Never Change a Winning Team? Absoluter Unsinn?

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Deutschlands Konzerne und mittelständische Unternehmen befinden sich gefühlt unter einem stetigen Wandel. Auf jede Anpassung scheint derzeit eine neue Krise zu folgen. Garantien für die Ewigkeit gibt es nicht mehr. Aber eine Gewissheit: Das Mindset wird künftig immer wichtiger werden als bestimmte Skills.

Erinnern Sie sich noch, wo Sie und Ihr Unternehmen vor fünf Jahren standen? Oder gar vor zehn Jahren? Vermutlich ist es nicht mehr als eine vage Erinnerung an vergangene Zeiten. Eine Zeit ohne Corona. Ohne Ukraine-Konflikt. Ohne Inflation. Und vor allem: ohne Künstliche Intelligenz. Es ist noch kein Jahr her, dass ChatGPT in den breiten Markt eingeführt wurde. Kein anderes Programm oder Medium hat sich binnen so kurzer Zeit durchgesetzt – und in der Folge weitere KI-Anwendungen rund um automatisiert erzeugte Texte, Bilder und Co.

KI zeigt: Die Veränderung greift immer schneller und tiefer um sich

„Künstliche Intelligenz wird euch alle kriegen!“, sagt der KI-Unternehmer und selbsternannte „Business Punk“ Simon Sack, einer der jungen und kreativen Vorreiter in Sachen KI hierzulande. Und er meint das bewusst nicht als Bedrohung, sondern als Aufforderung an gerade den Mittelstand, den Wandel als Chance zu begreifen. Tatsächlich glaubt nach jüngeren Studien immer noch jedes neunte Unternehmen in Deutschland nach Sacks Worten, dass AI keinen Einfluss auf das eigene Geschäft haben wird. Ein fataler Irrglaube: Es fühlt sich so an, wie die These zum Ende des letzten Jahrhunderts, dass sich das Internet nicht durchsetzen wird.

Deutschland muss aufwachen. Noch ist der allgemeine Fortschritt aufholbar, und die Markteintrittsbarrieren im Bereich KI sind gering. Das Beispiel KI zeigt auch anschaulich, worauf es im stetigen Wandel ankommt: Mut, Offenheit, Entschlossenheit. Und auch Tempo. Die Zeitfenster für eine Veränderung sind immer nur eine begrenzte Zeit geöffnet. Vor einem Jahr sprachen nur IT-Experten über ChatGPT und andere KI-Anwendungen. Jetzt sind sie in aller Munde.

Die unternehmerische „Changeability“ entscheidet über Erfolg oder Pleite

Die persönliche, aber auch die gesamtunternehmerische „Changeability“ werden zu entscheidenden Zukunftsdeterminanten von Unternehmen. Sie entscheiden über Markterfolg oder Marktausstieg, über Gewinn oder Pleite, über Jobmaschine oder Arbeitsplatzabbau. „Wenn du ein*e erfolgreiche*r Unternehmer*in sein willst, musst du immer in der Lage sein, dein Geschäftsmodell zu entwickeln. Dabei ändern sich Trends, Anforderungen, technologischer Stand, ökologische Ansprüche, Art der Kommunikation und vieles mehr, meist mehrmals, mindestens einmal pro Dekade, fundamental“, sagt Lion Heuschkel. Er ist Gründer und Geschäftsführer der Kingline Group aus der Nähe von Erlangen.

Heuschkel weiß aus eigener Erfahrung, wovon er spricht. Er startete wenige Wochen vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Winter 2020 mit seiner Eventagentur. Eine vielversprechende Geschäftsidee, die aber durch den Ausbruch des Virus komplett durchkreuzt wurde. Für Heuschkel gab es nur eine Option:

Lion-Heuschkel-2023-Kingline-GroupLion-Heuschkel-2023-Kingline-GroupKingline Group

Mit einer anderen Idee durchstarten und Kingline startete mit dem Vertrieb und der Produktion von medizinischen Hilfsprodukten und Masken durch. Höhepunkt der Entwicklung waren die Produktion einer eigenen, zertifizierten FFP2-Maske und der Vertrieb eines eigens entwickelten Antigen-Schnelltests. Mit dem Auslaufen der Pandemie endete aber auch diese sehr rentable Unternehmensphase. Auch das nahm Kingline wiederum sportlich statt defätistisch – dann eben wieder auf zu neuen Ufern und neuen Zielen.

Veränderung braucht Planung – und klare Prozesse

Pures Glück? Nein, vielmehr das Ergebnis einer ebenso klaren wie umfassenden Analyse. Heuschkel: „Ich halte es für unabdingbar, hierfür Prozesse in jedem Unternehmen zu schaffen, die sich ausschließlich damit beschäftigen.“ Stete Wandlungsfähigkeit in einer sich immer schneller drehenden Business-Welt – das ist es, worauf es heute primär ankommt, um ein Unternehmen dauerhaft erfolgreich zu führen.

„Unsere Unternehmensgruppe ist in vielen Geschäftsfeldern tätig und jede Identity arbeitet heute anders als vor fünf Jahren und völlig anders als vor zehn Jahren. Die dauerhafte Anpassungsfähigkeit und aktive Weiterentwicklung und Anpassung an den sich veränderten Markt werden oft zu wenig priorisiert, zu schwach budgetiert und sollten eigentlich genau so eine große Rolle spielen wie alle anderen relevanten Themen eines Unternehmens“, fordert der Unternehmer aus Franken.

Zudem sollten Unternehmerinnen und Unternehmer beachten, dass sich nicht alle Change-Entwicklungen wie KI auf der ganz großen Bühne vollziehen. Auch viele kleinere Entwicklungen verändern Unternehmen permanent und fordern das Management immer neu heraus. Dazu gehören neue Workflows, eine zeitgemäßer Software, aber auch Entwicklungen bei der Büroausstattung oder neue Marketing-Tools.

Die Kingline Group besteht aus insgesamt zwölf operativen Tochtergesellschaften und 16 Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern. Da ist permanenter Wandel die erste Unternehmensregel. Aktuell betrifft das, wie bei so vielen mittelständischen Firmen, vor allem die Aspekte Automatisierung, Digitalisierung und KI. Die Agenturbranche ist wie kaum eine zweite von den Veränderungen und Fortschritten bei der Künstlichen Intelligenz betroffen – im Guten wie im Herausfordernden.

Lion Heuschkel: „In unseren Marketing- und Medien- beziehungsweise Onlineagenturen geht die Entwicklung der automatisierten Content-Erstellung schneller voran als je zuvor. Auch hier sind wir wieder an einer fundamentalen Weiche einer Dekade, in der es nicht mehr darum geht, den besten oder die beste Grafiker*in oder Writer*in, einzustellen.“

Eine neue Gruppe von Arbeitnehmenden ist gefragt

Die Menschen müssten lernen, die Maschinen nicht als Herausforderer, sondern als Helfer zu sehen. Ideale Arbeitsteilung: Die KI erledigt die lästige Kärrnerarbeit, der Mensch übernimmt die kreative Veredelung und Steuerung. Das erfordert jedoch eine neue Form des Denkens und neue Fähigkeiten.

Lion Heuschkel: „Wir müssen Maßnahmen ergreifen, die Arbeit mit den neuesten Tools zu fördern und zu verstehen. Hier ist besonders wichtig, eine ganz neue Arbeitnehmer*innen-Gruppe auszubilden, bei der die Vorstellungskraft der Person und der Ausdruck dieser wichtiger ist als die Skills, diese umzusetzen."

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