Zinsschere in Deutschland wird größer

Mit dem WeltSparen-Zinsradar wird regelmäßig die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und wie sich diese auf Sparer in ganz Europa auswirkt untersucht.

Mann-Brille-Muenzstapel-222461471-FO-vchalupMann-Brille-Muenzstapel-222461471-FO-vchalupvchalup / fotolia.com

Dabei zeigt sich, dass sich die Zinsschere für deutsche Sparer immer mehr öffnet.

Festgeldzinsen mit großen Unterschieden

Die Angebote mit den höchsten Zinsen sind nicht bei den größten Banken zu finden, sondern diese haben ihre Zinsen sogar noch leicht reduziert. In Deutschland ist dieser Unterschied am gravierendsten. Die Festgeldzinsen der größten Banken in Deutschland betragen im Durchschnitt lediglich 0,03 Prozent p.a. Wer nach besseren Angeboten sucht, erhält bis zu 38-mal mehr Zinsen. Dabei sind nicht nur Privatkunden von der anhaltenden Zinsflaute betroffen, sondern auch Geschäftskunden.

Zinsanstieg erst für 2020 erwartet

Die Europäische Zentralbank (EZB) lässt ihre Geldpolitik nach dem Januar-Meeting unverändert, aber „bemerkt eine schwächere Entwicklung und eine veränderte Balance im Risiko für Wachstum“. Der Einlagenzins für Banken bleibt auf einem historisch niedrigen Stand von -0,4 Prozent. Die Marktpreise reflektieren derzeit einen Anstieg dieses Zinses erst zur Mitte des Jahres 2020.

Wirtschaftskraft Deutschlands geschrumpft

Aufgrund von Unsicherheiten beim globalen Handel, der Gefahr eines Brexit und der Wirtschaft Italiens wird die Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität in der Euro-Zone als andauernd angesehen. Das Lohnwachstum verlangsamt sich weiter, doch der prognostizierte Anstieg der Inflation ist nicht erfolgt.

Die Exporte und Investitionen der Euro-Zone nehmen ebenfalls ab. Die Wirtschaftskraft von Deutschland (-0,2 Prozent) und Italien (-0,1Prozent) ist im dritten Quartal geschrumpft. Die italienische Zentralbank kündigte an, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal 2018 erneut abgenommen haben könnte – Italien wäre damit in einer Rezession.

Auswirkungen der EZB-Politik

Einen Monat nach dem Ende des Anleihenkauf-Programms durch die EZB sind die Zinsen weiter gesunken – in Europa um 3 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es überrascht nicht, dass sich bis Ende November noch keine Auswirkungen auf die Zinsentwicklung durch das Ende vom Anleihenkauf-Programm ablesen lassen.

Zinsen um zwei Drittel gestiegen

In Deutschland bewegen sich die Zinsen stetig um 30 Basispunkte. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zinsen in Deutschland jedoch von diesem niedrigen Niveau um zwei Drittel (67 Prozent) gestiegen.

Zinsentwicklung für Privatkunden

In den Niederlanden und in Frankreich sind die Zinsen auf Sparguthaben im europäischen Vergleich am höchsten. In Italien stiegen die Zinsen deutlich um 9 Basispunkte zum Vormonat und setzten ihren Aufwärtstrend fort, der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres begann.

Die größten Verlierer sind Sparer in der Slowakei mit einem Zinsrückgang von 7 Basispunkten. Dennoch liegen dort die Zinsen 16 Basispunkte über dem Stand vom Vorjahr.

Bei den Fremdwährungseinlagen gibt es zwei klare Gewinner: In Polen und der Tschechischen Republik sind die Zinsen jeweils um beeindruckende 20 Basispunkte gestiegen.

In Großbritannien waren die Zinsen zuletzt leicht gestiegen. Der drohende Brexit macht sich jedoch nicht nachhaltig in der Zinsentwicklung für Privatkunden bemerkbar. Im Vergleich zum Vormonat sind die Zinsen in Großbritannien wieder um 7 Basispunkte gesunken.

Niedrigzinsen treffen auch Geschäftskunden

Die Zinsen auf die Einlagen von Geschäftskunden sind auch wieder im Durchschnitt gesunken. Eine Ausnahme stellt Litauen dar. Dort gab es einen Anstieg von 9 Basispunkten. Das entspricht einem Anstieg um 112,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat.

Allerdings sind die Zinsen lediglich auf den Vorjahresstand zurückgekehrt. In Italien stiegen die Zinsen für Geschäftskunden auf insgesamt 62 Basispunkte, was einem Anstieg von 10 Basispunkten im Vergleich zum Vormonat entspricht. Die größten Verlierer in Europa sind aktuell Unternehmer in Zypern. Die Geschäftskundenzinsen sanken dort um 29 Basispunkte zum Vormonat und um 92 Basispunkte im Vergleich zum Vorjahr.

LESEN SIE AUCH

europe brexit angleterre royaume union union européenne politique monnaie sortir sortie londres big ben parlement voter référendum drapeau pays patrioteeurope brexit angleterre royaume union union européenne politique monnaie sortir sortie londres big ben parlement voter référendum drapeau pays patrioteshocky – stock.adobe.comeurope brexit angleterre royaume union union européenne politique monnaie sortir sortie londres big ben parlement voter référendum drapeau pays patrioteshocky – stock.adobe.com
International

Wirtschaftliche Folgen des Brexits in Deutschland

Als das Vereinigte Königreich 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union stimmte, zog dies nahezu unmittelbar wirtschaftliche Auswirkungen nach sich. Als die Ergebnisse aus ganz Großbritannien bekannt wurden, erlitt das Pfund seinen größten Einbruch an einem Tag in 31 Jahren. Das hieß, dass es gegenüber dem Euro um mehr als 7 Prozent gefallen war.
Menschen-uebellaunig-133032319-FO-pathdocMenschen-uebellaunig-133032319-FO-pathdocpathdoc – fotolia.comMenschen-uebellaunig-133032319-FO-pathdocpathdoc – fotolia.com
Finanzen

WeltSparen Zinsradar: Weitere Banken werden Negativzinsen an Sparer weitergeben

Im vergangenen Jahr haben die Benelux-Länder, Deutschland und Österreich unter der anhaltend niedrigen Zinsperiode am meisten gelitten und im Durchschnitt mehr als 350 Euro pro Person verloren. Dies zeigt eine neue Studie des Finanznachrichtenportals Franke Media.
Development strategy conceptDevelopment strategy conceptsudok1 – stock.adobe.comDevelopment strategy conceptsudok1 – stock.adobe.com

Der Aufschwung kommt (noch) in Trippelschritten

Das DIW rechnet mit einer einsetzenden Erholung ab der zweiten Jahreshälfte 2023 und geht davon aus, dass zum Jahresende die deutsche Wirtschaft langsam wieder Fahrt aufnehmen wird. Mit einem klugen Transformationsprogramm ließe sich das beschleunigen.

Businesswoman in career growth and challenge concept with broken staircase on bright sky background.Businesswoman in career growth and challenge concept with broken staircase on bright sky background.Who is Danny – stock.adobe.comBusinesswoman in career growth and challenge concept with broken staircase on bright sky background.Who is Danny – stock.adobe.com
Wirtschaft

Wirtschaftswachstum gibt Anlass zur Vorsicht, aber nicht zur Panik

Das Risiko einer bevorstehenden harten Landung der Wirtschaft ist heute geringer als noch vor drei Monaten. Es ist aber von einem unterdurchschnittlichen Wachstum bis 2024 auszugehen - und so seltsam es klingt, Grund dafür ist ausgerechnet die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit.

Aktienkurs-Hand-166502313-AS-REDPIXELAktienkurs-Hand-166502313-AS-REDPIXELREDPIXEL – stock.adobe.comAktienkurs-Hand-166502313-AS-REDPIXELREDPIXEL – stock.adobe.com
Finanzen

Feiern festverzinsliche Wertpapiere ein Comeback?

2023 könnte eher ein Jahr der Anleihen als eines der Aktien werden. Möglicherweise lebt sogar die altbekannte negative Korrelation zwischen Anleihe- und Aktienrenditen wieder auf. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist durch die Zinserhöhungen gestiegen.

business man hand built structure wood block with virtual line cbusiness man hand built structure wood block with virtual line cwhyframeshot – stock.adobe.combusiness man hand built structure wood block with virtual line cwhyframeshot – stock.adobe.com
International

Kreditrisiken in Europa steigen

In seinem vierteljährlichen Risiko-Barometer hat der Kreditversicherer Coface die Einschätzung für 19 überwiegend europäische Länder herabgestuft. Darüber hinaus wurden weltweit insgesamt 76 Branchen abgewertet. Auch Deutschland leidet unter der aktuellen Gemengelage und rutscht von einer Risikobewertung von A2 zurück in A3. Das Länderrisiko spiegelt die Wahrscheinlichkeit von erhöhten Zahlungsausfällen bei Exportkrediten in einem Land in den kommenden sechs Monaten ...

Mehr zum Thema

Die Wefox-Gruppe will sich auf das Kerngeschäft fokussieren und zieht sich deshalb aus Liechtenstein zurück.FoxTerrier / pixabayDie Wefox-Gruppe will sich auf das Kerngeschäft fokussieren und zieht sich deshalb aus Liechtenstein zurück.FoxTerrier / pixabay
International

Wefox verkauft Versicherungsträger: Fokus auf Kernbereiche

Die Wefox-Gruppe trennt sich von ihrer liechtensteinischen Versicherungstochter, der wefox Insurance AG, und überträgt diese an eine Schweizer Unternehmensgruppe unter Führung der BERAG.

Robin Schmeisser, Geschäftsführer der Fabasoft Contracts GmbHFabasoftRobin Schmeisser, Geschäftsführer der Fabasoft Contracts GmbHFabasoft
International

DORA-Verordnung: Aufschub der Informationsregister-Abgabe

Die Frist für das DORA-Informationsregister ist verschoben. Während ein EU-weiter Testlauf die Komplexität des Registers offenlegte, könnten smarte Softwarelösungen Finanzunternehmen entscheidend unterstützen – von der Automatisierung bis zur Fehlervermeidung.

Markus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Sprecher der EVP-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON).Markus Ferber, PressebildMarkus Ferber, Mitglied des Europäischen Parlaments und Sprecher der EVP-Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON).Markus Ferber, Pressebild
International

„Die Bundesregierung wurde in Brüssel oft als problematischer Partner wahrgenommen“

Während im politischen Berlin nach dem Ampel-Aus Stillstand in der Renten-Reform droht, intensiviert der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) seine Bemühungen auf europäischer Ebene.

TheDigitalArtist / pixabayTheDigitalArtist / pixabay
International

„Amerika ist auf direktem Weg zur Autokratie“

Mit Donald Trump als erneutem US-Präsidenten warnen Experten vor einem gravierenden Wandel in den Vereinigten Staaten: Der Übergang zu autokratischen Strukturen könnte weitreichende Folgen für Demokratie und Finanzmärkte haben.

Ralphs_Fotos / pixabayRalphs_Fotos / pixabay
International

Kritik an EU-Datenverordnung: Versicherer und Banken warnen vor Kosten und Bürokratie

Versicherer und Kreditinstitute in Deutschland äußern Bedenken gegenüber dem Entwurf der Financial Data Access Regulation (FiDA) der EU-Kommission. Sie bezweifeln, dass FiDA Innovation und Wettbewerb im Finanzwesen fördert und den Kunden nützt.

JonHoefer / pixabayJonHoefer / pixabay
International

AXA Schweiz kehrt in den Schweizerischen Versicherungsverband zurück

Die AXA Schweiz tritt ab dem 1. Januar 2025 wieder dem Schweizerischen Versicherungsverband SVV bei. Vor vier Jahren war das Unternehmen aus dem Verband ausgetreten. Was den Versicherer nun zur Rückkehr bewegte.