertungen des Vergleichsportals Verivox zeigen.

Von 644 ausgewerteten Banken bieten 353 nach wie vor keine Verzinsung auf dem Tagesgeldkonto. Somit gehen Sparerinnen und Sparer immer noch bei 55 Prozent aller Kreditinstitute leer aus. Allerdings zeigen die Verivox-Daten auch, dass sich bei den Banken etwas tut: In einer Auswertung vor rund vier Wochen hatte das Vergleichsportal noch 397 Banken mit Nullzinsen auf dem Tagesgeldkonto recherchiert.

Nullzinsen vor allem bei regionalen Geldhäusern

„Noch immer zahlen vor allem viele örtliche Sparkassen und Genossenschaftsbanken keine Zinsen“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Nur allmählich komme die Zinswende auch in der Fläche an. Denn nach und nach verabschieden sich auch die regionalen Kreditinstitute von den Nullzinsen.

Von insgesamt 259 örtlichen Sparkassen in der Verivox-Auswertung zahlen 160 keine Zinsen. Das entspricht einem Anteil von 62 Prozent. Noch vor vier Wochen erhielten Sparer bei drei von vier Sparkassen (74 Prozent) keine Verzinsung für ihre Tagesgeldanlagen.

Bei den regionalen Genossenschaftsbanken, also den örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie den Sparda-Banken- und Sparda-Banken, ist der Anteil der Banken mit Nullzinsen mit 58 Prozent geringfügig niedriger als bei den Sparkassen. Bei der letzten Auswertung lag die Nullzins-Quote hier noch bei 65 Prozent. Aktuell weisen noch 185 der insgesamt 318 ausgewerteten genossenschaftlichen Regionalbanken einen Tagesgeldzins von 0,00 Prozent aus.

Kaum Nullzinsen bei bundesweit verfügbaren Angeboten

Unter den Banken mit einem bundesweit verfügbaren Tagesgeldangebot sind Nullzinsen deutlich seltener. Nur bei 8 von 67 ausgewerteten Banken erhalten Sparer keine Tagesgeldzinsen – ein Anteil von 12 Prozent. Auch in diesem Segment ist der Anteil der Banken mit Nullzinsen im Vergleich zur letzten Auswertung leicht gesunken, vor vier Wochen lag er noch bei 15 Prozent.

Zinswende: Regionalbanken ziehen langsam nach

Verivox hat auch die durchschnittliche Verzinsung in den unterschiedlichen Marktsegmenten ausgewertet: Während die Zins-Rallye bei den bundesweiten Angeboten bereits seit Monaten rollt, nimmt sie nun auch im regionalen Sektor langsam Fahrt auf. Der durchschnittliche Tagesgeldzins bei den lokalen Sparkassen hat sich seit Jahresbeginn von 0,03 auf aktuell 0,09 Prozent verdreifacht – wenn auch auf niedrigem Niveau. Bei den genossenschaftlichen Regionalbanken beträgt der Durchschnittszins ebenfalls 0,09 Prozent.

In beiden Institutsgruppen gibt es auch Ausreißer nach oben: Bei 25 Genossenschaftsbanken und 32 Sparkassen erhalten Sparer mittlerweile Tagesgeldzinssätze von 0,3 Prozent und mehr. Eine höhere Verzinsung haben auch einige große Direktbanken ihren Bestandskunden aktuell nicht zu bieten.

Zinsen bei bundesweit verfügbaren Angeboten

In der Breite des Marktes sind bundesweit verfügbare Tagesgeldangebote aber noch immer deutlich höher verzinst – im Durchschnitt zahlen Banken in diesem Segment 0,66 Prozent.

Den höchsten Zinssatz, der für Neu- und für Bestandskunden gleichermaßen gilt, bietet unter den deutschen Instituten aktuell die Akbank. Sie zahlt Sparern 1,6 Prozent. Bei diesem Zinssatz bringen 10.000 Euro Anlagesumme 160 Euro Zinsen im Jahr. Würden Sparer dieselbe Summe zum durchschnittlichen Zins der Sparkassen und Volksbanken anlegen, wären ihre Erträge 151 Euro niedriger.

Einige Banken werben mit noch viel höheren Zinsen. Sie gewähren Neukunden eine gewisse Zeit lang Sonderkonditionen. Wer ein neues Tagesgeldkonto eröffnet, erhält für einige Monate einen Aufschlag auf den regulären Zins.

Den höchsten Aktionszins deutscher Geldhäuser hat aktuell die Bank11 zu bieten. Sie zahlt Neukunden 2,30 Prozent und garantiert diesen Zinssatz für 6 Monate. Danach wird das Guthaben zu regulären Bestandskundenkonditionen weiter verzinst (aktuell: 0,5 Prozent).

„Vor allem Sparer, die bereit sind, ihr Geld gelegentlich umzuschichten, können von solchen Aktionsangeboten profitieren“, sagt Oliver Maier. „Wenn die Sonderkonditionen nach einigen Monaten auslaufen, wechseln sie einfach zur nächsten Bank mit einem Aktionszins für Neukunden.“

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