Nachhaltige Geldanlagen: Marktvolumen steigt 2022 um 15 Prozent

Investment.Investment.BillionPhotos.com – stock.adobe.com

Nachhaltige Geldanlagen sind weiterhin auf Wachstumskurs. Die Gesamtsumme erreichte per Ende 2022 in Deutschland mit einem Zuwachs von 15 Prozent eine neue Rekordmarke von 578 Milliarden Euro. Das ist ein zentrales Ergebnis aus dem diesjährigen Marktbericht des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG).

Dazu zählen Anlagen in nachhaltigen Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds sowie nachhaltig verwaltete Kund*inneneinlagen und Eigenanlagen. Besonders im Bereich der Publikumsfonds verzeichnet die Branche weiterhin hohe Zuwächse. Das Volumen stieg um 29 Prozent auf 317 Milliarden Euro. Inzwischen ist das Volumen der nachhaltigen Publikumsfonds damit fast doppelt so groß wie das Volumen für Mandate und Spezialfonds (Rückgang um 3 Prozent auf 159 Milliarden Euro), die allein an institutionelle Kunden vertrieben werden.

Marktbericht-2-2023-FNGMarktbericht-2-2023-FNGForum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Das jährliche Wachstum fällt zwar geringer aus als in den Vorjahren, aber die Investitionen in Nachhaltige Geldanlagen haben sich besser als der deutsche Gesamtmarkt entwickelt. Der BVI Deutscher Fondsverband beziffert das Volumen aller Fonds und Mandate in Deutschland zum 31. Dezember 2022 auf 3,8 Billionen Euro – ein Rückgang von 12 Prozent im Vorjahresvergleich. Trotz schrumpfenden Gesamtmarkts legten nachhaltige Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds zweistellig zu, wodurch der Marktanteil auf 12,5 Prozent (Vorjahr 9,4 Prozent) anstieg. 2022 summierten sich die Kund*inneneinlagen der Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus und nachhaltig verwaltete Eigenanlagen auf insgesamt 45,2 Milliarden Euro und bleiben damit auf Vorjahresniveau (45,8 Milliarden Euro).

Marktbericht-8-2023-FNGMarktbericht-8-2023-FNGForum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

"Das vergangene Jahr war von vielen Unsicherheiten geprägt. Zudem belastete das schwierige Börsenjahr. Nachhaltige Geldanlagen erreichen, so ein zentrales Ergebnis unserer diesjährigen Erhebung zum Marktbericht, zwar nicht die Wachstumsraten der früheren Jahre, legen aber weiter deutlich zu. Mehrere wissenschaftliche Studien belegen, dass nachhaltige Geldanlagen krisenresistenter als konventionelle Produkte sind. Sie sind weiterhin sehr gefragt", resümiert Bernhard Engl, Vorstandsvorsitzender des FNG.

Greenwashing-Vorwürfe schaden Entwicklung

Die Methodik für die Erhebung der Marktzahlen orientierte sich wie im vergangenen Jahr an der EU-Regulatorik. Die Klassifizierung nach Artikel 8 und 9 der Offenlegungsverordnung stellte auch für den diesjährigen Bericht das Grundgerüst für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen dar. Studienleiter des diesjährigen Marktberichtes ist Sebastian Füllgraf.

Im Marktbericht wurden erneut die häufigsten nachhaltigen Anlagestrategien analysiert. Auf Platz 1 befinden sich Ausschlüsse. Sie wurden bei 95 Prozent der betrachteten Assets angewandt. Es folgen Engagement bei 90 Prozent und Stimmrechtsausübung bei 88 Prozent der Assets. Teil der Erhebung zum Marktbericht ist auch stets eine Einschätzung der Branche, um ein Stimmungsbild der Entwicklungen und Anforderungen zu erhalten. Hier haben die Expert*innen neben quantitativen Daten daher auch qualitative Antworten übermittelt.

Marktbericht-4-2023-FNGMarktbericht-4-2023-FNGForum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Die Befragten wünschen sich vor allem eine kohärente und effizient umsetzbare Regulatorik. Außerdem wünschen sich die Befragten die Etablierung von Standards und die Differenzierung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und Investitionen in "Transformationsunternehmen".

Ein aktuelles Thema ist dabei auch das sogenannte Greenwashing. Immer wieder belasten Greenwashing-Vorwürfe die Branche. Als Ursachen dafür nennen die Befragten beispielsweise die fehlende eindeutige Definition einer Nachhaltigen Geldanlage, missverständliche EU-Regulatorik, fehlende Standards und Unterschiede im Verständnis von Nachhaltigkeit. Die Befragten sind zu 90 Prozent der Auffassung, dass Greenwashing-Vorwürfe das Potenzial haben, dem Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen zu schaden.

Marktbericht-35-2023-FNGMarktbericht-35-2023-FNGForum Nachhaltige Geldanlagen e.V.

Ausblick: Branche bleibt positiv

Insgesamt blicken die Befragten positiv in die Zukunft. 80 Prozent der Befragten erwarten für das laufende Jahr erneut ein Wachstum, lediglich knapp 12 Prozent rechnen mit einem Rückgang und weitere rund 8 Prozent mit einem gleichbleibenden Volumen. 43 Prozent rechnen sogar mit mehr als 10 Prozent Wachstum im Bereich Nachhaltiger Geldanlagen.

"Trotz verschiedener Herausforderungen zeigt der aktuelle Marktbericht, dass Nachhaltige Geldanlagen weiterhin auf der Erfolgsspur sind", erläutert FNG-Geschäftsführer Sascha Görlitz. Er ergänzt: "Die Branche ist sich zudem einig, dass sich die positive Entwicklung fortsetzen wird. Wichtig sind aus unserer Sicht nachvollziehbare Regelungswerke, verlässliche Rahmenbedingungen sowie eine hohe Transparenz und Qualität der nachhaltigen Finanzprodukte."

Der FNG-Marktbericht ist mit der Unterstützung von engagierten Verbandsmitgliedern erstellt worden: Deka Investments, Schroders, Impact Asset Management, Bank im Bistum Essen, vividam – powered by FiNet Asset Management AG, Bank für Sozialwirtschaft, EBS Executive School, imug rating, Kepler-Fonds Kapitalanlagegesellschaft, Oikocredit, Ralf Lemster Financial Translations

Der "Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2023 – Deutschland und Österreich" steht hier zum Download bereit.

LESEN SIE AUCH

Economic and trade conceptEconomic and trade conceptWho is Danny – stock.adobe.com
Finanzen

Morningstar: Artikel 8-Fonds boomen weiter

Trotz der makroökonomischen Unsicherheiten sammelten Artikel 8-Fonds in Q1/2023 mehr als 25 Mrd. Euro an Netto-Neugeldern ein, doppelt so viel wie im Quartal davor. Wohingegen Artikel 9-Fonds mit 4 Mrd. Euro die bisher niedrigsten Zuflüsse verzeichneten.

plant tree in neutral background Close-Up Of Fresh Green Plantplant tree in neutral background Close-Up Of Fresh Green Plantartrachen – stock.adobe.com
Assekuranz

Nachhaltige Finanzprodukte: FNG-Siegel knackt die 300er Marke

Der Zulauf für das FNG-Siegel als Qualitätsstandard Nachhaltiger Geldanlagen hält weiter stark an. Auf der diesjährigen Vergabefeier wurden 291 Finanzprodukte mit dem unabhängigen Gütesiegel ausgezeichnet. 19 der eingereichten Produkte konnten die Mindestanforderungen nicht erfüllen.

green plain factory in lightgreen plain factory in lightsilentgunman – stock.adobe.com
Finanzen

Gemeinsames Verständnis von Greenwashing entwickeln

Trotz dem Aufkommen von Greenwashing-Vorwürfen hat sich der Anteil nachhaltiger Geldanlagen seit dem Jahr 2018 mehr als verdreifacht. Um diese zu entkräften, muss weiter in die Transparenz, Glaubwürdigkeit und Qualität der nachhaltigen Geldanlagen investiert werden.

Checkmark made from grass, ai generatedCheckmark made from grass, ai generatedSandu – stock.adobe.com
Finanzen

Klarere Trennung nachhaltiger Fonds

Die SFDR, die darauf abzielt, Nachhaltigkeitsnachweise von Finanzprodukten zu verbessern und dadurch Greenwashing zu verhindern, ist seit Einführung im März 2021 deutlich exakter geworden: Zahlreiche Fonds wurden herabgestuft, gleichzeitig stieg die Anzahl der Artikel 9-Fonds.

selective focus of coins with green leaves and soil Isolated On White, financial growth conceptselective focus of coins with green leaves and soil Isolated On White, financial growth conceptLIGHTFIELD STUDIOS – stock.adobe.com
Nachhaltigkeit

Studie: Nachhaltige Fonds kaum transparent

Der Wunsch in nachhaltige Produkte im europäischen Fondsmarkt zu investieren, ist ungebrochen. Allerdings mangelt es trotz des steigenden Angebots weiter an Transparenz für die Auswahlentscheidung, zeigt die Analyse zum Stand der ESG-Offenlegung im Asset & Wealth Management.

Anzugtraeger-Buero-Rasen-64450384-AS-SFIO-CRACHOAnzugtraeger-Buero-Rasen-64450384-AS-SFIO-CRACHOSFIO CRACHO – stock.adobe.com
Finanzen

Wann gelten Unternehmen als „grün“?

Die Nachfrage nach Möglichkeiten zur nachhaltigen Geldanlage steigt seit Jahren kontinuierlich an. Themen wie soziale Gerechtigkeit, Umwelt- und Klimaschutz rücken mehr und mehr ins Bewusstsein der Menschen. Wer Müll trennt und Zug fährt, statt in den Flieger zu steigen, möchte natürlich auch die eigenen Finanzen verantwortungsvoll verwalten. Das sind auch einige der Gründe, warum grüne, beziehungsweise ESG-Investments, in den letzten Jahren boomen.