Vanadium: Wachsende Nachfrage in Chinas

99.9% fine vanadium isolated on white background99.9% fine vanadium isolated on white backgroundBjörn Wylezich – stock.adobe.com

Vanadium spielt in den Dekarbonisierungs-Plänen Chinas eine immer größere Rolle. Im Fokus stehen dabei Legierungen für die Flugzeugindustrie sowie Vanadium-Redox Flow Batterien als Energiespeicher. Beide Trends treiben die Nachfrage des begehrten Rohstoffs an und eröffnen Chancen für Unternehmen.

Ein Beitrag Tarik Dede, Diplom-Volkswirt und Börsenexperte, Vanadium Ressources Limited

Heute werden etwa 85 Prozent des weltweit abgebauten Vanadiums in der Stahlindustrie verbraucht. Dabei wird es nicht in purer Form eingesetzt, da hier keine hohe Reinheit nötig ist, so dass Ferrovanadium als Rohstoff genutzt werden kann. Der Vorteil: Vanadium steigert schon in kleinen Mengen die Festigkeit und Zähigkeit von Stählen und dadurch deren Verschleißfestigkeit deutlich.

Doch sukzessive ändert sich die Nachfragestruktur. Und das hat auch mit Chinas 14. Fünfjahreswirtschaftsplan (2021-26) zu tun. Denn das Reich der Mitte will seinen Energieverbrauch reduzieren und den Ausbau von Erneuerbaren Energien und Energiespeichern fördern. Denn noch immer baut Chinas Industrie vor allem auf die klimaschädliche Kohle.

Zwei Anwendungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Zum einen ist da die chinesischen Luft- und Raumfahrtindustrie. Mit der Comac C919 hat sie 2015 das erste in China entwickelte Passagierflugzeug auf den Markt gebracht. Hochwertige Titan-Vanadium-Legierungen sind in der Luftfahrt zu einem der wichtigsten Strukturwerkstoffe für Flugzeuge und Triebwerke geworden und kommen bei der C919 zum Einsatz. Sie dienen dazu, das Gewicht der Flugzeuge zu verringern, ihre Tragfähigkeit zu erhöhen und den Treibstoffverbrauch zu senken.

Bedenkt man, dass China der am stärksten wachsende Flugzeugmarkt der Welt ist, versteht man das Interesse des Landes, eigene Flugzeuge auf den Markt zu bringen. Zum anderen will man die Klimaziele erreichen. Für die C919 liegen inzwischen mehr als 1.000 Bestellungen vor, so dass dies die Nachfrage nach Titan und Vanadium antreibt.

Zahlen belegen dies: So verbrauchte die chinesische Titanlegierungsindustrie schon im Jahr 2021 rund 2.600 Tonnen Vanadiumpentoxid-Äquivalent (V2O5). Dies entspricht einem Plus von 54 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weltweit soll der Anteil von Vanadium Redox Flow Batterien an der Vanadium-Nachfrage bis 2025 auf 15 bis 25 Prozent steigen.

Eine ähnliche Dynamik für Vanadium kommt auch aus dem Bereich der Energiespeicher. Dank des Fünfjahresplans der Regierung haben die Investitionen in Vanadium Redox Flow Batterien zugelegt. Sie gelten als ein Schlüsselelement, um die Klimaziele zu erreichen.

Denn während China seine Solarparks und Windkraftanlagen stetig ausbaut, gilt es, ungenutzte Energie speichern zu können. Einige Projekte wurden bereits im vergangenen Jahr in Betrieb genommen. Dazu zählt auch ein 100 MW/400MWh -Vanadium-Flow-Batteriesystem, dass in der Stadt Dalian ans Netz ging.

Eine 250 MW/1 GWh-Anlage wird seit dem Herbst in Yili im Nordwesten Chinas gebaut und soll demnächst ans Netz angeschlossen werden. Die Nachfrage nach Vanadium (V2O5-Äquivalent) durch Vanadium Redox Flow Batterien lag 2022 bei geschätzten 9.100 Tonnen in China. Das sind 88 Prozent mehr als im Vorjahr.

Für die Nachfrageseite folgt aus diesen Entwicklungen ein deutlicher Schub. Vanadium ist eigentlich auch kein seltenes Metall. Aber es gibt nur wenige Lagerstätten, in denen das stahlgrau-bläuliche Übergangsmetall in einer so hohen Konzentration zu finden ist, dass sich der Abbau wirtschaftlich lohnt.

Vanadium Resources verfügt über ein solches Vorkommen in Südafrika. Die Steelpoortdrift-Lagerstätte liegt in einem gut entwickelten Mining-Komplex nördlich von Johannesburg, wo große Konzerne wie Anglo American, Glencore oder Sibanye-Stillwater Minen betreiben. Dabei handelt es sich bei Steelpoortdrift um eine der größten und hochgradigsten Vanadium-Vorkommen der Welt.

Vanadium Resources hat für diese Lagerstätte eine endgültige Machbarkeitsstudie vorgelegt. Demnach liegt der Net Present Value des geplanten Minenbetriebs bei stolzen 1,2 Mrd. US-Dollar. Das ist etwa das Sechsfache der nötigen Investitionskosten über 211 Mio. US-Dollar für die Inbetriebnahme des Projekts und damit eine Top-Kennzahl im Bergbausektor.

Auch die weiteren Kennzahlen überzeugen.: So wird mit einem jährlichen Free Cashflow in Höhe von 152 Mio. US-Dollar gerechnet. Diese Einnahmen übersteigen den gesamten Börsenwert des Unternehmens von umgerechnet rund 28 Mio. US-Dollar um ein Mehrfaches. In den kommenden Monaten will das Management an der Finanzierung des Projekts arbeiten und einen Offtake-Partner präsentieren.

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