US-Notenbank Fed deutet Kurswechsel an

Nach gegenwärtiger Lage dürfte die US-Notenbank Fed den Beginn des „Tapering“ im November ankündigen. Bezüglich der ersten Zinserhöhung im kommenden Jahr ist der Offenmarktausschuss (FOMC) allerdings geteilter Meinung, während der Median im Jahr 2022 den Beginn der Zinserhöhung anzeigt.

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Die September-Sitzung befasste sich insbesondere mit dem Tapering und einem Update des Dot-Plots der Fed bis 2024. Die Ankündigungen hierzu deuten auf einen im Rahmen der Erwartungen eher restriktiven Kurs hin. Hinsichtlich einer Drosselung des QE-Programms der Fed im Umfang von 120 Milliarden US-Dollar sagte Powell, dass sie bei fortgesetzter Erholung am Arbeitsmarkt bald erfolgen werde.

Beschleunigung des Tapering-Prozesses

Die Inflationsbedingungen für ein Tapering sind bereits gegeben, worauf Powell schon auf dem Jackson Hole Symposium hingewiesen hatte. Zum Tempo der Reduzierung erklärte Powell, dass bei einer fortlaufenden Erholung ein schrittweiser und bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossener Tapering-Prozess angemessen sein dürfte.

Demnach würden die Anleihenkäufe bis zum Ende des zweiten Quartals 2022 monatlich um 15 bis 20 Milliarden US-Dollar reduziert – je nachdem, ob im Dezember oder Januar damit begonnen wird. Das wäre schneller als beim Tapering im Jahr 2014.

Uneinigkeit bei Anhebung des Median

Die Anzeichen für Zinserhöhungen im Dot-Plot haben zugenommen, wobei der Median für das Jahr 2022 nun eine komplette Zinserhöhung anzeigt. Im Juni deutete sie keine Anhebung an (siehe Grafik unten). Bezüglich einer Anhebung im kommenden Jahr ist der Ausschuss geteilter Meinung. Bei den Anleihen-Futures wurde bereits eine Erhöhung für 2022 eingepreist, weshalb sich die Fed in diese Richtung bewegte.

Die Medianprognose für 2023 weist neu drei zusätzliche Anhebungen (von zwei in der Juni-Prognose) und nun drei Anhebungen im Jahr 2024 aus. Ab 2023 ist die Streuung der Prognosekurven allerdings recht hoch .

Rückkehr der Vollbeschäftigung bedingt schnelleren Zinserhöhungszyklus

Auf der Pressekonferenz versuchte Powell, die Erwartungen im Hinblick auf Zinserhöhungen ein wenig zu dämpfen und erklärte, dass die Hürde für eine Zinsanhebung viel höher sei als für die Drosselung der Wertpapierkäufe. Die Bedingungen für ein Tapering, so Powell, seien «fast erfüllt» und man warte nur auf hinreichend gute Arbeitsmarktzahlen.

Doch insgesamt zeigt der Dot-Plot, dass die Rückkehr zur Vollbeschäftigung bis Ende nächsten Jahres und die über dem Zielwert liegende Inflation den Ausschussmitgliedern Zuversicht für einen schnelleren Zinserhöhungszyklus gibt.

Wichtig ist ferner, dass Powell während der Fragerunde erklärte, dass eine Zinserhöhung vor Abschluss des Tapering-Prozesses seiner Ansicht nach unwahrscheinlich sei, da es widersprüchlich wäre, zinsseitig zu straffen und parallel dazu weiter Anleihen zu kaufen.

Marktreaktion eher verhalten

Im Vergleich zum restriktiven Ton der Sitzung fiel die Marktreaktion eher verhalten aus: Die Renditen zehnjähriger Treasuries gaben um zwei Basispunkte nach und die Zinskurven flachten im Zuge der stärkeren Preisanpassung am kurzen Ende ab.

US-Aktien schlossen mit einer Veränderung gegenüber dem Beginn der Fed-Sitzung, da die Märkte aufgrund nachlassender Bedenken hinsichtlich der "Ansteckungsgefahr " durch die Schieflage des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande nach oben tendierten (der S&P notierte um 1 Prozent höher).

US-Dollar legte zum Handelsschluss zu

Auf die Frage nach möglichen Auswirkungen der Evergrande-Situation auf den US-Unternehmensmarkt antwortete Powell, dass die direkten Auswirkungen nicht signifikant seien:

Es gibt nicht viele direkte Auswirkungen auf die USA. Das Engagement der grossen chinesischen Banken ist nicht übermässig umfangreich, doch man kann besorgt sein wegen möglicher Auswirkungen auf die globale Finanzlage infolge eines globalen Vertrauensverlustes und dergleichen.

Eine eigene Analyse legt bislang nahe, dass die direkten Auswirkungen auf den US-Kreditmarkt sehr begrenzt bleiben dürften. Die Arbeitslosigkeits- und Inflationsprognosen für 2021 wurden den Erwartungen entsprechend nach oben korrigiert (siehe Tabelle 1). Die Arbeitslosigkeit wird voraussichtlich zum Jahresende bei 4,8 Prozent liegen (gegenüber 4,5 Prozent im Juni).

Ausschuss rechnet 2024 mit einem Wachstum

Für das kommende Jahr ist mit einem Rückgang auf 3,8 Prozent zu rechnen. Die BIP-Prognose für 2021 wurde von 7,0 Prozent auf 5,9 Prozent nach unten und für 2022 von 3,3 Prozent auf 3,8 Prozent nach oben korrigiert.

Der Ausschuss geht für 2024 weiter von einem Wachstum von 2,0 Prozent aus, das damit über der Langzeitprognose von 1,8 Prozent liegt. Powell erläuterte, dass die niedrigeren Wachstumsprognosen für dieses Jahr mit anhaltenden angebotsseitigen Beschränkungen und der Verbreitung der Delta-Variante in den vergangenen Monaten zusammenhängen, aber immer noch mit einer starken Aktivität in den kommenden Quartalen vereinbar sind.

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