Assekurata Marktausblick private Krankenversicherung 2024

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Die stark gestiegenen Leistungsausgaben belasteten die private Krankenversicherung (PKV) im Geschäftsjahr 2023. Gleichzeitig konnten die dadurch verursachten Rückgänge im Versicherungsgeschäft größtenteils durch stärkere Kapitalanlageergebnisse ausgeglichen werden. Während die Prämieneinnahmen auf ein neues Rekordniveau stiegen, mussten die Versicherten moderate Beitragsanpassungen hinnehmen, die jedoch höher als im Vorjahr ausfielen.

Sollte das hohe Niveau der Leistungsausgaben anhalten, sind in Zukunft höhere Beitragsanpassungen zu erwarten. Positiv stimmt die Branche das Wachstum. Die Zusatzversicherungen verzeichnen weiterhin stabile Wachstumsraten und in der Vollversicherung konnte erstmals seit mehreren Jahren ein Bestandsabrieb verhindert werden. Dies teilte die Rating-Agentur Assekurata auf ihrer Audio-Web-Pressekonferenz „Marktausblick zur privaten Krankenversicherung“ vom 27. Mai mit.

Wachstum und Kapitalanlage stimmen optimistisch

„Das gute Stimmungsbild auf Seiten der Versicherer konnte 2023 durch gute Wachstumszahlen bestätigt werden“, fasst Alexander Kraus, Fachkoordinator Krankenversicherung der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH und Autor der Untersuchung, die Ergebnisse zusammen. „Trotz des herausfordernden Marktumfelds konnte die Branche sowohl in der Zusatzversicherung als auch erstmals wieder in der Vollversicherung ein positives Wachstum verzeichnen. Die stark gestiegenen Leistungsausgaben trüben das Bild jedoch“, so Kraus weiter.

Aufgrund der deutlich gestiegenen Leistungsausgaben um mehr als 9 Prozent und der gleichzeitig durchschnittlichen Beitragsanpassungen sank die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote von 12,9 Prozent auf 8,9 Prozent. Dank der besseren Kapitalanlageergebnisse konnte die Branche die Rohergebnisquote dennoch konstant bei 9,9 Prozent halten. „Die Versicherer schaffen es, das hohe Zinsniveau langsam für sich zu nutzen. Das wirkt sich auch positiv auf die laufende Durchschnittverzinsung aus, die 2022 wohl ihren Tiefpunkt erreicht hat und sich jetzt perspektivisch wieder nach oben entwickelt“, erläutert Assekurata-Bereichsleiter Abdulkadir Çebi. Nach dem Tief im Jahr 2022 bei 2,6 Prozent, lag die laufende Durchschnittverzinsung 2023 branchenweit bei 2,75 Prozent. Gleichzeitig stieg die Nettoverzinsung von 2,3 Prozent auf 2,7 Prozent.

Marktausblick-PKV-Laufende-Durchschnittverzinsung-1-2024-AssekurataMarktausblick-PKV-Laufende-Durchschnittverzinsung-1-2024-AssekurataAssekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH

RfB-Mittel schmelzen

Nachdem die Unternehmen zuletzt kontinuierlich Mittel in die Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) eingeführt hatten und so ein Reservepolster für Beitragsanpassungen aufbauen konnten, sank die RfB-Zuführungsquote im Jahr 2023 branchenweit von 9,1 Prozent auf etwa 8,1 Prozent. Gleichzeitig stieg die RfB-Entnahmequote von 6,5 Prozent auf rund 8,6 Prozent, wodurch die RfB-Quote von 36,6 Prozent auf 33,5 Prozent fiel. Trotz der höheren Entnahmequote mussten die Versicherten erneut leicht gestiegene Beitragsanpassungen hinnehmen. Nach den moderaten Beitragsanpassungen in den beiden Vorjahren verzeichneten die Assekurata-Analysten für die Anpassungsrunde 2024 durchschnittliche Erhöhungen von rund 4,9 Prozent in der Vollversicherung ohne Beihilfe und etwa 4,5 Prozent in der Beihilfe.

Das hohe Leistungsniveau könnte sich nachhaltig festsetzen und zukünftig zu weiteren höheren Beitragsanpassungen in beiden Bereichen führen

Trendwende in der Vollversicherung?

Bereits im sechsten Jahr in Folge konnte die Branche mehr Zugänge aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) als Abgänge verzeichnen. Und erstmals seit elf Jahren verbuchte die Branche statt eines Nettobestandverlustes ein leichtes Wachstum. Dennoch kämpfen die Unternehmen weiterhin mit alternden Beständen und damit einhergehenden natürlichen Abgängen. „Die PKV scheint trotzdem wieder attraktiver geworden zu sein. Die Versicherer haben Problemfelder im Bereich der Vollversicherung erkannt und versuchen hier teilweise auch durch neue leistungsstarke Tarife die Zielgruppen der freiwillig Versicherten und Familien weiter von sich zu überzeugen. Auch die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze wird hier eine Rolle gespielt haben“, erläutert Alexander Kraus. „Es ist jedoch noch zu früh, um von einer Trendumkehr zu sprechen. Dafür müsste sich das positive Wachstum erst einmal in den kommenden Jahren festsetzen.“

In der Zusatzversicherung zeigt sich weiterhin ein stabiles Wachstum. Im Jahr 2023 wuchs der Markt erneut um 2,5 Prozent. Ende 2023 verzeichneten die Unternehmen nach vorläufigen Schätzungen erstmals eine Gesamtzahl von 30 Millionen Policen. Neben den Zahnzusatzversicherungen bleibt die betriebliche Krankenversicherung (bKV) ein wichtiger Wachstumsmotor und konnte mit einem Zuwachs von 11,6 Prozent bei den versicherten Personen erneut ein zweistelliges Wachstum verzeichnen. „Wie erwartet, kam es im vergangenen Jahr zu weiteren Produkteinführungen bei den Budgettarifen. Bei mittlerweile 21 Anbietern ist nicht mehr mit vielen Neueinführungen zu rechnen, da nicht alle Versicherer im Bereich der betrieblichen Absicherung tätig sind“, prognostiziert Alexander Kraus.

Klarer Fokus auf die bKV

Erneut hat Assekurata im Vorfeld des Marktausblicks eine Umfrage zur Markteinschätzung durchgeführt, an der sich 13 Krankenversicherer beteiligten. Wie im Vorjahr bewerteten die teilnehmenden Unternehmen die bKV sowohl in Bezug auf die aktuelle Geschäftslage als auch auf die zukünftige Wachstumseinschätzung besonders positiv.

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Während sich die ambulanten und stationären Zusatzversicherungen ebenso wie das Krankentagegeld und der Pflege-Bahr etwa auf Vorjahresniveau befinden, bewerten die Unternehmen die Perspektiven für das Krankenhaustagegeld und vor allem die Pflegezusatzversicherung wieder etwas positiver. Besonders überraschend ist die positive Einschätzung zur Pflegezusatzversicherung, da deren Wachstum weiterhin stagniert. „Eigentlich bietet die Kombination aus der stark wachsenden und nachgefragten bKV und der Pflegezusatzversicherung eine interessante Möglichkeit, die Absicherungsquote in der Pflege deutlich zu erhöhen, indem große Kollektive abgesichert werden können. Das Modell ‚Care Flex Chemie‘, das 2021 erfolgreich von Barmenia und R+V für die Chemiebranche eingeführt wurde, hat jedoch bislang keine Nachahmer gefunden und die Versicherer sehen den Bereich der bkV noch nicht als Wachstumstreiber für die Pflegeabsicherung“, merkt Kraus an.

Insgesamt schätzt die Branche den Gesamtmarkt für die Krankenversicherung und speziell für die Vollversicherung aktuell und zukünftig durchweg eher positiv ein. Wie in den vergangenen Jahren stellt die Kölner Rating-Agentur ihren Ausblick für die Versicherungswirtschaft vor. Interessenten können den umfassenden Bericht bei Kerstin Voß unter kerstin.voss@assekurata.de oder 0221/27221-28 erhalten.

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