Versicherer fühlen sich den CSRD-Anforderungen gewachsen

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Nach bewerten die Versicherungshäuser den regulatorischen Aufwand als äußerst hoch. Dennoch fühlt sich rund die Hälfte der Unternehmen zumindest auf die CSRD – die ab 2024 Pflicht wird – gut vorbereitet. Dies ergibt die jüngste Durchführungsrunde der GNS-Befragungsreihe „Status quo: Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche“.

Seit Anfang 2022 führt das German Sustainability Network (GSN) eine regelmäßige Befragung durch, die einen Überblick über den Stand der Nachhaltigkeitsbemühungen der Versicherer gibt, sowie die aktuellen Herausforderungen identifiziert. An der vierten GSN-Blitzumfrage im Oktober 2023 haben 34 Versicherungsunternehmen teilgenommen. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse belegen weiterhin hohe regulatorische Anforderungen (73 Prozent erachten die Anforderungen als zu hoch in Q3/2023), die viele Versicherungsunternehmen zunächst vor eine Phase der Verunsicherung stellt.

Dennoch zeigt sich, dass die Versicherer allmählich einen erfolgreichen Umgang mit den zunehmenden Anforderungen entwickeln in Q1/2023 lag der Wert noch bei 86 Prozent. Dies äußert sich ebenfalls in einer rückläufigen Intensität der Aktivitäten im Bereich Unternehmenskommunikation/Berichterstattung.

Nachhaltigkeit bleibt zentrales Thema

Die Auswertung der Antworten im dritten Quartal 2023 bestätigt die anhaltende Bedeutung von Nachhaltigkeit in den Unternehmen. Trotz einer leichten Abnahme im Vergleich zum ersten Quartal im Jahr 2023 beeinflusst sie weiterhin maßgeblich alle abgefragten Wertschöpfungsaktivitäten.

Die Kapitalanlage bleibt führend (76 Prozent sehen hier viele beziehungsweise sehr viele Aufgaben in Q3/2023), gefolgt vom erstmaligen zweiten Platz des Risikomanagements (56 Prozent in Q3/2023). Produktentwicklung (54 Prozent), Unternehmenskommunikation (47 Prozent) und Vertrieb (44 Prozent) folgen, wobei die Kommunikation die stärkste Abnahme (in Q1/2023 waren es noch 77 Prozent, die viele beziehungsweise sehr viele Aufgaben in der Unternehmenskommunikation sahen). Dies deutet darauf hin, dass Herausforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht mehr als unüberwindlich gelten.

Weniger Handlungsbedarf zeigt sich in den Bereichen Compliance, Betriebsorganisation (BO), HR, Schadenmanagement und IT, wobei BO, Schadenmanagement und IT insgesamt weniger zu bewältigende Aufgaben verzeichnen. Der Einfluss des Schadenmanagements wird weiterhin unterschätzt.

Nachhaltigkeitsengagement steigt

Die Auseinandersetzung mit Fragen der Nachhaltigkeit erfährt in Versicherungsunternehmen einen stetigen Zuwachs. Im Vergleich zum ersten Quartal 2023 hat sich die Anzahl der Unternehmen, die entweder gar keine oder lediglich eine Person mit diesem Themenfeld betraut haben, auf 10 verringert.

Allerdings hat sich die durchschnittliche Mitarbeitendenanzahl auf 4,6 Personen reduziert (5,02 Personen in Q1/23). Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Anteil der Unternehmen, die ihre internen Ressourcen im Bereich Nachhaltigkeit erweitern wollen, wider: Er ist von 80 in Q1/23 auf 56 Prozent gesunken.

Geringer Fortschritt und personelle Engpässe

Trotz eines geringfügigen Anstiegs im wahrgenommenen Transformationsfortschritt gegenüber Q1/2023 gibt kein Befragter an, einen Fortschritt von über 70 Prozent zu verzeichnen. Die Hälfte der Versicherer nennt jedoch nun einen Transformationsgrad von 30 bis 60 Prozent. Hinsichtlich einer umfassenden Transformation sind personelle Ressourcen weiterhin der dominierende Engpass.

Allerdings ist der Anteil derjenigen, die diese Herausforderungen als mindestens hoch einschätzen, im Vergleich zu Q1/2023 um 13 Prozentpunkte auf 59 Prozent gesunken. Finanzielle Ressourcen, Know-how und das Mindset werden nach wie vor als weniger kritisch bewertet, bleiben jedoch auf einem stabil hohen Niveau.

Vielseitige Ansichten prägen die Einschätzung des Erfolgsbeitrags von Nachhaltigkeit. Trotz unterschiedlicher Meinungen erkennt die Mehrheit der Umfrageteilnehmer*innen einen bedeutenden Beitrag zum Unternehmenserfolg. Viele sehen sogar einen anhaltenden Anstieg des Einflusses von Nachhaltigkeit auf den Unternehmenserfolg in der Zukunft – es gibt keinerlei Erwartungen bezüglich einer Abnahme.

Einschätzungen zur ESG-Regulatorik verbessern sich

In Einem stimmen die teilnehmenden Unternehmen überwiegend überein: Die regulatorischen Anforderungen im Bereich ESG sind nach wie vor zu hoch. Im Vergleich zu Q1/2023 zeigt sich jedoch eine leichte Verbesserung, wobei aktuell nur noch 73 Prozent der Unternehmen diese als zu umfangreich betrachten – im Gegensatz zu den 86 Prozent vor einem halben Jahr.

Die inhaltliche Ausgestaltung empfinden nur noch 47 Prozent als praxisuntauglich, im Vergleich zu den 89 Prozent in Q1/2023. Dies weist darauf hin, dass Unternehmen sich nur sehr allmählich auf die ESG-Regulierungen einstellen und auch bei der Umsetzbarkeit noch vor Herausforderungen bestehen.

Unterschiedliche Ansichten

Die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung im Kontext der CSRD-Umsetzung wird ab 2024 obligatorisch. Etwa die Hälfte der Befragten fühlt sich den Anforderungen gut gewappnet, während nur 21 Prozent sich unzureichend vorbereitet fühlen. Das Greenwashing Risk Assessment (GRA) wurde bisher von weniger als der Hälfte der Befragten durchgeführt, was auf den geringen Stellenwert dieses Themas bei den Versicherern hinweist. Aktuell haben 42 Prozent entweder ein GRA durchgeführt oder planen dies für die Zukunft.

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