Jeder fünfte Deutsche war schon einmal überschuldet

Viele Privatpersonen in Deutschland sind von Schulden beziehungsweise Überschuldung betroffen, doch nicht jeder spricht offen darüber. Um hierzu Einblicke zu gewinnen, hat Lowell gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen YouGov über 2.000 Personen zu ihrer Einstellung zu Schulden befragt. Ein Auszug der Ergebnisse wurde nun auf der Website des Unternehmens veröffentlicht. 20 Prozent aller Befragten geben an, dass sie schon einmal überschuldet waren, sprich: ihren Schuldenbetrag nicht mehr mit laufenden Einnahmen oder aus bestehendem Vermögen abbauen konnten. Die Gründe für eine Überschuldung sind regelmäßige Ausgaben für die Lebenshaltung gefolgt von unvorhergesehenen Kosten wie eine Reparatur an Haus und Auto. Auch unterschätzen manche Menschen größere Anschaffungen und geraten dadurch in eine finanzielle Schieflage.

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Welchen Einfluss Corona auf die Schuldenlast hatte

Die Corona-Zeit haben die Bürger offensichtlich genutzt, um in Summe ihre Schulden zu reduzieren. Jeder vierte Befragte berichtet von einer veränderten Schuldensituation. 16 Prozent der Verschuldeten haben es geschafft, Schulden abzubauen. 8 Prozent gaben an, heute viel weniger Schulden zu haben als vor der Pandemie. Es gab aber auch finanzielle Verlierer in der Pandemie. 9 Prozent haben in der Zeit Schulden angehäuft – in erster Linie zur Deckung von Lebenshaltungskosten. Weiterhin wurde das Geld für Shopping ausgegeben oder in die Gestaltung der Wohnung investiert. Anders ist das Bild, wenn man sich die jungen Leute zwischen 18 und 34 Jahren anschauen. Ihnen hat die Pandemie finanziell zugesetzt. Ihre Schuldenlast wurde in der Pandemie tendenziell größer.

Was sind die Hauptursachen für die Überschuldung und ab wann besteht Grund zur Sorge?

Die Umfragewerte seien ein Spiegelbild der internen Daten von Lowell, so Holger Rampe, Commercial Director bei Lowell in DACH und zuständig für Data & Analytics. Lebenshaltungskosten wie Miete, Strom, Heizung, Kleidung oder Lebensmittel als Ursache der Überschuldung würden laut ihm eine immer größere Rolle spielen. Und diese seien nicht so ohne weiteres reduzierbar.

Doch bis zu welchem Punkt sind Schulden noch tragbar und wann machen sich die Menschen ernsthaft Sorgen? Die Ergebnisse der Umfrage zeigen: 36 Prozent der Befragten fühlen sich mit monatlichen Zahlungsverpflichtungen von nur 1 bis 25 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens wohl, fast ebenso viele bleiben mit 26 bis 50 Prozent noch entspannt. Mit zunehmendem Alter sinkt diese „Schuldentoleranz“ allerdings deutlich.

Viele sprechen nur mit engsten Vertrauten über Schulden

Um die psychischen Belastungen, die mit Schulden einhergehen, zu mindern, ist Offenheit gegenüber dem sozialen Umfeld ein wesentlicher Faktor. Doch während sich viele Verschuldete ihrem Partner, Familienmitgliedern oder Freunden anvertrauen, geben 25 Prozent der Befragten an, mit niemandem über ihre Schulden zu sprechen. Vor allem Menschen mit geringem Einkommen sowie Ältere haben Schwierigkeiten, sich zu öffnen. Dabei wäre gerade das der erste Schritt, um sich aus der eigenen Schuldensituation zu befreien.

Hier müssen Inkassounternehmen ansetzen und Konsumenten mit Hilfe einer zielgruppengerechten Ansprache dazu zu ermutigen, gemeinsam eine Lösung für ihre finanzielle Situation zu finden. Die Zahlen machen jedenfalls Mut: Der Weg aus den Schulden ist möglich. Den 20 Prozent in der Vergangenheit Überschuldeten stehen lediglich 5 Prozent gegenüber, die angeben, aktuell überschuldet zu sein. Holger Taubmann, Managing Director DACH, beschreibt den ethischen Ansatz seines Unternehmens:

Auch hier gilt: Sich zu öffnen und sich mit der Situation ehrlich auseinanderzusetzen, ist der erste Schritt zur Bewältigung.
Für Menschen in schutzbedürftigen Situationen gebe es zusätzlich ein eigenes Programm, das diese Konsumenten besonders behandele. Man würde laut eigenen Angaben ihre ethische Verantwortung sehr ernst nehmen. Bilder: (1) © lassedesignen – stock.adobe.com (2–4) © Lowell Financial Services GmbH

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