"Naturgefahrenportal rasch und nutzerfreundlich umsetzen"

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Vor der Einführung eines Naturgefahrenportals in Deutschland mahnen die Versicherer Tempo und zeitgemäße Darstellung bei der Umsetzung an. „Für eine rasche Einrichtung des Online-Portals sollten die verfügbaren Daten aus Bund und Ländern möglichst zügig gebündelt und nutzerfreundlich aufbereitet werden“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin. Bislang liegen viele Daten zu Naturgefahren wie Hochwasser lediglich in den Geoportalen der Bundesländer vor.

Die Auffindbarkeit und Verständlichkeit dieser Geodaten ist aus Sicht der Versicherungswirtschaft derzeit unzureichend. Viele Angebote richten sich in der Aufbereitung und Bedienung eher an ein Fachpublikum, statt ratsuchenden Laien wirklich weiterzuhelfen. „Alle Informationen über Naturgefahren müssen leicht verständlich und intuitiv zu finden sein, damit Nutzer schnell ihre individuelle Gefährdung durch Naturgefahren ermitteln können“, so Käfer-Rohrbach. Unverzichtbar seien dafür Karten, die für verschiedene Naturgefahren die Gefährdungslage adressgenau darstellen.

Zugleich lassen viele Geoportale die Nutzer ohne weiterführende Beratungsangebote zu Prävention und Klimafolgenanpassung zurück. Daher sollte das neue Naturgefahrenportal des Deutschen Wetterdienstes nach Ansicht der Versicherer über die reine Risikoeinschätzung hinaus vor allem umfassende Informationen zum Schutz vor Extremwetter zur Verfügung stellen. „Andere Länder wie etwa Österreich verfügen bereits seit langem über gut funktionierende Naturgefahrenportale. Daran sollte sich Deutschland orientieren“, sagt Käfer-Rohrbach.

Beispiel Österreich: HORA – wie ein Naturgefahrenportal funktionieren kann

In Österreich gibt es bereits seit 2006 das Naturgefahrenportal HORA. Auslöser für die Entwicklung waren die schweren Hochwasser 2002 und 2005. Im HORA-Portal sind sämtliche in Österreich verfügbaren Geodaten des Bundes und der Länder gebündelt und Gefahrenkarten für alle Naturgefahren hinterlegt. Die Daten sind kostenlos, öffentlich und autorisiert, so dass Behördengänge zur Informationsbeschaffung nicht mehr notwendig sind.

„Für jeden geographischen Punkt in Österreich kann eine individuelle Risikoeinschätzung vorgenommen werden“, sagt HORA-Projektleiter Thomas Hlatky, Leiter Rückversicherung bei der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG. Der nutzerfreundliche Aufbau von HORA habe zudem zu einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung geführt. „Wie groß das Interesse an Informationen zu Naturgefahren ist, zeigen die Aufrufzahlen von HORA von mehreren Millionen im Jahr“, so Hlatky. Ergänzt wird das Angebot durch umfassende Informationen zu Präventionsmaßnahmen und weiterführenden Links zu verschiedenen Länder-Geoinformationsdiensten.

Alle Links zu HORA: www.hora.gv.at (HORA), VULNI – Ihr Gebäudevulnerabilitätsrechner (KfV), EPZ - Elementarschaden Präventionszentrum (EPZ), Hagelregister (EPZ)

In ihrem Forderungskatalog haben die Versicherer die Anforderungen an einen umfassenden Naturgefahrenschutz zusammengefasst. Das Papier ergänzt den Lösungsvorschlag der Versicherer für ein ganzheitliches Absicherungskonzept für Naturgefahren in Deutschland.

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