Verbraucher erwarten finanzielle Herausforderungen

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Der Informationsdienstleister CRIF hat in seiner aktuellen Studie "Banking on Banks 2024" insgesamt 7.000 Verbraucher in Europa sowie in den Vereinigten Staaten zu ihren finanziellen Sorgen und Erwartungen befragt. Die Ergebnisse zeigen: Verbraucher erwarten finanziell anspruchsvolle Zeiten.

In Deutschland haben lediglich 25 Prozent der Befragten keinerlei Bedenken hinsichtlich ihrer finanziellen Lage. Die Übrigen erwarten, weniger sparen zu können (32 Prozent) oder Probleme beim Bezahlen ihrer Rechnungen zu bekommen (14 Prozent). Jeder Vierte (25 Prozent) gibt an, dass sein finanzielles Polster in 12 Monaten schlechter sein wird als heute. Jeder Fünfte erwartet gar einen geringeren Lebensstandard.

"Trotz dieser Zahlen zeichnet sich eine leichte Verbesserung der Stimmung ab", ordnet Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer von CRIF Deutschland, ein. So gaben im Jahr 2023 noch 78 Prozent der befragten Verbraucher an, Bedenken hinsichtlich ihrer finanziellen Lage zu haben. "Insgesamt spiegeln die Bedenken der Verbraucher jedoch die weiterhin schwierige gesamtwirtschaftliche Lage wider".

Finanzielle Sorgen überwiegen

Europaweit geben 30 Prozent an, dass sie im kommenden Jahr monatlich weniger sparen können. Zusätzlich glauben 29 Prozent, dass am Monatsende weniger Geld übrigbleibt. 20 Prozent sorgen sich, dass ihr Lebensstandard sinken wird, und 15 Prozent befürchten, ihre Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen zu können.

Der Vergleich zwischen den USA und Europa zeigt, dass amerikanische Verbraucher tendenziell pessimistischer auf ihre finanzielle Zukunft blicken als Europäer. So sind 21 Prozent der Amerikaner besorgt über die pünktliche Zahlung von Rechnungen, verglichen mit 15 Prozent in Europa. Über die Kosten für Immobilienkredite oder die Zahlung der Miete machen sich 12 Prozent der Amerikaner Sorgen. In Europa sind es 8 Prozent.

Verbraucher sehen Eigenverantwortung beim Begleichen von Schulden

Inzwischen sind drei von vier Verbrauchern (75 Prozent) weltweit der Meinung, dass mehr Menschen in Schulden leben als noch vor 12 Monaten. Am ehesten glauben dies die Italiener (84 Prozent), die Amerikaner (79 Prozent), die Deutschen (70 Prozent) und die britischen Verbraucher (70 Prozent).

Einmal verschuldet, sind fast drei Viertel (gesamt 72 Prozent; Deutschland 74 Prozent) der Verbraucher weltweit der Meinung, dass Einzelpersonen selbst verantwortlich dafür sind, wenn sie ihre Schulden nicht mehr bedienen können. Knapp die Hälfte (gesamt 48 Prozent; Deutschland 38 Prozent) glaubt, dass Banken oder Kreditgeber diese Verantwortung tragen, während etwa ein Viertel der Gesamtbefragten (22 Prozent; Deutschland 16 Prozent) die Regierung in der Pflicht sehen. Dabei gibt es eine Generationskluft bei der Frage der Verantwortlichkeit: Ältere Menschen (55+) glauben eher, dass die Verantwortung beim Einzelnen liegt (83 Prozent), während nur 50 Prozent der jüngeren Menschen (18-24) dies so sehen. Jüngere Personen neigen dazu, die Verantwortung eher bei der Familie (26 Prozent), der Regierung (25 Prozent), oder Freunden (16 Prozent) zu sehen.

Verbraucher nutzen mehr Finanzprodukte

Seit April 2023 haben drei Fünftel (62 Prozent) der Menschen in Europa und den USA ein neues Finanzprodukt abgeschlossen. Die beliebtesten neuen Finanzprodukte unter allen Befragten sind Kreditkarten (30 Prozent), neue Sparkonten (27 Prozent) sowie neue Konten und Debitkarten (12 Prozent). In Deutschland haben sogar 36 Prozent der Befragten neue Kreditkarten beantragt, 34 Prozent neue Sparkonten eröffnet und 11 Prozent ein Bankdarlehen aufgenommen. Mehr als jeder zehnte Deutsche (11 Prozent) hat ein Depot eröffnet. Dies liegt über dem Durchschnitt von 8 Prozent.

Jedem zehnten Befragten (9 Prozent) in Deutschland wurde seit Januar 2023 ein Kredit verweigert. In den USA sind das 14 Prozent. Bei fast der Hälfte (47 Prozent) wurde nie ein Kreditantrag abgelehnt. 32 Prozent haben nie einen gestellt.

Viele deutsche Verbraucher halten es für denkbar, zusätzliche persönliche Daten weiterzugeben

Dabei sehen Verbraucher die Relevanz von personenbezogenen Daten. Weltweit sind vier von fünf Befragten (81 Prozent) der Meinung, dass Banken und Kreditgeber eine vollständige Bonitätsprüfung durchführen sollten, bevor sie Dienstleistungen wie zum Beispiel Kredite anbieten. In Deutschland sind dies 75 Prozent. Damit soll sichergestellt werden, dass Menschen nicht in eine Schuldenfalle geraten. Zudem finden 71 Prozent, dass Banken und Kreditgeber diejenigen aktiver unterstützen sollten, die ihre Schulden nicht mehr bezahlen können. "Es wird klar, dass Finanzinstitute mehr tun müssen, um ihre Kunden davor zu bewahren, in eine Schuldenspirale zu geraten. Um das Vertrauen zu stärken, müssen Banken ihren Kunden beweisen, dass sie etwas davon haben, ihre Daten zu übermitteln. Eine Lösung ist Open Banking. Dadurch erhalten Kreditgeber einen besseren Einblick in die finanzielle Situation eines Kunden und seine Fähigkeit, sich einen Kredit leisten zu können", so Schlein.

An der Bereitschaft, persönliche Daten zu teilen, mangelt es nicht: Viele deutsche Verbraucher halten für denkbar, zusätzliche persönliche Daten weiterzugeben. In Deutschland wären 42 Prozent der Verbraucher bereit, mehr finanzielle Daten mit ihrem Finanzdienstleister zu teilen, wenn sie dadurch relevantere Produkte und Dienstleistungen erhalten. Darunter fällt besonders eine bessere Kundenerfahrung, wie zum Beispiel schnellere Entscheidungen bei der Beantragung von Produkten oder Dienstleistungen. In der Altersgruppe der 25-34-Jährigen sind es unter allen Befragten sogar 60 Prozent, die weitere Daten teilen würden, wenn sie sich davon Vorteile versprechen würden.

Für die CRIF-Studie "Banking on Banks" wurden im April 2024 insgesamt 7.000 Teilnehmende aus sechs Ländern befragt (Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich, das Vereinigte Königreich und den USA). Für die Aussagen zum Konsumenten-Verhalten in Deutschland wurde eine gewichtete, repräsentative Stichprobe von 1.000 volljährigen Deutschen ausgewertet. Die Studie zeigt sowohl die Beziehung europäischer Konsumenten zu ihren Banken, als auch deren Erwartungen an ihre Finanzlage auf. Sie ist in voller Länge auf Englisch auf Anfrage an presse.de@crif.com erhältlich.

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