Rentenlücke privat schließen oder auf den Staat hoffen?

domino effect concept with wooden tiles blocked by hourglass witdomino effect concept with wooden tiles blocked by hourglass witalexkich – stock.adobe.com

Für die Menschen in Deutschland steht die Planung ihrer privaten Altersvorsorge eher selten auf der Agenda. Zugleich gehen viele von einem hohen Finanz-Bedarf im Alter aus. Dies brachte eine Umfrage zu Tage, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des Lebensversicherers Canada Life im Mai durchgeführt hat.

Teilgenommen haben 1.000 Bundesbürger über 18 Jahren, die nicht in Rente oder Pension sind. Fast ein Viertel davon gab an, sich nie mit Altersvorsorge-Planung zu beschäftigen. 18,4 Prozent tun dies nur alle 6–10 Jahre oder noch seltener. Über ein Drittel der Umfrage-Teilnehmer befasst sich hingegen mindestens einmal pro Jahr mit dem Thema.

Umfrage-Rentenluecke-1-2023-Canada-LifeUmfrage-Rentenluecke-1-2023-Canada-LifeCanada Life Assurance Europe plc, Niederlassung für Deutschland

Vor allem die Jungen schauen weg

Insbesondere für Menschen von 18–29 steht die Planung der Altersvorsorge nicht im Fokus. In dieser Altersgruppe befassen sich 38,4 Prozent nie damit, 22,1 Prozent reagieren mit „Weiß nicht“ beziehungsweise „keine Angabe” auf die Frage. Auch bei den 40–49-Jährigen schauen viele weg: Beinahe ein Drittel setzt sich nie mit der privaten Altersvorsorge auseinander.

Umfrage-Rentenluecke-2-2023-Canada-LifeUmfrage-Rentenluecke-2-2023-Canada-LifeCanada Life Assurance Europe plc, Niederlassung für Deutschland

Ein Viertel der Befragten braucht mehr als 1.500 Euro zusätzlich

Zugleich hat mit 54,4 Prozent die Mehrheit der Befragten eine konkrete Vorstellung vom Ausmaß der eigenen Rentenlücke. In der Umfrage wurde die Rentenlücke als Unterschied zwischen dem letzten Netto-Gehalt und dem Geldbetrag definiert, der den Menschen beim Renteneintritt aus gesetzlicher, privater und betrieblicher Rente monatlich zur Verfügung steht.

Umfrage-Rentenluecke-3-2023-Canada-LifeUmfrage-Rentenluecke-3-2023-Canada-LifeCanada Life Assurance Europe plc, Niederlassung für Deutschland

Die Befragten, die ihre Rentenlücke konkret beziffern, gehen zum Teil von einem erheblichen zusätzlichen Finanzbedarf aus: Mehr als 25 Prozent unter ihnen schätzen sie auf über 1.500 Euro pro Monat. Besonders ausgeprägt ist diese Einschätzung bei jungen Menschen: Sie wird von beinahe der Hälfte der 18–29-Jährigen geteilt.

Zwei Drittel der Jüngeren sorgen gar nicht vor ​

Bei der Frage nach den konkreten Vorsorge-Maßnahmen fällt mit 27,3 Prozent zunächst ein hoher Anteil an Menschen auf, die gar nicht zusätzlich fürs Alter vorsorgen. Bei den 18–29-Jährigen sind es sogar zwei Drittel, die außer der gesetzlichen Rente nichts für den Ruhestand tun.

Wer zusätzlich Vorsorge betreibt, entscheidet sich am häufigsten für diese Optionen: Die betriebliche Altersvorsorge, mit der fast ein Viertel der Befragten über alle Altersgruppen hinweg für die Rente spart. Darauf folgt mit 24,3 Prozent die private Lebens- oder Rentenversicherung sowie – mit 23,3 Prozent – die Anlage in Aktien inklusive Fonds und ETFs. Unter den 30–39-Jährigen beträgt der Anteil der Aktiensparer sogar 32,6 Prozent. Bei den Antworten war eine Mehrfachauswahl möglich.

Umfrage-Rentenluecke-4-2023-Canada-LifeUmfrage-Rentenluecke-4-2023-Canada-LifeCanada Life Assurance Europe plc, Niederlassung für Deutschland

Staatliche Aktienrente

Wenn es um die Einordnung der staatlich organisierten Aktienrente geht, ergibt sich ein gespaltenes Bild. Zwar kennen 61,7 Prozent der Umfrage-Teilnehmer den Vorschlag der Bundesregierung, um die Gesetzliche Rente zu stabilisieren. Doch er überzeugt den Großteil der Befragten bisher nicht. Bei der Frage nach seinem Nutzen finden sich etwas mehr Ablehner (39,1 Prozent) als Befürworter (37,9 Prozent).

„Noch immer setzen sich zu wenige Menschen mit ihrer privaten Altersvorsorge auseinander,“ so Florian Elert, Professor für Versicherungsmanagement, der die Praxisstudie von Canada Life begleitet hat. „Und das, obwohl die Einschätzung der eigenen Rentenlücke im Alter teilweise sehr hoch ausfällt. Gerade bei den Jungen gibt es Handlungsbedarf. Die Steigerung der Wissensvermittlung zum Thema Finanzbildung und Altersvorsorge, bereits in der Schule, wäre daher eine sinnvolle Maßnahme.“

„Unsere Umfrage zeigt: Wenn eines sicher ist, dann die Rentenlücke! Die meisten Menschen in Deutschland, vor allem die jungen, täten gut daran, die Gesetzliche Rente nur als Grundstock für ihr Alterseinkommen zu sehen,” sagt Susan Gibson, CEO Canada Life.

Der Staat greife für die Gesetzliche Rente ja schon renditeorientierte Ansätze auf, so Gibson weiter. Dies sollten auch die Menschen für ihre individuelle Altersvorsorge tun. Die CEO erläutert: "Wir möchten mehr Menschen ermutigen, sich von unabhängigen Maklern beraten zu lassen, um die richtige Mischung für ihre Altersvorsorge zu finden, ob mit oder ohne Garantien. Unabhängige Makler und Berater haben die Kompetenzen und das Fachwissen, um Menschen bei der Auswahl von Lösungen zu helfen, die ihren individuellen Umständen und Bedürfnissen entsprechen."

Über die Umfrage

Das Meinungsforschungsunternehmen Civey hat im Auftrag der Canada Life Assurance Europe plc. vom 12. bis 15. Mai 2023 insgesamt 1000 Bundesbürger über 18 Jahren befragt, die nicht in Rente oder Pension sind. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ. Der statistische Fehler für die Gesamtergebnisse beträgt 5-6 Prozent.

LESEN SIE AUCH

Frau-571884693-AS-peopleimages-comFrau-571884693-AS-peopleimages-compeopleimages.com – stock.adobe.com
Finanzen

Nur jede vierte Frau in Deutschland erwartet, ihre Wunschrente zu erreichen

Frauen streben durchschnittlich ein über 5.000 Euro niedrigeres jährliches Einkommen im Ruhestand an als Männer. Vor allem fehlende finanzielle Mittel verhindern, dass mehr für die Rentenzeit gespart wird. Eine statistisch höhere Lebenserwartung wird oft bei der Ruhestandsplanung vernachlässigt.

Mann-Muenzen-Pfeil-Paragraf-553416763-AS-SutthiphongMann-Muenzen-Pfeil-Paragraf-553416763-AS-SutthiphongSutthiphong – stock.adobe.com
Finanzen

Plansecur-Chef begrüßt die Aktienrente

Zu den bisher bekannt gewordenen Eckpfeilern der Ausgestaltung ‚Generationenkapitals‘ gehört die Planung, über einen Zeitraum von 15 Jahren jährlich 10 Mrd. Euro am Kapitalmarkt anzulegen. Dies sei ein richtiger Schritt, aber noch nicht ausreichend, befindet Heiko Hauser.

Konzeptfoto InflationKonzeptfoto Inflationjanvier – stock.adobe.com
Finanzen

Inflation: Weniger Menschen zahlen in die betriebliche Altersversorgung ein

Obwohl der Stellenwert der bAV steigt, gehen die eigenen Vorsorgeaktivitäten von Arbeitnehmer*innen zurück. Ältere Personen mit unterdurchschnittlichem Einkommen und in kleinen Unternehmen sorgen am wenigsten vor. Fehlendes - oder nicht wahrgenommenes - Angebot bleibt das größte Hemmnis der bAV.

Aerial view of crowd people connected by lines, social media and communication conceptAerial view of crowd people connected by lines, social media and communication conceptmaster1305 – stock.adobe.com
Fürs Alter

Das Konzept der Bürgerrente stößt auf breite Zustimmung

Bei der Entscheidung für eine private Altersvorsorge ist den Deutschen vor allem Sicherheit wichtig. So stößt das Konzept der Bürgerrente mit seinen leicht verständlichen Fördermöglichkeiten durch den Staat auf breite Zustimmung, besonders bei der jüngeren Generation.

Clocks in sky. Time flies. Daylight savingClocks in sky. Time flies. Daylight savingStillfx – stock.adobe.com
Finanzen

Immer weniger beschäftigen sich mit privater Altersvorsorge

Die Rentenlücke ist kein Geheimnis und macht die private Vorsorge wichtiger denn je – doch sinkt der Anteil derer, die selbst aktiv vorsorgen: 2022 haben sich rund 49 Prozent der Deutschen mit dem Thema der privaten Altersvorsorge beschäftigt – 5 Prozentpunkte weniger als im Jahr davor.

Senior-Kleingeld-311626882-AS-ZadvornovSenior-Kleingeld-311626882-AS-ZadvornovZadvornov – stock.adobe.com
Finanzen

Der Feind des finanziellen Wohlstands im Alter

Unabhängig davon, wie weit das Einkommen auch steigt, erhöhen sich in der Regel auch die Ausgaben. Ohne vorausschauende Finanzplanung zeigen sich die gravierenden Folgen aber erst, wenn es zu spät ist: mit dem Renteneintritt. Oftmals geht es dann um eine Finanzlücke von mehreren Tausend Euro.