Privatvermögen auf dem Radar

Familienunternehmer sollten ihr Privatvermögen ebenso professionell managen wie ihre Firma. Ein systematisches Vermögensreporting und -controlling bietet viele Vorteile, auch für eine Übertragung an die nächste Generation.

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Viele Entscheider scheinen auf einem Auge blind zu sein: Während sie ihr Unternehmen hochprofessionell führen und nichts dem Zufall überlassen, behandeln sie ihr Privatvermögen stiefmütterlich. Sie lassen viele Dinge einfach laufen und agieren eher impulsiv. Oftmals fehlt ein vollständiger Überblick über die privaten Vermögenswerte, ebenso wie die Möglichkeit zur Kontrolle und Steuerung. Dies birgt in sich verändernden Märkten enorme Gefahren.

Ulrich Voss, Leiter Kapitalmarkt, Tresono Family Office

Viele Privatvermögen von Firmeninhabern sind breit angelegt und über Jahrzehnte unstrukturiert gewachsen. Das Vermögen erstreckt sich von Bankeinlagen, Wertpapieren sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen über Unternehmensanteile und Beteiligungen bis hin zu Vermietungsobjekten und Wohnimmobilien, womöglich inklusive Feriendomizil im Ausland. Einige Anlagen fußen auf spontanen Gelegenheiten oder auch freundschaftlichen Verbindungen.

Die Krux: Die meisten Werte führen ein Einzeldasein und sind nicht aufeinander abgestimmt. Die Vermögensstruktur weist oft erhebliche Risiken oder Wechselwirkungen auf, von denen die Inhaber nichts ahnen. Familienunternehmer gefährden mitunter den langfristigen Vermögenserhalt.

Klarheit statt Blindflug

Für viele Familienunternehmer ist ein systematisches Reporting und Controlling aller Anlagen ratsam. Je größer und vielschichtiger das Vermögen ist, desto dringlicher ist der Handlungsbedarf. Während das Reporting alle Informationen zu den maßgeblichen Vermögensanlagen in aggregierter Form erfasst (quantitativ), wertet das Controlling sie zusätzlich nach verschiedenen Parametern aus (qualitativ).

Ein professionelles Reporting und Controlling schafft die Basis, um die Vermögensstrategie systematisch zu überprüfen und gezielt weiterzuentwickeln. Diese Auswertungen versachlichen die Kapitalanlage und legen objektive Beurteilungskriterien an.

Die Vorteile sind vielfältig. Eine strukturierte Erfassung des Gesamtvermögens schafft maximale Transparenz der Anlagen und deren Wertentwicklung. Dabei werden auch eventuelle Risiken und ihre Wechselwirkungen untereinander aufgeführt. Es erfolgt ein Benchmarking aller Vermögensanlagen, einschließlich Leistungs- und Kostenkontrolle von Finanzdienstleistern. Im Zuge dessen werden alle Zu- und Abflüsse, einschließlich Steuerzahlungen, systematisch erfasst. Obendrein erfolgt auch eine Prüfung, ob alle Anlagegrenzen und Kostenvereinbarungen eingehalten werden.

Der Vermögensbericht liefert neben detaillierten Auswertungen auch die Grundlage für die Analyse und Bewertung aller Anlagen sowie die Risikosteuerung. Der Familienunternehmer gewinnt Klarheit darüber, ob die Vermögensverteilung der Kapitalmarktentwicklung und den vorhandenen Risiken optimal Rechnung trägt.

Je nach Bedarf lassen sich die Auswertungen individuell anpassen. Neben der Gesamtbetrachtung des Vermögens ist auch eine Zurechnung auf Personenebene sinnvoll. So kann jedes Familienmitglied nachvollziehen, welche Vermögenswerte es auf sich vereint und wie sie sich entwickeln.

Die Aufstellungen sind eine gute Grundlage zur Erstinformation von Familienangehörigen, um sie mit Vermögensfragen vertraut zu machen. Gleichzeitig vereinfachen sie den reibungslosen Vermögensübergang auf die nächste Generation. Die Auswertungen wappnen auch für Schicksalsschläge, die hoffentlich nie eintreten werden. Im Falle von Unfall, Krankheit oder Tod ist die Familie des Firmeninhabers besser informiert und deutlich schneller handlungsfähig.

Das richtige Vorgehen

Dynamische Marktentwicklungen, komplexe Produkte, ungeahnte Risiken: Immer mehr Familienunternehmer stoßen bei Anlageentscheidungen an ihre Grenzen. Sie vertrauen in Vermögensfragen verstärkt auf externe Expertise. So können sie sich mit ganzer Kraft ihren Kernkompetenzen und dem Tagesgeschäft widmen. Ein professionelles Vermögensreporting und -controlling ist ein wichtiger Baustein für die Zusammenarbeit mit spezialisierten Vermögensberatern und Family Offices. Auf diese Weise bleiben Vermögensinhaber stets auf dem Laufenden und können ihren Beratern die richtigen Fragen stellen.

Die Erstellung von Vermögensberichten erfordert eine sorgfältige Planung und Vorbereitung. Dabei sollten Familienunternehmer auf die Unterstützung kompetenter Partner zurückgreifen. Hierfür kommen vorrangig erfahrene Family Offices in Betracht, die alle Maßnahmen unter Einbindung des Steuerberaters koordinieren können. Der Vermögensinhaber sollte einen Anbieter wählen, der über hohe Kompetenzen in allen vorhandenen Anlageklassen verfügt.

Ganz wichtig ist ein Set-up für die Vermögensberichte, welches den persönlichen Anforderungen gerecht wird (siehe Infokasten „Auswertungen nach Maß“). Erfahrene Partner kennen die am Markt verfügbaren Buchungs- und Reportingsysteme und können gut einschätzen, welches System optimal für den Mandanten ist. Dies richtet sich zum Beispiel nach der Vermögensstruktur, dem Vermögensumfang und den Informationswünschen.

Der Nutzen von Vermögensberichten liegt in der Regel weit oberhalb der Kosten. Die Auswertungen bewahren vor Schnellschüssen und fördern gezielte Investitionsentscheidungen. Es werden Möglichkeiten zur Optimierung aufgezeigt, was ungeahnte Sparpotenziale eröffnet. Obendrein können die Aufstellungen auch einen vollständigen Steuerbericht liefern, wodurch sich die Steuerberatungskosten unter Umständen deutlich senken lassen. Die anfallenden Kosten variieren stark und hängen vorrangig von der Vermögensgröße, der Bandbreite der Anlagen und dem Turnus der Berichte ab. Für ein vollumfängliches Reporting und Controlling für ein Großvermögen fallen Kosten in Höhe von 0,07 und 0,25 Prozent pro Jahr an.

 Auswertungen nach Maß

1. Nicht zu allgemein: Jeder Vermögensinhaber hat spezielle Anforderungen. Gefragt sind individualisierbare Auswertungen, die der Vermögensstruktur und der Familiensituation Rechnung tragen. Der praktische Nutzen sollte stets im Vordergrund stehen.

2. Nicht zu viel: Nicht jede Kontobewegung muss aufgezeigt werden. Entscheidend ist ein aussagekräftiges Gesamtbild, am besten mit Kurzübersicht. So können auch unerfahrene Familienmitglieder die wesentlichen Anlagen und ihre Verteilung schnell erfassen.

3. Nicht zu oft: In dynamischen Märkten sind allzu enge Intervalle wenig hilfreich. In vielen Fällen empfiehlt sich zunächst ein halbjährlicher Turnus, der bei Bedarf durch unterjährige Auswertungen ergänzt wird.

Fazit

Firmeninhaber sollten das Privatvermögen ebenso professionell managen wie das eigene Unternehmen. Schließlich sind die privaten Werte die Früchte des herausfordernden unternehmerischen Lebens. Ein professionelles Vermögensreporting und -controlling ist unerlässlich, um komplexe Vermögensentscheidungen zu steuern und zu bewerten. Eine laufende Auswertung schafft Klarheit innerhalb der Familie und gegenüber Dienstleistern.

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