Regelmäßige Pausen während der Arbeit sind sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter sinnvoll. Sie erhöhen die Produktivität, steigern das Wohlbefinden und verhindern Unfälle und Fehler.
Laut einer gemeinsamen Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der internationalen Arbeitsorganisation (IAO) erhöhen zu lange Wochenarbeitszeiten und unzureichende Pausen die Todesfälle durch Herzkrankheiten und Schlaganfall deutlich. In Deutschland soll die dies durch die gesetzliche Pausenregelung verhindert werden. Diese schreibt bei einer Arbeitszeit zwischen sechs und neun Stunden eine Pause von 30 Minuten und ab einer Arbeitszeit von neun Stunden eine Pause von 45 Minuten vor.
Wie eine Umfrage der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) halten viele Angestellte die vorgeschriebenen Pausen jedoch nicht. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) der 17.000 Befragten gab, regelmäßig Pausen ausfallen zu lassen. Dr. Johannes Wendsche, Psychologe bei der BAuA dazu:
Bezeichnend ist, dass genau diese Gruppe häufiger über psychosomatische Beschwerden berichtete – etwa Schlafprobleme, Müdigkeit oder Gereiztheit. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, die Pausen einzuhalten.
Pausen schützen vor Überlastung
Professor Gerhard Blasche von der Medizinischen Universität Wien, zu dessen Forschungsschwerpunkten der Einfluss von Pausen während der Arbeit gehört erklärt:
Pausen entlasten Körper und Geist.
Wie sich Menschen bei der Arbeit entspannen, ist laut Blasche sehr individuell und kann von ein paar Kniebeugen über ein Gespräch mit den Kollegen bis zu einem Blick in die Natur verschiedenste Möglichkeiten umfassen. Blasche weiß:
Das Wichtigste ist, sich die Pausen zu nehmen.
Pausenforschung seit 100 Jahren
Der Arbeitsmediziner Otto Graf entdeckte bereits in den 1920er-Jahren als einer der Pioniere der Pausenforschung, dass die Arbeitsproduktivität und die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeiter sich verbessert, wenn diese regelmäßig eine Pause einlegen.
Inzwischen haben sich hunderte Studien mit diesem Thema beschäftigt. Diese bestätigen laut einer Metastudie der BAuA unter Leitung von Wendsche die positiven Aspekte der regelmäßigen Pausen. Ausgewertet haben die Wissenschaftler für ihre Metastudie 160 Publikationen aus der Pausenforschung der letzten 25 Jahre. Wensche erklärt:
Der Körper baut in Pausen Müdigkeit ab.
Dies führt laut der Metastudie nicht nur zu einer höheren Produktivität und weniger Fehlern, sondern verbessert auch das seelische Wohlbefinden und verhindert körperliche Beschwerden. Am stärksten wird die Müdigkeit laut Wendsche am Anfang einer Pause abgebaut.
Dieser Effekt sorgt dafür, dass bereits sehr kurze Pausen von nur fünf Minuten effektiv sind. Wendsche empfiehlt deshalb lieber häufiger eine kurze Pause einzulegen als selten eine lange Pause. In der gesetzlichen Pausenregelung sind Pausen unter 15 Minuten für die meisten Berufe jedoch nicht vorgesehen.
Unternehmen sollten Mitarbeiter zu Pausen motivieren
„Betriebe sollten ihre Beschäftigten aber dazu motivieren, sie zu nehmen“, findet Wendsche. Weil sich dies auch auf die Produktivität auswirkt und Fehler sowie Unfälle verhindert, sind regelmäßige Kurzpausen auch aus betriebswirtschaftlicher Perspektive sinnvoll.
Außerdem nehmen sich die Mitarbeiter die Kurzpausen auch ohne Erlaubnis des Unternehmens ohnehin. Der Experte erklärt:
Es ist belegt, dass zwischen fünf und 15 Prozent der Arbeitszeit sogenannte maskierte Pausen gemacht werden.
Ist dies durch eine Erlaubnis zu Kurzpausen nicht mehr nötig, erhöht sich die tatsächliche Pausenzeit also kaum.
Mikropausen während der Arbeit
Die positiven Auswirkungen der sogenannten „Mikropausen“ bestätigt auch eine Studie der North Carolina State University, die im renommierten Fachmagazin ScienceDaily publiziert wurde. Definiert sind Mikropausen dort als „kurze, freiwillige und spontane Momente der Ruhe während des Arbeitstages“. Die Analyse zeigt, dass kurze Pausen dabei helfen, dass Energielevel zu stabilisieren und sich besser auf die konzentrieren zu konzentrieren.
„Eine Fünf-Minuten-Pause kann Gold wert sein, wenn man sie zur richtigen Zeit nimmt. Unsere Studie zeigt, dass es im besten Interesse des Arbeitgebers ist, seinen Angestellten die Freiheit zu geben, Mikropausen einzulegen, wenn es nötig ist“, so Co-Autorin Sophia Cho. Die Wissenschaftler konstatieren somit, dass „Mikropausen dabei helfen, mit den Energieressourcen im Laufe des Tages zurechtzukommen“.