Andreas Freiling: Digitalisierung führt zur Verschlankung der Kernprozesse

Die Ernst & Young GmbH unterstützt Versicherungsunternehmen beim digitalen Wandel. Andreas Freiling, Partner, Head of Insurance bei der Ernst & Young GmbH, freut sich bereits auf die 5. InnoVario und hat mit der experten-Report-Redaktion zuvor gesprochen.

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Was beziehungsweise wen sehen Sie als Innovationstreiber in der Assekuranz?

Innovationen bei Versicherungsunternehmen, die den Kern der Wertschöpfung betreffen, resultieren vor allem aus Veränderungen des Kundenverhaltens. Hinzu kommt, dass im aktuellen Niedrigzinsumfeld und bei insgesamt sinkender Produktrentabilität verstärkt auf Prozesseffizienz und Kostenkontrolle geachtet wird – auch dies bewirkt Innovationen. Schließlich spielt auch die Konkurrenz am Markt für Versicherungsprodukte, teilweise durch InsurTechs, eine Rolle.

Wie verändert die Digitalisierung die Strukturen in Unternehmen?

Durch den zunehmenden Einsatz digitaler Anwendungen wird eine Verschlankung der Kernprozesse erreicht, die üblicherweise mit dem Ersatz menschlicher Informationsverarbeitungskapazität durch maschinelle Informationsverarbeitungskapazität einhergeht. In den übrigen Bereichen, zum Beispiel Risikomanagement oder Compliance, führen verbesserte Methoden des Datenmanagements und der Datenanalyse zu effizienteren Steuerungs- und Überwachungsergebnissen. Versicherungsunternehmen, die sich der Digitalisierung aus Kostengründen entziehen wollen, haben in immer größer werdenden Umfang die Möglichkeit, betriebliche Funktionen auf Externe auszugliedern.

Welche sind die größten Potenziale, die sich durch die Nutzung und Analyse von Daten ergeben?

Im Pricing und im Underwriting wird durch verbesserte Datenanalysen eine realitätsnähere Bewertung von Risiken und damit eine risikogerechtere Bepreisung erreicht. Bei strategischen Fragestellungen verkürzt sich die Entscheidungsdauer, wodurch Versicherungsunternehmen flexibler auf Änderungen der Märkte oder der regulatorischen Rahmenbedingungen reagieren können.

Wie kann Ernst & Young Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen?

Wir unterstützen Versicherungsunternehmen in vielfältiger Weise bei der Digitalisierung. Zu den wesentlichen Dienstleistungen gehören Datenanalysen und Modellierungen durch unser Aktuarteam, Transformationen und Systemumstellungen durch unsere IT-Berater, Risikoanalysen und -bewertungen durch unseren Bereich Risk Advisory oder Projekte zur strategischen Neuausrichtung des Vertriebs durch unsere Strategieberater von EY Innovalue.

Wie schätzen Sie die Versicherungsbranche im Vergleich zu anderen Branchen in Bezug auf die Digitalisierung ein?

Als immaterieller Prozess setzt die Versicherungsproduktion definitionsgemäß die Verwendung von Daten voraus. Daher verfügen Versicherungsunternehmen bereits heute über ausreichend granulare Datenbestände, um ein risikoadäquates Versicherungsgeschäft sicherzustellen. Auch deshalb ist die digitale Transformation der Kerngeschäftsprozesse bereits in vollem Gange. Andererseits verändert sich das Kundenverhalten nur langsam und die regulatorischen Einflüsse nehmen zu.

Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Prüfung von Versicherungsunternehmen?

Durch den Einsatz innovativer Prüfungsinstrumente bei standardisierten Prüfungsprozessen gewinnen wir Zeit und Kapazitäten für die Lösung komplexer Fragestellungen. Dadurch verringert sich das Prüfungsrisiko und wir sind in der Lage, unsere Kunden frühzeitig über kritische Themen und deren Lösung zu informieren. Außerdem verändert sich die Art und Weise der Kommunikation mit unseren Kunden – zum Beispiel geben wir den von uns geprüften Versicherungsunternehmen die Möglichkeit, jederzeit Einblick in den Stand der Prüfungshandlungen zu nehmen.

Welche Erwartungen haben Sie an die 5. InnoVario?

Wie in den Vorjahren hoffen wir auf interessante Informationen über aktuelle Innovationen bei Versicherungsunternehmen, InsurTechs, Maklern und anderen Marktteilnehmern. Darüber hinaus ist uns der Austausch mit anderen Experten wichtig.

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