Frank Thelen: Datenanalyse und Cloud als größter Mehrwert der Digitalisierung

Die 5. InnoVario wird am 19. und 20. November 2019 in Bonn stattfinden. Dort wird Frank Thelen, europäischer Seriengründer und Tech-Investor, die Chancen technologischer Innovationen diskutieren. Vorab hat er im Interview schon Einblicke gegeben.

Digital_77650858_FO_Sergey-NivensDigital_77650858_FO_Sergey-NivensSergey Nivens – stock.adobe.com

Welche technologischen Innovationen bieten die größten Potenziale für deutsche Unternehmen?

Frank Thelen: Da gibt es aktuell einige: KI wird zukünftig in beinahe jeder Branche eine Rolle spielen. Aber auch 5G, Sensoren, Roboter und Co. bieten große Potenziale in Sachen Automatisierung und können somit die Effizienz in deutschen Unternehmen steigern. Richtig spannend wird es dann, wenn all diese Technologien ineinandergreifen. Dann wird es richtige Entwicklungssprünge geben. Deshalb ist es so wichtig, dass deutsche Unternehmen diese Potenziale erkennen und nutzen.

Wie gut sind deutsche Unternehmen bereits heute auf die zunehmend digitale Lebensrealität eingestellt?

Ich kann nicht für jedes Unternehmen sprechen, aber mein Eindruck ist, dass wir insgesamt eher schlecht aufgestellt sind. Wir Deutschen sind Bedenkenträger, wir meiden das Neue und bleiben lieber bei dem, was wir kennen und gut können. Das wird in Zukunft aber nicht mehr ausreichen. Ich bin mir zum Beispiel sehr sicher, dass in den meisten deutschen Unternehmen noch absoluter Papierwahnsinn herrscht. Wenn ich höre, dass in manchen Büros immer noch Faxgeräte stehen, macht mich das traurig. Mit Scanbot habe ich schon vor Jahren versucht, Papier in Büros abzuschaffen – damals leider ohne Erfolg. Inzwischen bieten wir aber ein SDK an, welches es Unternehmen ermöglicht, auf digitales Dokumentenmanagement umzustellen. Das ist die Zukunft und spart extrem viel Zeit, da die KI in der Software Dokumente auslesen und somit auch leichter finden kann.

Wie gut sind deutsche Versicherer bereits heute auf die zunehmend digitale Lebensrealität eingestellt?

Auch hier sehe ich noch Luft nach oben, aber immerhin haben die meisten Versicherungen meines Wissens nach inzwischen einen vernünftigen Onlineauftritt, wo bestehende und potentielle Kunden sich weitestgehend selbst informieren können. Ja, direkter Kundenkontakt ist gerade in der Versicherungsbranche noch sehr wichtig, aber dennoch kann durch gut strukturierte Onlineportale und zum Beispiel einen Chat als Kundenservice viel Zeit gespart werden.

In welchen Bereichen sehen Sie noch Nachholbedarf?

Auch wenn es im DSGVO-verliebten Deutschland ein heikles Thema ist: In der Datenanalyse. Mithilfe von Datenanalyse könnten Versicherer ihre Prozesse weitaus effizienter gestalten und ihren Kunden bessere und genauere Konditionen anbieten. Außerdem würde das Sammeln von Daten aus der Versicherungsbranche auch der medizinischen Forschung zu Gute kommen. Aber davon sind wir leider noch weit entfernt.

Wie gut gelingt es der Versicherungsbranche bisher die Chancen technologischer Innovationen zu nutzen?

Das ist schwer zu sagen, da ich nicht weiß, wie es im Inneren der Versicherungsbranche aussieht. Mein Gefühl ist jedoch, dass es der Versicherungsbranche aufgrund des heutigen Verhältnisses Deutscher zu Daten und Datensicherheit nicht leicht gemacht wird, die Chancen technologischer Innovationen zu nutzen.

Worin liegen die größten Mehrwerte der Digitalisierung für die Assekuranz?

Ganz klar in der Datenanalyse und der Cloud. Die Versicherungsbranche verwaltet eine so ungeheuer große Datenmenge, dass sie von der quasi unendlichen Speicherkapazität der Cloud profitieren kann und wenn die Datenanalyse richtig eingesetzt wird, können dadurch viele Prozesse effizienter gestaltet werden.

Welche Rolle spielen Startups und Neugründungen dabei?

In meinen Augen können Startups die Vorteile neuer technologischer Entwicklungen oft früher erkennen und besser umsetzen. Sie sind agiler und oft mutiger. Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, dass die führende Technologie zur Datenanalyse im Versicherungswesen von einem Startup entwickelt wird. Hier kann es als Versicherer ratsam sein, die Startup-Szene im Auge zu behalten und den Kontakt zu suchen. Wie in jeder Branche wünsche ich mir auch hier eine bessere Zusammenarbeit zwischen Startups und etablierten Unternehmen.

Welche Erwartungen haben Sie an die 5. InnoVario?

Ich freue mich auf einen offenen Austausch mit einer Branche, die in meinen Augen noch viel unausgeschöpftes Potenzial in der Digitalisierung hat, und die in den nächsten Jahren, wie die meisten Branchen, durch neue technologische Entwicklungen tiefgreifende Umbrüche erfahren wird.

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