Künstliche Intelligenz polarisiert in den Steuerkanzleien

Virtual creative artificial Intelligence hologram with human brain sketch on blurry calculator and papers background. Double exposureVirtual creative artificial Intelligence hologram with human brain sketch on blurry calculator and papers background. Double exposurePixels Hunter – stock.adobe.com

Wie relevant sind ChatGPT und andere Systeme der Künstlichen Intelligenz heute und in Zukunft für die Steuerberatung? In der Chefetage und in großen Kanzleien ist die Antwort eindeutig: 72 Prozent der Steuerberater*innen stufen KI bereits heute als relevant oder sogar sehr relevant für ihre tägliche Arbeit ein. Auch zwei Drittel der Mitarbeitenden in Kanzleien ab 51 Beschäftigten sind dieser Ansicht.

Kleinere Kanzleien und ihre Beschäftigten halten das Thema mehrheitlich für weniger beziehungsweise nicht relevant. Einig sind sich große sowie kleine Steuerkanzleien darin, dass Künstliche Intelligenz innerhalb der nächsten fünf Jahre mindestens Standardaufgaben teilweise übernehmen wird. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Online-Umfrage von innofact im Auftrag von Haufe unter 204 Kanzleiinhaber*innen und -beschäftigten.

Das übergreifende Ergebnis ist eindeutig: Es gibt große Erwartungen, aber bisher noch wenig praktische Erfahrung. 68 Prozent der von innofact im Juni befragten Steuerberater*innen und Beschäftigten in Steuerkanzleien sind der Ansicht, dass KI ihren persönlichen Arbeitsalltag in den nächsten fünf Jahren beeinflussen wird. Dabei glauben die Befragten vor allem, dass Künstliche Intelligenz bei Standardtätigkeiten unterstützt (36 Prozent) beziehungsweise hilft, die Abläufe und Prozesse in den Kanzleien effizienter zu gestalten (29 Prozent).

KI ist ein Thema für die „Großen“ und für die „Jüngeren“

Auffällig auch: Die Einstellung der Befragten zu Künstlicher Intelligenz ist stark vom Alter, dem Geschlecht und der Größe der Kanzlei abhängig: Jüngere Mitarbeitende, Männer und Beschäftigte größerer Kanzleien stehen der KI deutlich aufgeschlossener gegenüber. Während zwei Drittel der Kanzleien mit mehr als 51 Mitarbeitenden KI-Tools als zukünftig unumgängliches und effizientes Hilfsmittel einstufen, kann ein Großteil der kleineren Kanzleien (64 Prozent) dem Hype um Künstliche Intelligenz wenig abgewinnen.

diagramm-2-dina4diagramm-2-dina4Haufe Group

Sechs von zehn Kanzleien mit bis zu 51 Mitarbeitenden geben an, dass sich die eigene Kanzlei bisher noch nicht mit dem Thema befasst hat oder die Beschäftigten nicht wissen, wie die Kanzlei zum Thema steht. Nur jede zehnte kleinere Kanzlei hat in diesem Jahr bereits konkrete KI-Projekte angestoßen oder arbeitet bereits mit KI-Anwendungen. Das sieht in größeren Kanzleien anders aus: Dort sammelt bereits jede dritte Steuerberatung praktische Erfahrungen mit KI.

Angesichts des bevorstehenden Generationswechsels in den Chefetagen vieler Kanzleien und des allgegenwärtigen Fachkräftemangels werden ganz unterschiedliche Hoffnungen mit KI verbunden. Demnach hoffen 74 Prozent der Steuerberater*innen, dass KI-Anwendungen helfen, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Die Beschäftigten sind da eher gespalten, 45 Prozent glauben nicht daran.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre übernimmt KI Standardtätigkeiten

In einer Einschätzung ist sich die Branche allerdings einig: wenn KI künftig Aufgaben übernimmt, sollen sie bei Standardaufgaben assistieren. 17 Prozent erhoffen sich Unterstützung bei der Korrespondenz (Briefe, Texte und Rechnungen), 15 Prozent wollen Routineaufgaben an KI delegieren und 13 Prozent können sich eine Entlastung beim Kontieren und Verbuchen von Rechnungen vorstellen. Aufgaben wie der Mandantenkontakt, Beratung und die Kontrolle von Daten und Bescheiden sollten aber weiterhin den Mitarbeitenden vorbehalten sein.

diagramm-1-dina4diagramm-1-dina4Haufe Group

„Die Umfrage belegt, dass der Weg vom Wissen zum Handeln beim Thema Künstliche Intelligenz in der Steuerberatung noch weit ist. Die meisten Kanzleien sehen die Relevanz, aber nur ein kleinerer Teil sammelt bereits praktische Erfahrung. Das sind vor allem größere Kanzleien und die jüngeren Mitarbeitenden. Angesichts des Fachkräftemangels und des Generationswechsels in vielen Steuerberatungen dürfte der sinnvolle Einsatz von KI künftig ein wichtiger Wettbewerbsfaktor sein“ sagt Andreas Dersch, Leiter der Steuerredaktion und Chefredakteur der Haufe Steuer Office Produktfamilie.

Über die Umfrage

Im Auftrag von Haufe befragte das Düsseldorfer Marktforschungsinstitut INNOFACT AG zwischen dem 30. Mai und 10. Juni 2023 insgesamt 204 Mitarbeitende der Steuerbranche (100 Steuerberater*innen und 104 Beschäftigte in Steuerkanzleien) online zum Thema Künstliche Intelligenz. 118 Befragte arbeiten in Kanzleien bis maximal 50 Mitarbeitenden, 86 in Steuerberatungen mit mehr als 50 Mitarbeitenden. 63 Prozent der Befragten waren weiblich, 78 Prozent arbeiten in Vollzeit

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