In Zukunft mehr als die reine Kfz-Versicherung

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Früher war alles besser. So heißt es jedenfalls. Auch in der Versicherung? Nun, früher, und das ist gar nicht so lange her, hatte nicht jeder ein Auto oder Motorrad, und als Alternative gab es den öffentlichen Nahverkehr und vielleicht noch das Fahrrad oder das Taxi. Viel mehr Auswahl hatte man nicht. Wer also früher, in der „guten alten Zeit“, eine Versicherung abgeschlossen hat, der tat dies meistens, um seinen Besitz zu schützen und seine Haftung im Falle eines verschuldeten Unfalls über die Versicherung für sein eigenes Fahrzeug abzudecken.

Ein Beitrag von Stephen Voss, Vorstand Marketing und Vertrieb Neodigital Versicherung AG

Die Zeiten haben sich geändert: Denn allein circa 48 Millionen Pkw fahren derzeit auf deutschen Straßen mit entsprechender Zulassung. Aber nicht mehr alle davon sind Privatbesitz oder Firmenwagen.

Mobilität“ versichern – nicht den „Besitz“

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Die Art und Weise, wie wir heute Mobilität verstehen, unterliegt einem grundlegenden Wandel: War früher der größte Teil der individuellen Mobilität an den Besitz eines Fahrzeugs und dessen Absicherung geknüpft, so zeigen uns heute die jungen Generationen, dass Besitz im Zusammenhang mit Mobilität keine große Rolle mehr spielt.

Gerade in urbanen Räumen und stadtnahen Gebieten sind Sharing- und Abo-Modelle sowie alternative Mobilitätsformen wie E-Scooter oder das E-Leihrad Teil der jungen Kultur geworden. Das eigene Auto als Statussymbol spielt in diesen Regionen keine große Rolle mehr. Diese Generationen definieren sich weniger über Besitz, dafür mehr über ihre eigene gelebte Individualität, die sie größtenteils auch offen in den sozialen Medien preisgeben.

Kurzum, wem das Auto gehört, ist nicht mehr wichtig, ausschlaggebend ist, dass das jeweilige Fahrzeug zu meinem aktuell gewünschten Mobilitätsbedürfnis passt: der normale Pkw für die Fahrt zur Familie, der Sprinter für den Einkauf im Möbelhaus oder eben das E-Leihrad für den schnellen Weg zum Wochenmarkt und zurück. Zwischendrin vielleicht noch für das Überbrücken längerer Distanzen durch das Nutzen des öffentlichen Nah- und – wenn’s in die nächste Stadt geht – auch des Fernverkehrs.

Neue Formen, die versichert werden müssen

Da heutzutage Mobilität nicht mehr nur jeweils mit einem Fortbewegungsmittel assoziiert, sondern vielmehr über verschiedenste Formen abgebildet wird, bedeutet das natürlich auch ein Umdenken in den Versicherungen. Nur das Auto oder nur das Motorrad zu versichern, reicht nicht mehr. Die Kunden bewegen sich nun mit einer Vielzahl von Fortbewegungsmitteln.

Dieser Mobilitäts-Pool besteht aus Fahrzeugen, die im eigenen Besitz sein können, dies aber nicht zwingend sein müssen. Dabei möchten Kunden aber nicht auf Schutz und Absicherung verzichten. Diese Herausforderung müssen die Versicherer annehmen.

Das Problem dabei: Die Assekuranz muss dafür plattformübergreifend arbeiten. Da eine Reise eben nicht nur mit dem eigenen Pkw und vielleicht der Bahn erfolgt, sondern noch viele weitere Mobilitätsanbieter und Fortbewegungsarten dafür genutzt werden, müssen Versicherungen Konzepte entwickeln, wie der Kunde entlang der kompletten Mobilitätsnutzung abgesichert werden kann.

Plattformen erkennen, andocken und den eigenen Service anbieten

Dazu gehören zum einen zur korrekten Erfassung die jeweiligen Schnittstellen zum jeweiligen Anbieter, aber auch schon viel früher die Frage oder die spannende Identifikation der Mobilitätsplattform, an die sich der Versicherer andockt, um seine Leistungen auch erbringen zu können. Die Kunden nutzen bereits verschiedenste Plattformen, der Versicherer wird aber kaum alle auf einmal bedienen können.

Spannend wird also, auf welche Plattform sich die Industrie verständigt, damit das Kundenerlebnis und der daran angebundene Versicherungsschutz nahtlos und bequem sind. Das klingt komplex, ist es auch.

Ein Beispiel: Der Versicherungsnehmer verlässt das Haus mit einem Sharing-Fahrzeug. Das ist bis hierhin für den Versicherer noch einfach. Im nächsten Schritt stellt der Nutzer das Auto am Bahnhof ab und fährt mit dem Zug in eine weiter entfernte Großstadt. Dort angekommen wird ein Leihrad bis zum eigentlichen Ziel genutzt. Was diesen heute schon recht verbreiteten Weg so kompliziert macht, ist, dass alle einzelnen Mobilitätsarten im Grunde für den Versicherer verschiedene Risikosparten darstellen, die jeweils individuell berechnet werden.

Für den Versicherungsnehmer bleibt es ein profaner Weg von A nach B. In diesem Zeitraum möchte er abgesichert sein gegen mögliche Ansprüche von Dritten, die nicht im Carsharing-Vertrag abgebildet sind, beziehungsweise er möchte die obligatorische Selbstbeteiligung im Schadenfall reduziert oder gar limitiert haben.

Zusätzlich sind auch bei der Reise mit der Bahn eine Verspätungsentschädigung gewünscht und für das Leihrad in der Großstadt, in der sich der Versicherungsnehmer nicht auskennt, eine Unfallabsicherung in besonderer Höhe (gegebenenfalls mit besonderen ausgewählten Leistungen, wie dem direkten Krankenrücktransport in das Krankenhaus am Heimatort).

Eine solche Situation klingt jetzt auf den ersten Blick vielleicht konstruiert, aber alle diese Versicherungsleistungen gibt es heute bereits. Man muss sie lediglich in einem Paket anbieten und auch abwickeln.

Lernprozess für die Branche

Einen fragmentierten Versicherungsprozess, bei dem sie jeden Schritt der Reise und jeden Übergang in eine andere Mobilitätsform einzeln absichern, wünschen sich die Kunden sicherlich nicht. Erst recht nicht, wenn es im Unfall- oder Schadenfall zu einer getrennten Regulierung und Abwicklung kommt. Passiert ein Unfall, muss der Sachschaden, aber auch der Personenschaden oder Folgekosten, wie der Krankentransport, über eine Abwicklung behandelt werden.

Die Grenzen der Sparten werden also durchlässiger, eine Risikokalkulation sollte deshalb den Wechsel der Mobilitätsarten berücksichtigen. Denn ändert sich die Art der Fortbewegung, ändern sich auch die Gefahrenpotenziale, und das oft zuungunsten, aber auch zugunsten der Versicherer. Es ist eine andere Risikolage.

Mit den aktuellen Entwicklungen der Mobilität sind Versicherer gefordert, ihre eigenen Leistungen spartenübergreifend – auch bei einem Wechsel der Mobilitätsform – nahtlos anzubieten, und das – als besondere Herausforderung – an verschiedensten Schnittstellen des jeweiligen Betreibers der Mobilitätslösung.

Das wird nicht mit ein, zwei Plattformen zu lösen sein. Das wird vielmehr ein Lernprozess für die gesamte Branche, sowohl für die Versicherer als auch für die Plattformanbieter, die hier in der Pflicht sind, die notwendige Infrastruktur für solche Kooperationen zu liefern. Allein schon, weil der Kunde diese Infrastruktur erwartet und seine Serviceerwartung erfüllt sehen will.

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