Mehr EU-Wettbewerbsfähigkeit durch starken Kapitalmarkt

3D abstract background with flag of Europe Unio3D abstract background with flag of Europe Unioviperagp – stock.adobe.com

Die Versicherer begrüßen zentrale Punkte des veröffentlichten Berichts von Mario Draghi zur Zukunft der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Angesichts der Konkurrenz aus den USA und China müsse die EU ihre Position deutlich stärken. Der Bericht setze wichtige Impulse für die Arbeit der nächsten EU-Kommission. Richtig sei es zum Beispiel, die Reportingpflichten um 25 Prozent zu reduzieren, um den administrativen Aufwand zu verringern und Ressourcen effizienter zu nutzen.

Weiterhin sollte, wie Draghi empfiehlt, das private und öffentliche Kapital stärker in der EU gebunden werden. „In Europa finanzieren sich Unternehmen außerhalb der Finanzwirtschaft nur zu einem Fünftel über den Kapitalmarkt. Es ist dringend notwendig, das Projekt Kapitalmarktunion wiederzubeleben, um gezielte Investitionsanreize für institutionelle Anleger zu schaffen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen.

Aus Sicht der Versicherungswirtschaft ist es wichtig, Investitionsbarrieren abzubauen und europaweit Gläubigerrechte zu stärken sowie Insolvenzverfahren zu harmonisieren. „Derzeit haben wir 27 nationale Insolvenzregime, von denen jedes das beste der Welt sein will. Für grenzüberschreitende Investitionen reicht jedoch ein einziges, einheitliches Regime – es muss nicht das beste sein, sondern funktionieren“, erklärt Asmussen.

Daher sollten einheitliche Mindeststandards für Gläubigerrechte und erweiterte Befugnisse von Insolvenzverwaltern eingeführt werden. „Nur wenn Investoren darauf vertrauen können, dass ihre Ansprüche auch im Falle einer Insolvenz gewahrt werden, sind sie bereit, ihr Kapital langfristig anzulegen“, so Asmussen. Ohne klare Rechte zur Aufspürung von Vermögenswerten bestehe das Risiko, dass im Falle einer Insolvenz kein ausreichender Schutz gewährleistet ist.

Private Ersparnisse stärken europäische Investitionen und Altersvorsorge

Der Bericht betont das Potenzial langfristiger Spar- und Pensionsprodukte, um privates Kapital für die Finanzierung notwendiger Transformationen zu mobilisieren. Draghi legt dabei besonderen Wert auf die betriebliche Altersvorsorge, doch auch die privaten Altersvorsorge ist aus Sicht des GDV ein Hebel. Der GDV schlägt vor, die Bürgerinnen und Bürger über Spar- und Vorsorgeprodukte stärker einzubeziehen, die sowohl die Ziele der Kapitalmarktunion als auch der Altersvorsorge vereinen.

Anstelle von starren Produktregulierungen sollten flexible und klare Kriterien gelten. Zentral sind eine breite Anlagestrategie zum Schutz der Privatanleger sowie ein Fokus auf Investitionen in die europäische Wirtschaft. „Ein Gütesiegel könnte als Anreiz dienen, Anleger zu ermutigen, in zukunftsweisende Produkte zu investieren“, so Asmussen. Das übergeordnete Ziel ist, langfristige Investitionen zu fördern, ein stabiles Einkommen im Alter zu sichern und die Rentenlücke zu schließen.

Europäischen Verbriefungsmarkt voranbringen

Der von Draghi und seinem Expertenteam vorgelegte Fahrplan sieht auch eine deutliche Stärkung des europäischen Verbriefungsmarkts vor. Mit Blick auf das bislang ungenutzte Potential und die Bedeutung für die Transformationsfinanzierung ist das aus Verbandssicht zu begrüßen. Bei der Überarbeitung der europäischen Verbriefungsregeln seien Anpassungen für Versicherer in ihrer Funktion als Investoren sinnvoll. Dies betreffe insbesondere risikoadäquate Erleichterungen bei den Eigenmittelanforderungen.

Die Positionen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft zur Stärkung der Kapitalmarktunion

LESEN SIE AUCH

Europa-abgeblaettert-1952463-PB-TheDigitalArtistEuropa-abgeblaettert-1952463-PB-TheDigitalArtistTheDigitalArtist – pixabay.com
Wirtschaft

Mehr Ehrgeiz bei der Fortentwicklung der Kapitalmarktunion

Die EU-Finanzminister haben einen neuen Aktionsplan verabschiedet, um die nationalen Kapitalmärkte zu harmonisieren und so Investitionen zu erleichtern. Aus Sicht der Versicherer sind die Vorschläge nicht weitreichend genug.

doosenwhacker / pixabay
Politik

Versicherer warnen vor unversicherten Mofas und E-Scootern

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kritisiert den Plan der Bundesregierung, Mofas und E-Scooter künftig ohne Zulassungsverfahren mit dauerhaften Kennzeichen zu versehen.

Barni1 / pixabay
Wirtschaft

Autohersteller treiben Ersatzteilpreise in die Höhe

Die Preise für Kfz-Ersatzteile wie Scheinwerfer und Rückleuchten sind erneut gestiegen. Laut einer Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erhöhten die Autohersteller die Preise zwischen August 2023 und August 2024 im Durchschnitt um 6,2 Prozent.

Wie sich Versicherungswirtschaft und Vermittlerverbände zur geplanten Reform der privaten Altersvorsorge äußern (Symbolbild).analogicus@pixabay
Politik

Reform der privaten Altersvorsorge: So äußern sich Verbände

Das Bundesministerium der Finanzen hat seinen Entwurf zur Reform der geförderten privaten Altersvorsorge vorgestellt. Verbände wie der GDV, der BVK und der AfW äußern sich positiv, sehen jedoch Handlungsbedarf.

Papierschiffe zwischen FelsenPapierschiffe zwischen Felsenpeterschreiber.media – stock.adobe.com
Politik

Versicherer-Positionspapier für effizientere Regulierung

Der GDV spricht sich für eine grundlegende Konsolidierung insbesondere bei Berichts- und Mitteilungspflichten aus. Das Papier enthält dazu in fünf Handlungsfeldern Vorschläge für sechs Sofortmaßnahmen und zwölf mittelfristige Maßnahmen aus den Bereichen der Finanz- und Versicherungsregulierung.

EU-Kommission-Bruessel-1232430-PB-Jai79EU-Kommission-Bruessel-1232430-PB-Jai79Jai79 – pixabay.com
Assekuranz

GDV regt Vertiefung der Kapitalmarktunion an

Die deutsche Versicherungswirtschaft appelliert an die künftige EU-Kommission, den Finanzsektor nicht mit weiteren Vorgaben zu belasten. Um Regulierungen effizienter zu gestalten, sollten diese auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene besser koordiniert werden.