Auch wenn gerade mal 6 Prozent der Unternehmen mit 20 oder mehr Mitarbeitern in Deutschland künstliche Intelligenz einsetzen, sind fast drei Viertel der Meinung, dass KI die wichtigste Zukunftstechnologie ist. Dies geht aus einer Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom hervor.
Nur 22 Prozent planen die KI-Nutzung oder diskutieren derzeit über eine mögliche Nutzung.
Vor einem Jahr fiel der Anteil mit 2 Prozent KI-Nutzern und 9 Prozent, die planen oder diskutieren, aber noch deutlich niedriger aus.
Achim Berg, Bitkom-Präsident, dazu:
„Wir haben bei Künstlicher Intelligenz kein Erkenntnis-, sondern ein massives Umsetzungsproblem. In den Unternehmen gibt es einen breiten Konsens über die herausragende Bedeutung der Technologie für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft. Aber die Mehrheit tut sich schwer damit, dieses Wissen für das eigene Geschäft zu nutzen.“
KI als Gefahr fürs Unternehmen
Jedes vierte Unternehmen sieht Künstliche Intelligenz als eine Gefahr für das eigene Unternehmen an. 17 Prozent sehen sogar ihre Existenz bedroht. Zudem erwarten mehr als 80 Prozent der Unternehmen, dass ausländische Digitalunternehmen durch ihre führende Stellung bei KI zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz deutscher Kernindustrien wie etwa der Automobilbranche werden.
KI als Chance für Unternehmen
55 Prozent der Unternehmen sehen KI für sich selbst aber vor allem als Chance. Und je größer das Unternehmen ist, desto mehr Chancen werden gesehen. So sehen nur 53 Prozent der Unternehmen mit 20 bis 99 Mitarbeitern KI als Chance, bei Unternehmen mit 100 bis 499 Beschäftigten sind es aber 73 Prozent, in der Gruppe von 500 bis 1.999 Mitarbeitern 74 Prozent und bei 2.000 oder mehr Mitarbeitern sogar 84 Prozent.
14 Prozent aller Unternehmen gehen allerdings davon aus, dass KI gar keine Auswirkungen auf das eigene Geschäft hat.
Achim Berg sagt:
„KI ist eine Schlüsseltechnologie, die Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und Branchen haben wird. Zu erwarten, dass man selbst davon nicht berührt wird, ist ungefähr so plausibel wie zu glauben, man werde beim Versteckspiel nicht gefunden, wenn man sich nur fest genug die Augen zuhält.“
Unterstützung vor allem bei einfachen Aufgaben
Rund zwei Drittel geben an, KI im Marketing für sogenanntes „Targeting“ und personalisierte Werbung zu nutzen. Bei 40 Prozent unterstützt KI bei der automatisierten Buchung von Zahlungen und bei der automatisierten Beantwortung von Anfragen oder Reklamationen. Jedes dritte Unternehmen gibt an, KI für die Preisoptimierung zu nutzen, jedes Vierte (25 Prozent) für die vorausschauende Wartung. 19 Prozent nutzen KI zur Planung von Transportrouten, 17 Prozent zur Erstellung automatisierter Forecasts.
Selten eingesetzt wird KI zur Vorauswahl von Bewerbern (2 Prozent) und bei der Produktentwicklung, etwa durch Simulationen (1 Prozent).
Unternehmen, die bislang noch keine KI einsetzen, schweben vor allem Szenarien vor, wo eine KI Anfragen und Reklamationen automatisch beantwortet (95 Prozent), Transportrouten plant (88 Prozent), vorausschauend Wartung empfiehlt (86 Prozent), automatisch Zahlungen bucht (84 Prozent) und Werbung personalisiert (83 Prozent). Ebenfalls häufig genannt wird der KI-Einsatz für automatisierte Forecasts (78 Prozent) und Preisoptimierung (70 Prozent). Aber auch den Einsatz von KI für die Produktentwicklung (56 Prozent) und die Vorauswahl von Bewerbern (54 Prozent) können sich die Unternehmen vorstellen.
Erwartete Vorteile durch Einsatz
Rund jedes zweite Unternehmen gibt an, dass KI die Mitarbeiter entlastet und menschliche Fehler im Arbeitsalltag vermeidet. 35 Prozent erwarten schnellere und präzisiere Problemanalysen. Jeweils gut jedes vierte Unternehmen rechnet durch KI mit einem reduzierten Ressourcenverbrauch und einer geringeren Umweltbelastung (27 Prozent), erwarten, dass sich Mitarbeiter dank KI auf wichtigere Aufgaben konzentrieren können (26 Prozent) und dass die KI Fachwissen liefert, das sonst nicht vorhanden wäre (24 Prozent). Wenig Hoffnung machen sich die Unternehmen hingegen, dass ihnen eine KI Kosten spart (16 Prozent) oder dass sie völlig neue Produkte und Dienstleistungen ermöglicht (15 Prozent).
Nur selten Investitionen in KI geplant
Gerade einmal 15 Prozent planen KI-Investitionen und nur 6 Prozent geben an, bereits in der Vergangenheit investiert zu haben. 13 Prozent planen für das kommende Jahr oder später KI-Ausgaben. Die große Mehrheit von 59 Prozent hat aber noch nie in KI investiert und hat auch keine entsprechenden Pläne.
Als Hauptgründe für die Investitionszurückhaltung nennen die befragten Manager und Unternehmer fehlende Zeit (70 Prozent) und dass es im Unternehmen niemanden gibt, der sich um das Thema kümmert (56 Prozent). Bei jeweils 44 Prozent dauert der Entscheidungsprozess noch an oder man zögert noch, um zunächst die Erfahrungen anderer abzuwarten. 38 Prozent geben an, für KI kein Geld zu haben und 36 Prozent beklagen die unklare Rechtslage. Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) sieht keinen Nutzen von KI für das eigene Unternehmen.
Bitkom hat ein Impulspapier „KI-Forschung in Deutschland – Der schwere Weg zu 100 neuen KI-Professuren“ veröffentlicht, das eine Bestandsaufnahme zur KI-Forschung an den Universitäten in Deutschland liefert. Demnach gibt es aktuell 164 KI-Professuren an Universitäten in Deutschland. Die mit Abstand meisten in Baden-Württemberg (39), Bayern (30) und Nordrhein-Westfalen (23), die wenigsten in Sachsen (2) und Mecklenburg-Vorpommern (1).