Individuelle Rentenlücke wird unterschätzt

Paar-Taschenrechner-besorgt-50862697-DP-AndreyPopovPaar-Taschenrechner-besorgt-50862697-DP-AndreyPopov

Photo credit: depositphotos.com

Die Themen Rente, Rentensicherheit und auch Rentenhöhe sind seit Jahren in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Doch ist den heute Erwerbstätigen bewusst, was ihnen im späteren Ruhestand tatsächlich zur Verfügung stehen wird?

Dieser und weiteren Fragen widmet sich der AXA Vorsorge Report, eine Studie, für die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von AXA 2.053 Personen repräsentativ nach Alter und Geschlecht im Juli 2024 online befragt hat.

Unklarheit über spätere Rentenhöhe

Befragt nach ihren Erwartungen, auf wieviel Geld sie als Rentner*in später verzichten müssen, geben knapp 30 Prozent (29 Prozent) an, dass sie von 500 bis 1000 Euro monatlich weniger im Portemonnaie ausgehen. Unter den Befragen mit einem durchschnittlichen Haushaltseinkommen von 3.500 bis 4.000 Euro geht jede*r fünfte (19 Prozent) sogar davon aus, dass es nur maximal 500 Euro monatlich weniger sein werden.

Ob diese Annahmen stimmen, ist von diversen Faktoren abhängig. Ein so genannter Standardrentner oder Eckrentner erhält heute eine Brutto-Rente von rund 1.700 Euro. Dieser Rechenwert trifft allerdings nur dann zu, wenn eine Person 45 Jahre lang exakt das vorläufige Durchschnittsgehalt verdient hat.
„Allerdings kommen nur die wenigsten auf 45 Jahre Erwerbsarbeit“, so Claudia Flues, Altersvorsorgeexpertin bei AXA. „Elternzeiten, lange Ausbildungszeiten, Auslandsjahre oder Sabbaticals sind nur einige Beispiele, die das Erwerbsleben kürzen. Es ist gut und richtig, dass wir heute diese Möglichkeiten haben, doch muss man die Auswirkungen auf den eigenen Ruhestand berücksichtigen.“

Eine Einschätzung der persönlichen Rentenhöhe lässt sich jedoch mit einigen Schritten ermitteln. Zunächst hilft ein Blick in die Renteninformation, die die Deutsche Rentenversicherung an alle Erwerbstätigen ab 27 Jahren mit einem gesetzlichen Rentenanspruch verschickt. Sie zeigt unter anderem die Höhe der zu erwartenden Altersrente. Dies ist jedoch ein Bruttobetrag. Ihn mindern Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung. Außerdem muss die Rente aktuell auch versteuert werden. Zurzeit ist geplant, dass die Renten ab 2040 dann sogar zu 100 Prozent zu versteuern sind.

Kaum Unterschiede zwischen Jüngeren und Älteren

In der AXA Studie zeigt sich auch, dass unter den jüngeren Befragten zwischen 18 und 34 Jahren mit rund 49 Prozent fast die Hälfte davon ausgeht, bei der späteren Netto-Rente auf maximal 1000 Euro verzichten zu müssen. Unter den ab 55-jährigen glauben dies ebenfalls rund 47 Prozent. Gleichzeitig gibt selbst unter den über 55-jährigen mehr als jede*r Fünfte (22 Prozent) an, sich zu wenig mit der eigenen Ruhestandsplanung zu beschäftigen.

45 Prozent von ihnen sparen darüber hinaus gar nicht für ihre Altersvorsorge. Befragt nach den Gründen sagen 47 Prozent der über 55-jährigen, dass sie gerne mehr für den Ruhestand sparen würden, es sich finanziell aber nicht erlauben können. Unter den 18-34-jährigen sagen dies 44 Prozent.

Finanzielle Vorsorge für den Ruhestand unter den wichtigsten Sparzielen

Dennoch antworten auf die Frage nach den Sparzielen 23 Prozent aller Studienteilnehmer*innen, dass sie für den Ruhestand Geld zur Seite legen. Damit gehört das Vorsorgen für den Ruhestand neben dem Sparen für den „Notgroschen“ (34 Prozent) sowie Reisen und Urlaub (32 Prozent) zu den drei wichtigsten Sparzielen.

„Auch wenn es auf den ersten Blick erfreulich scheint, dass das Thema Altersvorsorge in den Sparzielen der Deutschen einen Platz gefunden hat, sind die Studienergebnisse hierzu insgesamt doch alarmierend. Ich kann nur zielführend vorsorgen, wenn ich meinen Bedarf auch kalkuliert habe. Dieses Wissen zu vermitteln ist eine große Aufgabe und kann nur im Zusammenwirken aller Beteiligten funktionieren. Die neue digitale Rentenübersicht ist hier ein großer Schritt nach vorne, indem sie mehr Transparenz zu den gesetzlichen privaten und betrieblichen Rentenansprüchen schafft“, fasst Claudia Flues, Altersvorsorgeexpertin bei AXA zusammen.

Über den AXA Vorsorge Report

Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag von AXA 2.053 Personen in Deutschland online befragt. Die Ergebnisse der Befragung zwischen dem 24. Und 26. Juli 2024 sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

LESEN SIE AUCH

Desperate young woman holds head in hands, feeling overwhelmed by financial paperwork at white office desk, struggling with bills, taxes, and credit management, bankruptcy concept, mental healthDesperate young woman holds head in hands, feeling overwhelmed by financial paperwork at white office desk, struggling with bills, taxes, and credit management, bankruptcy concept, mental health
Assekuranz

Das Rentendilemma vieler Frauen

Der AXA Vorsorge Report deckt auf: Vier von zehn Frauen erwarten für den Ruhestand eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität. Und jede dritte Frau, deren Ruhestand bevorsteht, kann die Höhe ihrer Rentenlücke gar nicht einschätzen. Zudem sorgen sich junge Frauen vor dem Ruhestand.

wir_sind_klein / pixabay
Fürs Alter

Renteneintrittsalter in Deutschland steigt weiter

Das Renteneintrittsalter ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Woran das liegt und wie viel Rentner ausgezahlt bekommen, zeigt der Jahresbericht der Deutschen Rentenversicherung.

executive smart caucasian businessman  trade and invest in stockexecutive smart caucasian businessman trade and invest in stockwhyframeshot – stock.adobe.com
Fürs Alter

Geplantes „Altersvorsorgedepot“ trifft auf hohe Akzeptanz

Das von der Regierung geplante, staatlich geförderte Depot für die private Altersvorsorge stößt laut einer Postbank Umfrage auf breite Zustimmung. Sogar bei Anlegern, die bislang keine Wertpapiere nutzen, weckt das „Altersvorsorgedepot“ Interesse an einer Anlage in Aktien oder Fonds.

Shopping during pandemicShopping during pandemicDenys Kurbatov – stock.adobe.com
Assekuranz

AXA Vorsorge Report: Mehr als ein Drittel sorgt weniger fürs Alter vor

Nachdem mehr als die Hälfte der Deutschen das Vertrauen in die Politik rund um das Thema Altersvorsorge verloren hat, verwundert es nicht, dass immer mehr Menschen in ihre private Altersvorsorge investieren. Aber über ein Drittel der Deutschen sagt auch, dass sie aufgrund der großen Preissteigerungen in den letzten Jahre weniger für den Ruhestand vorsorgen.

Pensive facePensive facepressmaster – stock.adobe.com
Fürs Alter

HDI Rentner-Studie: deutliche finanzielle Nachteile für Selbstständige und Frauen

Fast die Hälfte der ehemals Selbstständigen muss im Ruhestand finanzielle Abstriche machen, Frauen geht es ebenso. Denn ein Drittel der ehemaligen Selbstständigen erhält weniger als 700 Euro Netto-Rente im Monat, trotz einem oftmals späteren Rentenantritt: Mehr als ein Viertel von ihnen sind erst zwischen 66 und 70 Jahren in den Ruhestand gegangen.

Senior couple use online banking on laptop planning family budgetSenior couple use online banking on laptop planning family budgetfizkes – stock.adobe.com
Fürs Alter

Rentenversicherung zahlt Zuschlag zu Erwerbsminderungsrenten

Ab 01. Juli 2024 zahlt die Deutsche Rentenversicherung einen Zuschlag zu rund drei Millionen Erwerbsminderungsrenten. Eine Übersicht der wichtigsten Fakten.