Reiserücktrittsversicherung: Ausschluss psychischer Erkrankungen ist wirksam

Wenn es bei einer Reiserücktrittsversicherung einen Risikoausschluss für psychische Erkrankungen gibt, ist dies keine unangemessene Benachteiligung des Versicherungsnehmers. Auch verstößt dies nicht gegen das Transparenzgebot, urteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf.

(PDF)
2019-08-16-Flug-über-den-Wolken-45478975-FO-lassedisgnen2019-08-16-Flug-über-den-Wolken-45478975-FO-lassedisgnenlassedesignen / fotolia.com

Die Klägerin musste eine Pauschalreise nach Thailand kurz vor Abreise stornieren, weil ihre Tochter wegen einer psychischen Dekompensation stationär behandelt werden musste. Dadurch entstanden der Familie Stornierungsgebühren in Höhe von insgesamt 3.376 Euro – also 176 Euro weniger als der Reisepreis. Die Klägerin flog einige Tage später mit ihrem Ehemann und ihren beiden Töchtern nach Thailand.

Versicherung lehnt Zahlung ab

Die beklagte Versicherung lehnte Leistungen an die Klägerin unter Hinweis auf den Ausschluss psychischer Erkrankungen ab. In den Versicherungsbedingungen wurde ein Versicherungsschutz „bei psychischen Erkrankungen sowie bei Suchterkrankungen“ ausgeschlossen.

Die Klägerin stellte daraufhin in Abrede, dass eine psychische Erkrankung im Sinne der Ausschlussklausel vorgelegen hat. Sie vertrat die Ansicht, dass die Klausel unwirksam ist, da sie überraschend ist, gegen das Transparenzgebot verstößt und eine unangemessene Benachteiligung darstellt.

Klausel ist wirksam

Das Oberlandesgericht Düsseldorf urteilte, dass der Risikoausschluss für psychische Erkrankungen nicht überraschend ist und daher nicht gemäß § 305c Abs. 1 BGB unwirksam. Da ein Versicherungsnehmer durchaus damit rechnen kann, dass nicht sämtliche Erkrankungen abgedeckt sind, müsse er sich auch vorstellen können, dass der Bereich der möglicherweise schwer nachweisbaren psychischen Erkrankungen ausgenommen ist.

Auch verneint das OLG einen Überrumpelungs- oder Übertölpelungseffekt, da der streitgegenständliche Ausschluss ausdrücklich unter den Punkt „§ 8 Ausschlüsse“ eingereiht ist und unmissverständlich formuliert wurde.

Auch genügt die Klausel dem Transparenzgebot und der Versicherungsnehmer wird durch diese auch nicht unangemessen benachteiligt.

Urteil vom 22. September 2017 (Oberlandesgericht Düsseldorf, I-4 U 90/16)

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Urteile

BGH urteilt zu Leistung aus Betriebsschließungsversicherung

Der BGH hatte zu entscheiden, ob einer Versicherungsnehmerin Leistungen aus einer Betriebsschließungsversicherung wegen der teilweisen Einstellung ihres Hotelbetriebs während des "zweiten Lockdowns" in Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie zustehen.

Soccer sports referee red cards on grass background flat lay froSoccer sports referee red cards on grass background flat lay froShawn Hempel – stock.adobe.comSoccer sports referee red cards on grass background flat lay froShawn Hempel – stock.adobe.com
Urteile

BdV vs. Vitality: So unsportlich ist der Fitness-Tarif

Der BdV hat sich mit seiner Klage gegen die undurchsichtigen Bedingungen der „SBU-professional Vitality“ durchgesetzt. Dem Versicherer wurde verboten, die strittigen Klauseln zu verwenden oder sich darauf zu berufen. Nun liegt das schriftliche Urteil vor.

Chef in safety mask hanging up sign closed on restaurant door.Chef in safety mask hanging up sign closed on restaurant door.Irina – stock.adobe.comChef in safety mask hanging up sign closed on restaurant door.Irina – stock.adobe.com
Urteile

BGH-Urteil zu Betriebsschließungsversicherung in der Pandemie

Der unter anderem für das Versicherungsvertragsrecht zuständige IV. Zivilsenat des BGH hat entschieden, dass einem Versicherungsnehmer auf der Grundlage der hier vereinbarten Versicherungsbedingungen keine Ansprüche aus einer Betriebsschließungsversicherung wegen einer im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie erfolgten Schließung der von ihm betriebenen Gaststätte in Schleswig-Holstein zustehen.
Mechatroniker-unter-Auto-257420836-AS-Karin-und-Uwe-AnnasMechatroniker-unter-Auto-257420836-AS-Karin-und-Uwe-AnnasKarin & Uwe Annas – stock.adobe.comMechatroniker-unter-Auto-257420836-AS-Karin-und-Uwe-AnnasKarin & Uwe Annas – stock.adobe.com
Urteile

Autowerkstatt muss auf Reparaturbedarf hinweisen

Wenn über den erteilten Auftrag hinaus weiterer Reparaturbedarf am Fahrzeug besteht, muss die Autowerkstatt den Kunden informieren. Zumindest dann, wenn die Werkstatt sich bei der Reparatur mit den betreffenden Teilen befasst und diese schwer zugänglich sind. Dies urteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf.
Laptop-Richter-Hammer-Ringe-193521945-FO-Andrey-PopovLaptop-Richter-Hammer-Ringe-193521945-FO-Andrey-PopovAndrey Popov / fotolia.comLaptop-Richter-Hammer-Ringe-193521945-FO-Andrey-PopovAndrey Popov / fotolia.com
Urteile

Scheinselbstständigkeit ist beim Versorgungsausgleich zu berücksichtigen

Bei einer Scheidung ist ein Versorgungsausgleich nicht ausgeschlossen, nur weil ein Partner selbstständig war und dadurch keine eigene Versorgungsanrechte erworben hat. Wenn sich aber hinterher herausstellt, dass der Partner scheinselbstständig war, sind die nachzuzahlenden Beiträge zur Rentenversicherung für die Trennungszeit zu berücksichtigen, urteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf.
Papier-Fueller-117892525-FO-cooperrPapier-Fueller-117892525-FO-cooperrcooperr / fotolia.comPapier-Fueller-117892525-FO-cooperrcooperr / fotolia.com
Urteile

Kann eine Erbausschlagung rückgängig gemacht werden?

Wer sein Erbe ausgeschlagen hat, weil er glaubte, nur Schulden zu erben, kann diese Entscheidung unter Umständen wegen eines Irrtums anfechten. Aber nur, wenn sich der Erbe über die Zusammensetzung des Nachlasses aus Vermögen und Schulden geirrt hat. So urteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf.

Mehr zum Thema

mb-bn / pixabaymb-bn / pixabay
Urteile

Wohneigentum: Welche Ansprüche bei steckengebliebenem Bau bestehen

Der Bundesgerichtshof hat entschieden: Wohnungseigentümer haben grundsätzlich einen Anspruch auf die plangerechte Ersterrichtung des Gemeinschaftseigentums – unter engen Bedingungen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Zumutbarkeit für die übrigen Eigentümer.

Der Bundesgerichtshof hat die Berechnung des Selbstbehalts beim Elternunterhalt neu bewertet. Damit wird die Anwendung der Einkommensgrenze von 100.000 Euro aus dem Angehörigen-Entlastungsgesetz genauer eingeordnet.succo / pixabayDer Bundesgerichtshof hat die Berechnung des Selbstbehalts beim Elternunterhalt neu bewertet. Damit wird die Anwendung der Einkommensgrenze von 100.000 Euro aus dem Angehörigen-Entlastungsgesetz genauer eingeordnet.succo / pixabay
Urteile

BGH-Urteil: Neue Klarstellungen beim Elternunterhalt

Der Bundesgerichtshof hat die Berechnung des Selbstbehalts beim Elternunterhalt neu bewertet. Damit wird die Anwendung der Einkommensgrenze von 100.000 Euro aus dem Angehörigen-Entlastungsgesetz genauer eingeordnet.

Ein Wildunfall ohne ausreichende Beweise kann teuer werden, wie ein aktuelles Urteil des Amtsgerichts München zeigt.BernhardFalkinger / pixabayEin Wildunfall ohne ausreichende Beweise kann teuer werden, wie ein aktuelles Urteil des Amtsgerichts München zeigt.BernhardFalkinger / pixabay
Urteile

Zweifel an Wildunfall: Gericht verweigert Versicherungsleistung

Ein Wildunfall ohne ausreichende Beweise kann teuer werden, wie ein aktuelles Urteil des Amtsgerichts München zeigt. Schadenexpertin Margareta Bösl (uniVersa) gibt wertvolle Tipps, wie sich Versicherungsnehmer nach einem Wildunfall richtig verhalten.

Haus-Richterhammer-180431486-DP-AndreyPopovHaus-Richterhammer-180431486-DP-AndreyPopovHaus-Richterhammer-180431486-DP-AndreyPopov
Urteile

Finanzgericht Köln weist Klage zur neuen Grundsteuerbewertung ab

Das Finanzgericht Köln verhandelte erstmalig in einem Verfahren, das die Bewertung einer Immobilie für die neue Grundsteuer in NRW betrifft. Die Klage richtete sich gegen einen Bescheid über die Feststellung des Grundsteuerwerts nach dem Bundesmodell. Entschieden wurde, die neue Grundsteuerbewertung ist nicht zu beanstanden, die Revision zum Bundesfinanzhof wurde aber zugelassen.

24_09_Schlüsseldiebstahl_Einbruch.jpg24_09_Schlüsseldiebstahl_Einbruch.jpgLBS24_09_Schlüsseldiebstahl_Einbruch.jpgLBS
Urteile

Schlüssel war weg: Versicherter blieb auf Einbruchsschaden sitzen

Ein Versicherungsnehmer hatte Wohnungs- und Tresorschlüssel von außen sichtbar im Auto in einer Aktentasche liegen lassen - mit Dokumenten, die seine Anschrift erkennen ließen. Nach einem Einbruch forderte er von seiner Hausratversicherung Schadenersatz und berief sich auf die "erweiterte Schlüsselklausel".

industrial machinery is working on sunsetindustrial machinery is working on sunsetindustrial machinery is working on sunset
Urteile

Betreten verboten: Auch Sorgen der Nachbarn berechtigen nicht zur Grenzüberschreitung

Der Schutz des Eigentums wird im deutschen Recht großgeschrieben. Dazu gehört es auch, dass man das Grundstück des Nachbarn nur unter ganz bestimmten, sehr seltenen Umständen ungefragt betreten darf. Die Sorge, dass Bauarbeiten die Wurzeln der eigenen Pflanzen schädigen könnten, reicht dazu nach nicht aus.