SFCR-Berichte zeigen, Eigenmittel trotzen der Krise in Kraftfahrt

Abstract yellow arrowsAbstract yellow arrows

Photo credit: depositphotos.com

MSK hat die SFCR-Berichte von 176 Versicherern nach ihrer Veröffentlichung am 8. April 2024 maschinell ausgelesen und intensiv ausgewertet. Sowohl Eigenmittel (+5,6 Prozent) als auch Kapitalanforderungen (+6,0 Prozent) steigen für deutsche Schaden- und Unfallversicherer deutlich. Die Bedeckung (SCR-Quote) hat leicht um 1 Prozentpunkt auf 264 Prozent nachgegeben. Bei der Anrechenbarkeit latenter Steuern wird das Potenzial nicht ausgeschöpft.

„Trotz der historisch schlechten Ergebnisse in Kraftfahrt konnten die deutschen Schaden- und Unfallversicherer ihre Eigenmittel um 7,0 Mrd. Euro auf 131 Mrd. Euro aufstocken", sagt Dr. Andreas Meyerthole, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK).

Weil die Kapitalanforderungen im gleichen Zeitraum um 2,8 Mrd. Euro auf 49,6 Mrd. Euro gestiegen sind, sinkt die Bedeckung leicht auf 264 Prozent.

Wie in den Vorjahren sind Versicherungsvereine mit 399 Prozent im Mittel deutlich besser kapitalisiert als Aktiengesellschaften mit 208 Prozent und konnten sogar im Mittel um 13 Prozentpunkte zulegen.

Die Besten Schätzwerte für die Schadenrückstellungen in KH sind von 2022 auf 2023 brutto zwar um 5 Prozent gestiegen. Davon resultieren jedoch allein 3 Prozent aus den sinkenden Zinssätzen der Zinsstrukturkurve. ,,Ob der verbleibende Anstieg von 2 Prozent Inflation und Wachstum abfedern kann, bleibt abzuwarten", kommentiert Lena Porschen, aktuarielle Beraterin bei MSK.

Wie erwartet haben Versicherer mit kleinem Kraftfahrt-Anteil (<20 Prozent) im Mittel ihre Bedeckung um 14 Prozentpunkte verbessert, während die Versicherer mit großem Kraftfahrt-Anteil im Mittel um 10 Prozentpunkte nachgegeben haben.

Die in den SFCR enthaltenen Einschätzungen zum Geschäftsverlauf in 2024 verheißen auch für die Kraftfahrtsparte nichts Gutes; an der Veränderung der Prämienrückstellung lässt sich ablesen, dass die Versicherer auch für 2024 tiefrote Ergebnisse erwarten. Überraschenderweise lassen die Versicherer bei der Anrechenbarkeit latenter Steuern Bedeckungspotenzial liegen. So könnten die Versicherer weitere 8 Mrd. Euro an Kapitalbedarf einsparen, es ist dafür jedoch ein Werthaltigkeitsnachweis zu erstellen. ,,Es mag auch an der hohen Bedeckung liegen, dass der eine oder andere gut kapitalisierte Versicherer dieses Potential aktuell nicht abruft", vermutet Porschen.

Auswirkung sinkender Zinsen

Die von den Aufsichtsbehörden in Aussicht gestellte Reduktion des Zinses zur Berechnung der Risikomarge von 6,00 Prozent auf 4,75 Prozent führt nach wie vor zu keiner spürbaren Entlastung. ,, Am Ende ergibt sich marktweit lediglich eine Verbesserung der Bedeckung in Höhe von 2 Prozentpunkten", sagt Porschen. „Beobachten hingegen sollten die Versicherer die Überlegungen der EIOPA im Hinblick auf das Hagel-Risiko", empfiehlt Dr. Meyerthole. ,,Die steigenden Risikofaktoren führen gerade in der ohnehin schon gebeutelten Kraftfahrt-Versicherung zu weiterem Kapitalbedarf'.

LESEN SIE AUCH

Close up shot red darts arrows in the target center on dark blueClose up shot red darts arrows in the target center on dark blueSiam – stock.adobe.com
Assekuranz

Schaden-/Unfallversicherer zurück in der Gewinnzone

Die deutschen Schaden-/Unfallversicherer kehrten 2022 in die Gewinnzone zurück und erwirtschafteten einen versicherungstechnischen Gewinn - eine deutliche Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, als die Branche noch unter historischen Belastungen durch Elementarschadenereignisse litt.

The growth of the euro, the increase in value. Financial and banking concept. Close-upThe growth of the euro, the increase in value. Financial and banking concept. Close-upSERSOLL – stock.adobe.com
Assekuranz

Solvenzquoten der Lebensversicherer erreichen Höhepunkt

Erwartungsgemäß sind die SCR-Quoten der Lebensversicherer im Zuge der stark erhöhten Kapitalmarktzinsen gegenüber dem Vorjahr weiter deutlich gestiegen. Die Auswirkungen sind bei den einzelnen Unternehmen jedoch recht unterschiedlich. Den Spitzenwert erzielt die SIGNAL IDUNA Leben mit 1.442 Prozent.

Anzugtraegerin-Sturm-Schirm-123398698-FO-Sergey-NivensAnzugtraegerin-Sturm-Schirm-123398698-FO-Sergey-NivensSergey Nivens – fotolia.com
Assekuranz

Orkan Sabine richtet versicherte Schäden von rund 600 Millionen Euro an

Die aktuarielle Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) schätzt die Höhe der versicherten Schäden, die durch den Orkan Sabine entstanden sind, auf rund 600 Millionen Euro.
Anzugtraeger-Lupe-208056045-AS-ollyAnzugtraeger-Lupe-208056045-AS-ollyolly – stock.adobe.com
Assekuranz

Das Mandat fordert die Versicherer

Der BaFin-Exekutivdirektor Dr. Frank Grund sorgt sich in seiner Eröffnungsrede auf der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht um die Branche und auch die Verbraucher: „Wir sind dem Schutz der Versicherungsnehmer und Versorgungsberechtigten verpflichtet."
GDV
Assekuranz

Optimismus in der Versicherungsbranche trotz Unsicherheiten

Die Versicherungsbranche zeigt sich für die kommenden Jahre zuversichtlich. Die Mehrheit der deutschen Versicherer erwartet eine Verbesserung ihrer Ertragssituation. Aber wie sieht es in den verschiedenen Versicherungssparten aus?

Finanzen, Euro Münzstapel, Kugelschreiber, Tabellen,  und Taschenrechner, HintergrundFinanzen, Euro Münzstapel, Kugelschreiber, Tabellen, und Taschenrechner, Hintergrundv.poth – stock.adobe.com
Assekuranz

Neuberechnung der Solvency II-Übergangsmaßnahmen

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat die Versicherer aufgefordert, die Solvency II-Übergangsmaßnahmen neu zu berechnen. Dadurch wird erwartet, dass sich schon dieses Jahr der Betrag der Übergangsmaßnahme bei den meisten Unternehmen auf null oder nahe null reduzieren wird.