Festgeld lukrativ wie noch nie seit Ende der Niedrigzins-Ära

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Sparen ist so lukrativ wie lange nicht. Die nominalen Festgeldzinsen sind zuletzt zwar spürbar gesunken. Doch infolge der noch stärker rückläufigen Inflation ist der Realzins durchschnittlich verzinster Festgeldanlagen seit Februar konstant positiv. Das gab es seit dem Ende der Niedrigzins-Ära noch nie.

Wer Angebote vergleicht und sein Geld zum marktweit besten Zinssatz anlegt, kann sich aktuell eine Realrendite von 1,45 Prozent sichern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Zinsauswertung des Vergleichsportals Verivox.

Nominale Festgeldzinsen sind gesunken

Seit ihrem Höhepunkt gegen Ende letzten Jahres sind die nominalen Festgeldzinsen spürbar gesunken. Bundesweit verfügbare Festgelder mit einem Jahr Laufzeit brachten im Dezember noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen und liegen aktuell bei glatt 3 Prozent. Mit einem Minus von 0,55 Prozentpunkten fiel der Rückgang beim zweijährigen Festgeld sogar noch stärker aus: Auf ihrem Höhepunkt im November brachten Termingelder mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt 3,39 Prozent Zinsen, aktuell liegen sie bei 2,84 Prozent.

Die Banken mit den höchsten Zinsen im Markt haben ihre Konditionen noch deutlicher angepasst. Je nach Laufzeit lagen die Zinssätze der Top-Anbieter im letzten Herbst teilweise über einen Prozentpunkt höher als heute. „Ende letzten Jahres standen die Festgeldzinsen nominal zwar höher als heute“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Doch aufgrund der höheren Inflation blieb davon in realer Kaufkraft wenig bis gar nichts übrig.“

Realzinsen liegen stabil über der Nulllinie

Wie lukrativ eine Geldanlage für Sparer ist, zeigt der Realzins; also die Wertentwicklung unter Berücksichtigung inflationsbedingter Kaufkraftverluste. Aktuell liegt die Inflationsrate nur noch bei 2,2 Prozent, im letzten Oktober stand sie noch bei 3,8 Prozent. Somit ist die laufende Teuerung wesentlich stärker gesunken als die Festgeldzinsen. Darum werfen selbst durchschnittlich verzinste Festgeldanlagen mittlerweile höhere Erträge ab als das Ersparte gleichzeitig an Wert verliert.

Seit Februar liegt der Realzins einer durchschnittlich verzinsten Festgeldanlage konstant über der Nulllinie. Das hat es über einen Zeitraum von mehreren Monaten seit dem Ende der Nullzins-Ära vor zwei Jahren noch nicht gegeben. In der jahrelangen Niedrigzinsphase zuvor konnte von auskömmlichen Sparzinsen ohnehin keine Rede sein.

„Sparen lohnt sich endlich wieder, Festgeld ist so lukrativ wie seit vielen Jahren nicht mehr“, sagt Oliver Maier. „Zum ersten Mal seit dem Ende der Niedrigzins-Ära bringen sichere Festgeldanlagen wieder so hohe Erträge, dass inflationsbedingte Kaufkrafteinbußen dadurch mehr als nur ausgeglichen werden und sich das Vermögen durch die Geldanlage langfristig vermehrt.“

Die reale Rendite einer durchschnittlichen Festgeldanlage mit zwei Jahren Laufzeit beläuft sich aktuell auf 0,64 Prozent. Mit den Top-Angeboten im Markt sichern sich Sparer bis zu 1,45 Prozent. Einjährige Anlagen bringen im Marktdurchschnitt einen Realzins von 0,8 Prozent, in der Spitze sind für Anleger bis zu 1,4 Prozent Realrendite möglich.

Zinsänderungsrisiko beim Tagesgeld

Wer derzeit größere Teile der eigenen Ersparnisse täglich verfügbar auf dem Tagesgeldkonto angelegt hat, sollte eine Umschichtung ins Festgeld in Erwägung ziehen. Zwar sind die Zinsen beim Tagesgeld in der Breite des Marktes bislang noch nicht gesunken und in der Spitze bringen täglich verfügbare Einlagen mit bis zu 4 Prozent ebenso hohe oder sogar noch höhere Zinsen als Festgeldgebote. Doch ihre Tagesgeldzinsen können die Kreditinstitute jederzeit mit sofortiger Wirkung ändern.

„Sparer sollten sich keine Illusionen machen: Wenn die EZB wie erwartet im Juni die Leitzinsen senkt, werden mit etwas Nachlauf perspektivisch auch die Tagesgeldzinsen nach unten gehen“, sagt Oliver Maier. „Wer abwartet, bis es so weit ist, muss damit rechnen, dass eine Umschichtung ins Festgeld dann nicht mehr zu ebenso attraktiven Konditionen wie heute möglich sein wird. Mit einer Festgeldanlage sichern sich Sparer aktuell hohe Zinsen für einen längeren Zeitraum und müssen sich um die weitere Zinsentwicklung erst einmal nicht mehr kümmern.“

Wichtig ist ein gründlicher Anbietervergleich vor der Anlageentscheidung. Wer 10.000 Euro zwei Jahre lang fest anlegen möchten, erhält dafür bei deutschen Banken aktuell bis zu 3,45 Prozent Zinsen – und streicht bei diesen Konditionen insgesamt 244 beziehungsweise 230 Euro mehr Zinsen ein als eine zweijährige Festgeldanlage bei Sparkassen (2,23 Prozent) und Volksbanken (2,3 Prozent) durchschnittlich abwerfen würde.

Methodik: Für die Analyse hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet. Berücksichtigt wurden sämtliche Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Stichtag der Durchschnittszins-Auswertung ist der 14.05.2024. Die Zinsen der aktuellen Top-Angebote im Markt wurden am 27.05.2024 erhoben.

Hintergrundinformationen
Verivox-Zinsauswertung im April
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